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Jürgen Palm - Kreis Offenbach

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Eine andere Arbeitswelt<br />

Das Punktekonto als innovative Form der Anerkennung<br />

Unter den bei dieser Untersuchung analysierten Vereinigungen ist die Institution<br />

der Seniorenhilfe die jüngste Form. Im letzten Jahrzehnt erst entstanden,<br />

sind die Seniorengenossenschaften bzw. -hilfen ein Beispiel für<br />

die kreative Beantwortung sozio-kultureller und demographischer Wandlungen<br />

durch Selbsthilfe von Bürgern. Ältere Mitbürger nahmen in diesem<br />

wie in vergleichbaren Fällen die Initiative in die eigene Hand, sprachen<br />

Aufgabenteilung ab, fanden Mitstreiter, wandten sich erfolgreich an die<br />

Kommunalverwaltung und an die Presse und wuchsen in relativ kurzer Zeit<br />

zu einer der zahlenstärksten Einrichtungen am Ort. Damit ist das Entstehen<br />

der Seniorengemeinschaften solcher und neuer Art ein Modellfall für<br />

die Fähigkeit zur Selbsthilfe aus dem <strong>Kreis</strong> von Betroffenen und für das<br />

Gemeinwohl Bemühten.<br />

Der Kerngedanke der Seniorenhilfe ist es, für andere Menschen Zeit zu<br />

spenden und diese Zeit in einem Punktekonto gutgeschrieben zu bekommen,<br />

das man selbst einmal nutzen kann.<br />

Dieser Vorgang ist eine innovative Form des Leistungsausgleichs ohne<br />

Geld. Gutes zu tun wird nicht mit klingender Münze vergolten, aber es wird<br />

auch nicht vergessen und ist ein Stück Option auf die Zukunft. Es ist eine<br />

Art Vorsorge für ein mögliches Bedürfnis, das jetzt noch gar nicht abzusehen<br />

ist. In einem Gespräch mit der Seniorenhilfe hieß es:<br />

„Ich tue Gutes und in der Wiederholung meiner Hilfe für andere weiß<br />

ich, dass mir eines Tages auch Gutes getan wird. Ich habe für mich<br />

selbst ein Guthaben sozusagen in einer Art Sparkasse von Dienstleistungen<br />

für den späteren Bedarf angespart. Eine Stunde, die ich Zeit<br />

für andere habe, bringen mir zwei Punkte auf meinem Konto.“<br />

Diese Vorsorge-Option ist aber nicht der einzige und möglicherweise nicht<br />

einmal der letztlich ausschlaggebende Grund für die längerfristige Mitwirkung<br />

bei diesen Diensten. Dass freiwillige Dienste für andere durch ihre<br />

Berechnung in der Form von Punkten erfassbar werden, ist ein Schritt der<br />

Anerkennung und Bewertung des Handelns. Der immaterielle Wert gewinnt<br />

so eine konkretere Gestalt. Im Fluss der Zeit und Vergänglichkeit<br />

des Handelns manifestiert sich hier das Engagement in Zahlen.<br />

Die immaterielle Belohnung freiwilliger Tätigkeit ist ein bedenkenswerter<br />

Punkt für die Zukunft des Ehrenamtes. Offensichtlich können Formen der<br />

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