Jürgen Palm - Kreis Offenbach
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Eine andere Arbeitswelt und die bürgerliche Gesellschaft<br />
Das Verhältnis zwischen Ehrenamtlichen und Aktiven ist ein betrachtenswertes<br />
Beispiel für menschliche Kommunikation. Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
hat fast immer mit Menschen, oft in einer regelmäßigen, persönlichen<br />
Weise zu tun. Man kennt sich, man teilt Neigungen, man erfährt manches<br />
über die anderen und sich selbst. Es sind dies keine flüchtigen Begegnungen,<br />
wie in Verkehr und Öffentlichkeit, keine so distanzierten wie zu entfernteren<br />
Nachbarn oder Kollegen. Selbstverständlich herrschen auch hier<br />
Sympathien und Antipathien. Aber es herrschen nicht die Distanz und Abstraktion<br />
der vielen sonstigen Abläufe im gesellschaftlichen Leben. Ehrenamtliche<br />
stehen sozusagen tiefer im Leben. Sie kommen anderen Menschen<br />
und Aufgaben näher, die ihnen anvertraut sind. Sie können sie oft<br />
über längeren Zeitraum verfolgen, ihren Werdegang beobachten und ihnen<br />
zum Beispiel auch nahe sein, wenn der Rat eines vertrauten Gesprächspartners<br />
gewünscht wird. So trägt die Empathie der Ehrenamtlichen<br />
für die ihnen Anvertrauten zu deren Lebensqualität auch über den<br />
fachlichen Zusammenhang in das allgemein Menschliche bei. Sie sind Ansprechpartner<br />
für Vieles.<br />
Freiwillig Tätige nehmen eine weitgehend selbst bestimmte Rolle war. Sie<br />
können vielfach in größerem Umfang als in den meisten beruflichen Tätigkeiten<br />
bestimmen, wie sie ihre Aufgaben lösen. Das Verhältnis selbst bestimmter<br />
und weisungsgebundener Tätigkeit ist deutlich offener als in der<br />
sonstigen Arbeitswelt. Das schließt die Möglichkeit geringerer fachlicher<br />
Qualität ein. Wie eine Untersuchung des Instituts für Empirische Psychologie<br />
1991 feststellte, ist den Teilnehmern die empathische Zuwendung<br />
durch die Betreuer noch wichtiger als ihre fachliche Qualifikation. Auch<br />
dies ist ein Aspekt der Vermittlung von Lebensqualität unter den Beteiligten.<br />
Zu den attraktiven Merkmalen ehrenamtlicher Tätigkeit gehört auch die<br />
höhere Feststellbarkeit der Wirkung des eigenen Handelns als in vielen<br />
beruflichen Tätigkeiten, wo der Einzelne auf die Wahrnehmung eines Ausschnitts<br />
im Ablauf der Herstellung oder Dienstleistung verwiesen ist. In einem<br />
Amt oder einer Aufgabe im Verein kann man im Allgemeinen einen<br />
Vorgang entweder selbst auslösen oder an seiner Auslösung mitwirken<br />
und man kann diesen Vorgang über weite Strecken begleiten und beeinflussen.<br />
Das gilt insbesondere in der direkten Auswirkung im Verein selbst.<br />
Aber das gilt in mancherlei Fällen auch in der Außenwirkung auf die Öffentlichkeit.<br />
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