Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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Foto: Archiv Bezirksmuseum Leopoldstadt / Inv 1146, Nr 683,<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Kultur<br />
Das Südportal des »Industriepalastes« (oben) und das Westportal des »Kunstpalastes«<br />
(unten) auf Postkarten von 1873<br />
104<br />
Zeichen realwirtschaftlicher Anliegen wie<br />
Informationsaustausch, Präsentation technischer<br />
Neuheiten und Absatzförderung. Die<br />
Weltausstellung in Wien sollte darüber hinaus<br />
in größerem Umfang der geistigen Kultur<br />
und ihrer Förderung sowie der Kulturgeschichte<br />
Rechnung tragen.<br />
Diese umfassenden Ansprüche, die enorme<br />
Anzahl von 53.000 Ausstellern, der Bogen<br />
von alltäglichen Belangen bis zu höchstentwickelten<br />
Gebieten der Technik waren<br />
eine enorme Herausforderung und sollten<br />
auch in der Architektur Ausdruck finden.<br />
Drei große Ausstellungshallen, nämlich eine<br />
Industrie-, eine Maschinen- und eine Kunsthalle,<br />
drei kleinere „Agriculturhallen“ und<br />
eine Vielzahl von zusätzlichen Gebäuden und<br />
Pavillons waren geplant, so daß der Eindruck<br />
einer riesigen Ausstellungsstadt entstehen<br />
sollte.<br />
Der repräsentative Kaiserpavillon wurde<br />
von 73 Wiener Industriellen und Gewerbetreibenden<br />
gestiftet. Er wurde von bekannten<br />
Firmen wie Lobmeyr (Glas), Biró (Kunstschlosserei),<br />
C. Bühlmayer (Vergoldungen),<br />
Philipp Haas und Söhne (Teppiche, Möbelstoffe),<br />
Paulik (Kunsttischler) und Bösendorfer<br />
(Klaviere) ausgestattet und erst am<br />
26. August 1873 dem Herrscherpaar übergeben.<br />
Rund 200 weitere Pavillons und Gebäude<br />
bildeten diese fast unüberschaubare Ausstellungsstadt.<br />
Einen besonderen Reiz übten<br />
die nach thematischen Gesichtspunkten geordneten<br />
Gebäudegruppen wie das orientalische<br />
Viertel mit der Ägyptischen Moschee,<br />
der japanische Garten oder das „Ethnographische<br />
Dorf“ aus mehreren Bauernhäusern<br />
aus.<br />
Foto: Archiv Bezirksmuseum Leopoldstadt / Inv 3303-20, Nr 157<br />
Voranschläge halten und <strong>hat</strong>te binnen kurzer<br />
Zeit den Kreditrahmen ausgeschöpft. Allein<br />
die Rotunde <strong>hat</strong>te diese ersten sechs Millionen<br />
verschlungen. Da man aber dieses<br />
großartige Unternehmen jetzt nicht mehr<br />
absagen konnte, mußte die Regierung weiteres<br />
Geld bewilligen. Insgesamt wurden 15,7<br />
Millionen Gulden von der Regierung aufgebracht.<br />
Nicht berücksichtigt sind dabei die<br />
Ausgaben der Stadt Wien, der Länder und<br />
der teilnehmenden Unternehmen. Eine endgültige<br />
Abrechnung gab es nie…<br />
Global und erstmals umfassend<br />
Das offizielle Ziel war es, die Entwicklung<br />
und Leistung der gesamten Menschheit<br />
zur Darstellung zu bringen. Frühere lokale<br />
Gewerbeausstellungen standen vorrangig im<br />
Der Bau der Rotunde<br />
Bis auf den Kristallpalast von London,<br />
der nach Ende der ersten Weltausstellung<br />
1851 umgebaut und an einen anderen Standort<br />
versetzt wurde, waren alle bei den vorhergehenden<br />
Weltausstellungen errichteten<br />
spektakulären Ausstellungsbauten nur kurzfristig<br />
in Verwendung.<br />
Das zentrale Gebäude bei der Wiener<br />
Weltausstellung 1873 war die Rotunde. Das<br />
Gebäude war eine Eisen-Holzkonstruktion<br />
und war ursprünglich der Mittelteil des sogenannten<br />
Industriepalastes. Sie war ein quadratischer<br />
Bau mit vier umlaufenden, 190 m<br />
langen und 12,63 m breiten Seitengalerien,<br />
die durch sogenannte Transepte, hallenartige<br />
Verbindungsgänge, mit dem von einer riesigen<br />
Kuppel gekrönten runden Mittelteil verbunden<br />
waren. Einer dieser Transepte von<br />
25,26 m Breite diente als Haupteingang mit<br />
einem triumphbogenartigen Portal, das nach<br />
Entwürfen von Ferdinand Laufberger, die<br />
von Bildhauer Vinzenz Pilz ausgeführt wurden,<br />
geschmückt war. Dort konnte man auch<br />
den Leitsatz des Kaisers, „Viribus Unitis“<br />
(Mit vereinten Kräften) lesen.<br />
Das Dach des Zentralbaus ruhte auf 32<br />
Säulen, die einen Kreis bildeten, dessen<br />
innerer Durchmesser 101,73 Meter betrug.<br />
Die Säulen wurden durch einen kastenförmigen<br />
Ring verbunden, auf dem ein weiterer<br />
Ring und darauf das kegelförmige, taubengrau<br />
gestrichene Dach ruhten. Dieses wurde<br />
von zwei „Laternen“ übereinander gekrönt.<br />
Zuoberst thronte eine über fünf Meter hohe<br />
Nachbildung der Kaiserkrone aus feuervergoldetem<br />
Schmiedeeisen, angefertigt vom<br />
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