Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Bereits zum vierten Mal ist der Dalai<br />
Lama in Südtirol zu Gast, dessen Autonomie-Modell<br />
von den Vertretern der Exiltibeter<br />
in den letzten Jahren im Detail studiert<br />
worden ist. Diesmal, am 9. und 10. April, war<br />
der Besuch allerdings weniger ein Studienaufenthalt:<br />
„Wir sind hoch erfreut, daß der<br />
Dalai Lama uns die Ehre erweist und den<br />
Südtiroler Minderheitenpreis persönlich entgegen<br />
nimmt“, so Landeshauptmann Durnwalder,<br />
der den hohen Besuch am Flughafen<br />
Bozen empfangen <strong>hat</strong>te. „Wir empfinden die<br />
Zuerkennung dieses Preises als kleinen Beitrag,<br />
den unermüdlichen Einsatz des Dalai<br />
Lama um die Tibeter zu würdigen und ihn<br />
dafür zu ehren, daß er stets nach friedlichen<br />
Lösungen für das Tibet-Problem gesucht<br />
<strong>hat</strong>“, so Durnwalder.<br />
Alle zwei Jahre vergibt die Landesregierung<br />
den Südtiroler Minderheitenpreis an<br />
Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich<br />
besonders um den Schutz und die Förderung<br />
von Minderheiten verdient gemacht haben.<br />
In diesem Jahr ging der Preis an Tenzin<br />
Gyatso, den 14. Dalai Lama, das geistliche<br />
und bis vor zwei Jahren auch weltliche Oberhaupt<br />
der Tibeter. In einer feierlichen Verleihung<br />
im Innenhof des Palais Widmann in<br />
Bozen wurde der mit 20.000 Euro dotierte<br />
Preis dem Dalai Lama persönlich überreicht.<br />
Kampf um eigene Rechte und Identität<br />
Landeshauptmann Durnwalder hob in<br />
seiner Laudatio hervor, daß es zwar große<br />
Unterschiede zwischen Tibet und Südtirol<br />
gebe, daß beiden aber der Kampf um die<br />
eigenen Rechte und den Erhalt der eigenen<br />
Identität gemeinsam sei. „Wir <strong>hat</strong>ten dabei<br />
das Glück, auf demokratische Kräfte zählen<br />
zu können, die uns den Weg zur Autonomie<br />
ermöglicht haben.“ Andernorts würde Minderheiten<br />
keine auch nur annähernd ähnliche<br />
Aufmerksamkeit zuteil. „Das Anders-Sein<br />
wird dort als Provokation aufgefaßt, auf die<br />
mit Unterdrückung reagiert wird“, so Durnwalder.<br />
Damit auf diese Unterdrückung nicht<br />
mit Gewalt von seiten der Minderheit geantwortet<br />
werde, brauche es Führungspersönlichkeiten,<br />
die Gewaltlosigkeit und Toleranz<br />
vorlebten. Der Dalai Lama sei eine solche<br />
Persönlichkeit, die stets auf Diplomatie,<br />
Sanftheit, Großmut und Herzlichkeit gesetzt<br />
Aus Südtirol<br />
Minderheitenpreis an Dalai Lama<br />
Luis Durnwalder: Ein gewonnener Kampf an der Minderheitenfront<br />
ist einer, der nur Gewinner kennt und keine Verlierer.<br />
Foto: DiKom/Pertl<br />
Mittlerweile ein Südtirol-Freund: der Dalai Lama wurde von LH Durnwalder am<br />
Flughafen Bozen empfangen.<br />
habe. „Sie, Eure Heiligkeit, sind der beste<br />
Botschafter der Gewaltlosigkeit“, so der Landeshauptmann.<br />
Durnwalder unterstrich zudem, daß Minderheiten<br />
einander unterstützen müßten, und<br />
zwar auch dadurch, daß man Vorbilder biete.<br />
„Unser Autonomie-Modell ist ein solches<br />
Vorbild, weil es das Beispiel eines gewonnenen<br />
Kampfes um die Rechte der Minderheiten<br />
ist.“ Südtirol sei zudem ein Beispiel –<br />
„nicht das Beispiel“, wie Durnwalder betonte<br />
– für das friedliche Zusammenleben verschiedener<br />
Sprachgruppen und damit so etwas<br />
wie ein Freiluftlabor für die Lösung von<br />
Minderheitenfragen.<br />
Der Landeshauptmann betonte zudem,<br />
daß sich der diesjährige Minderheiten-Preisträger<br />
von den bisherigen (Gottscheer-Vertreter<br />
August Gril sowie Föderalistische Union<br />
Europäischer Volksgruppen FUEV) unterscheide.<br />
Hätte er in den ersten beiden Fällen<br />
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf<br />
Minderheiten und deren Anliegen gelenkt,<br />
sei diese im Falle Tibets schon gegeben. „Es<br />
geht vielmehr darum, Ihnen, Eure Heiligkeit,<br />
zu zeigen, daß auch andere Minderheiten<br />
Ihren Kampf aufmerksam verfolgen und Ihren<br />
Weg der konsequenten, der bedingungslosen<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
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Gewaltlosigkeit unterstützen“, so Durnwalder.<br />
Und es gehe darum, anhand des Südtiroler<br />
Beispiels zu zeigen, daß sich Einsatz,<br />
Beharrlichkeit, Prinzipientreue und das feste<br />
Vertrauen in den gewaltlosen Weg lohne,<br />
weil es ein Beispiel eines gewonnenen Kampfes<br />
sei. „Wir möchten mit diesem Preis allen<br />
Beteiligten, Minderheiten wie Mehrheiten,<br />
vor Augen führen, daß ein gewonnener<br />
Kampf an der Minderheitenfront einer ist,<br />
der nur Gewinner kennt und keine Verlierer“,<br />
so Durnwalder.<br />
Drei Leitlinien<br />
Der Dalai Lama nannte die Zuerkennung<br />
des Preises eine große Ehre, auch weil er von<br />
einem kleinen Volk komme, mit dem die Tibeter<br />
eine enge Freundschaft entwickelt hätten.<br />
Er unterstrich, daß der Kampf der Tibeter<br />
einer echten Autonomie gelte, in der sie<br />
ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität ausspielen<br />
könnten. Dies in einer Demokratie,<br />
die zwar Schwächen habe, trotzdem aber das<br />
beste politische System sei. Ausführlich ging<br />
der Dalai Lama auf die drei Leitlinien ein,<br />
denen er sein Leben gewidmet habe. Die<br />
erste davon sei die Erkenntnis, daß alle<br />
Menschen gleich seien. „Schließlich streben