Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Hörschäden, Tinnitus, Herz-Kreislauf-<br />
Krankheiten: sie alle können Folge der<br />
(immer stärker werdenden) Lärmbelastung<br />
unserer zunehmend technisierten Welt sein.<br />
Laut einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation<br />
kosten Beeinträchtigungen<br />
durch Lärm den EuropäerInnen jährlich in<br />
Summe mehr als eine Million gesunde Lebensjahre.<br />
Kinder, die in einer lärmbelasteten<br />
Umgebung aufwachsen, beginnen später<br />
zu sprechen. Doch akustische Ereignisse<br />
sind mehr als Lärm. Denn Klänge, Geräusche,<br />
Sprache und Musik sind seit jeher<br />
wichtige Träger menschlicher Kultur.<br />
»Klänge der Regionen«<br />
Das Projekt „Klänge der Regionen“ der<br />
FH St. Pölten erforscht und dokumentiert die<br />
Klänge niederösterreichischer Regionen. Teil<br />
des Forschungskonzepts ist es, verschiedene<br />
Bevölkerungsschichten in die Forschungsarbeiten<br />
zu integrieren, zum Beispiel durch<br />
Workshops, Interviews oder durch das Mitwirken<br />
bei Dokumentation und Aufnahme<br />
der Klänge. Dies führt zu einem aufmerksameren<br />
Umgang mit der uns umgebenden<br />
Klangwelt und einem stärkeren Bewußtsein<br />
dafür, wie das eigene Land, der uns umgebende<br />
Lebensraum, klingt.<br />
Im Projekt werden auch Richtlinien für<br />
den Umgang mit der akustischen Umwelt entwickelt,<br />
etwa für eine Raum- und Landschaftsplanung,<br />
die akustische Kriterien berücksichtigt.<br />
Daher werden im Projekt auch<br />
ArchitektInnen, RaumplanerInnen und PolitikerInnen<br />
eingebunden.<br />
Die Erfahrung aus dem Projekt läßt sich<br />
aber auch für Sounddesign in halböffentlichen<br />
Räumen nutzen, zum Beispiel in<br />
Thermalbädern, Supermärkten oder Fußballstadien.<br />
Erste Interessenten und potentielle<br />
Partner haben bereits ihr Interesse bekundet.<br />
Flüchtige Klänge – unbelebte Stille<br />
Während visuelle Sinneseindrücke bzw.<br />
Bilder statische Objekte repräsentieren, die<br />
sich schon in ihrer ursprünglichen Form vergleichsweise<br />
einfach speichern, archivieren,<br />
analysieren und ausstellen lassen, sind akustische<br />
Ereignisse grundsätzlich flüchtig.<br />
Klang ist Ausdruck von Veränderung und<br />
Wissenschaft & TechnikKultur<br />
Das Land hören<br />
und Sound designen<br />
Ein Projekt der FH St. Pölten erfaßt und analysiert akustische Umwelt<br />
Foto: FH St. Pölten, Foto Kraus<br />
Akustische Ereignisse wurden bisher nur in vergleichsweise geringem Ausmaß in<br />
wissenschaftlich strukturierter Form gespeichert.<br />
Bewegung. Nur in einer völlig statischen<br />
und somit leblosen Umgebung herrscht<br />
„Totenstille“.<br />
Doch akustische Ereignisse wurden bisher<br />
nur in vergleichsweise geringem Ausmaß<br />
in wissenschaftlich strukturierter Form<br />
gespeichert, nach verschiedenen akustischen,<br />
kulturwissenschaftlichen, soziologischen,<br />
historischen und anderen Kriterien analysiert,<br />
kategorisiert und der Gesellschaft in<br />
geeigneter Weise wieder zugänglich gemacht.<br />
Dies hängt vor allem mit der Tatsache<br />
zusammen, daß Schallspeicherung bis<br />
vor rund 135 Jahren völlig undurchführbar<br />
war und erst seit wenigen Jahrzehnten in<br />
ansprechender Qualität zu überschaubaren<br />
Kosten technisch möglich ist.<br />
Durch die strukturierte Dokumentation<br />
und Erforschung der akustischen Umwelt im<br />
Projekt „Klänge der Regionen“ wird die uns<br />
umgebende Klangumwelt Stück für Stück<br />
aufgearbeitet, intensiv erlebt und für spätere<br />
Generationen bewahrt.<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
84<br />
Klänge der Regionen<br />
im Klangturm St. Pölten<br />
Wichtiger Teil des Projekts ist auch die<br />
Vermittlung und Präsentation der Ergebnisse.<br />
In der Wissenschaftskommunikation gibt<br />
es dafür im Bereich der Akustik bisher aber<br />
nur wenig Erfahrung. Nun werden Zwischenergebnisse<br />
des Projekts – in klanglicher und<br />
multimedialer Form – bei der Ausstellung im<br />
Klangturm St. Pölten der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Die Präsentationen erfolgen mit<br />
dem neuesten Stand der Technik und beziehen<br />
innovative und interaktive Methoden<br />
sowie pädagogische Ansätze mit ein.<br />
Die Ausstellung im Klangturm präsentiert<br />
unter anderem die Medieninstallation<br />
„Mund.Art“. Sie geht den umgangssprachlichen<br />
bzw. dialektalen Unterschieden in verschiedenen<br />
österreichischen Regionen in<br />
Niederösterreich, Vorarlberg, <strong>Tirol</strong>, Wien,<br />
der Oststeiermark, dem Salzkammergut und<br />
anderen Regionen nach und lädt anhand<br />
zahlreicher fast schon vergessener Dialektwörter<br />
zum Entdecken von Begriffen ein.<br />
Die Installation zeigt die Wechselwirkungen<br />
zwischen kultureller und regionaler Prägung<br />
und sprachlichen Äußerungen. Die BesucherInnen<br />
können auf spielerische Weise<br />
die verschiedenen Dialekte und Wörter der<br />
unterschiedlichen Regionen miteinander<br />
vergleichen.<br />
Eine „Klang.Sc<strong>hat</strong>zkarte“ präsentiert besondere<br />
Hörplätze Niederösterreichs in den<br />
Kategorien Umwelt, Handwerk und Musik –<br />
vom Wildkatzengehege im Nationalpark<br />
Thayatal über Viergesang aus Annaberg bis<br />
zum Geräusch gärenden Weins in der Wachau.<br />
In einer sogenannten Klangsc<strong>hat</strong>ztruhe<br />
können BesucherInnen Wünsche für weitere<br />
Orte zur klanglichen Dokumentation hinterlegen<br />
– die dann wissenschaftlich erfaßt und<br />
in der nächsten Saison der drei Jahre laufenden<br />
Ausstellung im Klangturm präsentiert<br />
werden könnten.<br />
Das Projekt wird finanziert von der Abteilung<br />
Kunst und Kultur des Amtes der<br />
niederösterreichischen Landesregierung. •<br />
www.fhstp.ac.at