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Tirol hat gewählt - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />

<strong>Österreich</strong>, Europa und die Welt<br />

Brücken zur alten Heimat<br />

Jewish Welcome Service lud 70 jüdische EmigrantInnen<br />

und Überlebende aus sechs Nationen nach Wien ein.<br />

32<br />

Foto: RK / Walter Schaub-Walzer<br />

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Susanne Trauneck (Generalsekretärin<br />

des »Jewish Welcome Service«), Barbara Grötschnig (Wiener Städtische<br />

Versicherungsverein) und die Komponistin Erika Fox<br />

Im Rahmen des „Jewish Welcome Service“<br />

sucht die Stadt Wien aktiv Kontakt zu<br />

jüdischen EmigrantInnen und Überlebenden<br />

des Holocaust. Tausende Vertriebene und ihre<br />

Nachkommen wurden in den letzten 30 Jahren<br />

auf diesem Weg nach Wien geholt. „Die<br />

Stadt Wien versteht diese Einladung nicht<br />

nur als Geste der Versöhnung, sondern auch<br />

als Bemühung, die Erinnerung wach zu halten<br />

an das wohl dunkelste Kapitel der österreichischen<br />

Geschichte“, erklärte Wiens<br />

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am<br />

16. April bei einem Empfang für die jüdischen<br />

Gäste des „Jewish Welcome Service“<br />

im Wiener Rathaus.<br />

„Wir wollen möglichst vielen Vertriebenen<br />

und Überlebenden die Gelegenheit geben,<br />

ihre alte Heimat zu besuchen und ihren<br />

mitgereisten Kindern die Stadt zu zeigen, in<br />

der sie ihre Kindheit und Jugend verbrachten.<br />

Wir wollen Brücken bauen – auch zur<br />

nächsten Generation – und den jüdischen<br />

Gästen zeigen, daß das Wien der Gegenwart<br />

so sehr ihr zu Hause ist, wie es das für Hunderttausende<br />

ihrer Vorfahren vor dem Nationalsozialismus<br />

war“, so Mailath.<br />

„Mit dieser Einladung zeigt die Stadt<br />

Wien, wie wichtig ihr die ö#ffentliche Wahrnehmung<br />

und die Annerkennung des Leides<br />

der Holocaust-Überlebenden und ihrer Familien<br />

sind“, so Susanne Trauneck, Generalsekretärin<br />

des „Jewish Welcome Service“,<br />

der bis 21. April Gastgeber einer Gruppe von<br />

JüdInnen war, die in ihrer Jugend aus <strong>Österreich</strong><br />

vertrieben wurden. Die Gäste – insgesamt<br />

70, darunter auch viele Kinder und Enkelkinder<br />

– kamen diesmal aus den USA,<br />

Israel, Argentinien, Mexico, Australien und<br />

England. Im Rahmen des Aufenthalts standen<br />

auch Besichtigungen jüdischer Einrichtungen,<br />

eine Stadtrundfahrt sowie Besuche<br />

im Rathaus und im Bundeskanzleramt auf<br />

dem Programm. Darüber hinaus <strong>hat</strong> die jüdische<br />

Komponistin Erika Fox im Institut für<br />

Wissenschaft und Kunst in der Berggasse<br />

über ihre Wiener Wurzeln erzählt („Music<br />

from the Roots“ – eine Veranstaltung der<br />

Frauen AG der österreichischen Gesellschaft<br />

für Exilforschung).<br />

Marion Wolff, sie ist als Achtjährige mit<br />

dem „Kindertransport“ nach England dem<br />

Nazigreuel entkommen, <strong>hat</strong> einen Zeitzeugenvortrag<br />

in der Berufsschule Castelligasse<br />

gehalten. Die SchülerInnen waren sehr berührt<br />

und es war für sie sehr interssant über<br />

diese Geschehenisse zu hören. Wolff erzählte<br />

von den straßenwaschenden Juden in der<br />

Seitenstettengasse, daß Kinder sie mit Steinen<br />

beworfen haben und wie es ihr auf ihrer<br />

Fahrt ins unbekannte England gegangen ist.<br />

Es war sehr emotional.<br />

Auch der Heurigenbesuch war wie immer<br />

was Besonderes. Die Gäste haben mitgesungen<br />

und auch getanzt. Trotz all dem, was<br />

ihnen widerfahren ist, haben sie sich in Wien<br />

wohlgefühlt und gemeint, sie würden sehen,<br />

daß es Veränderungen zum Positiven gebe.<br />

Der Jewish Welcome Service<br />

1980 wurde die Organisation auf Initiative<br />

des damaligen Bürgermeisters Leopold<br />

Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel gemeinsam<br />

mit dem 2007 verstorbenen Leon<br />

Zelman gegründet. Präsident ist der jeweilige<br />

Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere<br />

Aufgaben neben dem Besuchsprogramm<br />

sind die Unterstützung von Gedenk- und<br />

Erinnerungsinitiativen sowie Information<br />

und Service für jüdische Wien-BesucherInnen.<br />

Darüber hinaus organisiert der „Jewish<br />

Welcome Service“ auch Einladungen für die<br />

jüngere Generation. Finanziert wird dessen<br />

Tätigkeit von der Stadt Wien, mit Unterstützung<br />

der Republik <strong>Österreich</strong>.<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />

Seit 2012 unterstützt der Wiener Städtische<br />

Versicherungsverein, Hauptaktionär der<br />

Vienna Insurance Group, die Arbeit des<br />

„Jewish Welcome Service“. Neben der Förderung<br />

von kulturellen und sozialen Projekten<br />

sieht sich der Wiener Städtische<br />

Versicherungsverein als Brückenbauer zwischen<br />

Kulturen und Generationen. Das<br />

Thema der Vertreibung und Rückkehr findet<br />

sich auch in seiner Geschichte. So waren<br />

Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

ihre Heimat <strong>Österreich</strong> verlassen<br />

mußten, maßgeblich am Wiederaufbau und<br />

nachhaltigen Erfolg des Unternehmens beteiligt.<br />

Leon Zelman (1928-2007)<br />

ist 1928 in Szczekociny, Polen, geboren. Er<br />

war Überlebender der Konzentrationslager<br />

Auschwitz und Mauthausen-Ebensee, wo er<br />

im Mai 1945 von den Amerikanern befreit<br />

wurde. 1946 Ankunft in Wien. Nach Abschluß<br />

der Matura Beginn des Studiums der<br />

Zeitungswissenschaften an der Universität<br />

Wien, das er 1954 mit dem Doktorat abschloß.<br />

Während des Studiums war Zelman<br />

führender Funktionär der Jüdischen Hochschülerschaft.<br />

1963 übernahm er vom <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Verkehrsbüro die Leitung des<br />

Reisebüros City, um den Israel-Tourismus<br />

aufzubauen.<br />

•<br />

http://www.jewish-welcome.at/de/index-de.html

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