Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
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staDtteilHistoriker 2007 – 2010 | Petra sCHMUCker, BorNHeiM 121<br />
privaten Fotoarchiven und nicht zuletzt dem archiv des <strong>Bürger</strong>vereins<br />
Bornheim konnte ich während des Projektes viele historische<br />
aufnahmen und Postkarten zusammentragen und aktuellen aufnahmen<br />
gegenüberstellen, <strong>die</strong> ich auf meinen fotografischen streifzügen<br />
durch <strong>die</strong> Gassen Bornheims gemacht hatte.<br />
„Mit dem Stadtteil Bornheim bin ich<br />
nach und nach verwachsen – und in <strong>die</strong><br />
‚StadtteilHistorikerin’ bin ich schließlich<br />
hineingewachsen.“<br />
je mehr Material ich zusammentrug, desto drängender wurde <strong>die</strong><br />
Frage, wie das Gefundene präsentiert werden kann. letztendlich beschränkte<br />
ich mich auf folgende schwerpunktthemen: „Äppelwoi“<br />
und Geselligkeit war natürlich im „lustigen Dorf“ ein unverzichtbarer<br />
Punkt. Noch heute sind „sonne“, „solzer“ oder <strong>die</strong> „eulenburg“ alteingesessene,<br />
bekannte Wirtschaften. einige keltereien und nicht<br />
wenige Wirtschaften fanden sich jedoch nur noch auf alten Postkarten<br />
oder waren in einer alten Chronik der Heckenwirtschaften<br />
verzeichnet. Die <strong>Geschichte</strong> der Bornheimer johanniskirche und der<br />
Wasserversorgung des stadtteils waren – neben der entwicklung der<br />
Günthersburg vom rothschild’schen Privatgelände zu einem der<br />
ersten Volksparks in Frankfurt – weitere themen. auch <strong>die</strong> Verkehrsanbindung<br />
des stadtteils durch straßenbahn und U-Bahn und <strong>die</strong><br />
bäuerlichen Hofreiten und Gärten im ursprünglichen Dorf waren geeignete<br />
ansätze.<br />
Besser als Worte hat eine serie von landkarten im selben Maßstab<br />
das Zusammenwachsen der stadt mit dem einstmals weit vor den<br />
toren liegenden Dorf Bornheim während eines Zeitraums von rund<br />
100 jahren zeigen können.<br />
aus dem kontrast zwischen rund-um-Bild, historischem Bildmaterial<br />
aus privaten und öffentlichen archiven und den aktuellen fotografischen<br />
aufnahmen wurde sichtbar: Weniges ist in den rund anderthalb<br />
jahrhunderten, welche seit der eingemeindung nach Frankfurt<br />
ins land gingen, in Bornheim unverändert geblieben. Historische<br />
Gebäude wurden ersetzt und freie Flächen bebaut. auch erhalten<br />
gebliebene Gebäude haben neue Nutzungen erfahren, so dass manche<br />
<strong>Geschichte</strong> und viele <strong>Geschichte</strong>n nur noch in erzählungen und<br />
Geschichtsbüchern zu finden sind. Bei einer zukünftigen stadtteilentwicklung<br />
sollte <strong>die</strong> Bewahrung der noch vorhandenen historischen<br />
schätze aber nicht aus dem auge verloren werden.<br />
Die hohen Besucherzahlen und intensiven Gespräche veranlassten<br />
mich, nach ende der ausstellung weiter schätze zu heben, und ich<br />
startete über eine stadtteilzeitung einen aufruf, historische Bilder<br />
mit Bezug zu Bornheim aus den Familienarchiven herauszusuchen.<br />
Zusammen mit dem bereits zusammengetragenen Material soll<br />
daraus ein Buch über <strong>die</strong> entwicklung Bornheims vom Dorf zu einem<br />
Frankfurter stadtteil entstehen.<br />
ZUr PersoN<br />
Petra Schmucker<br />
in Bornheim bin ich nicht zur Welt<br />
gekommen, noch nicht einmal in Frankfurt.<br />
erst das studium hat mich von meiner Geburtsstadt<br />
Wiesbaden nach Frankfurt an den<br />
Main gebracht, wo ich seit über 20 jahren<br />
lebe und arbeite. Dort habe ich auch neben<br />
meiner juristischen tätigkeit, vorwiegend<br />
am schreibtisch, <strong>die</strong> liebe zur Fotografie<br />
entdeckt. seit 1996 fotografiere ich als<br />
Gründungsmitglied der fotogruppe-ffm.de<br />
für Projekte oder einfach aus dem ureigenen<br />
Bedürfnis heraus, das Gesehene mit dem<br />
ganz eigenen Blickwinkel festzuhalten und<br />
zu kommentieren. ausstellungen mit der<br />
fotogruppe-ffm.de in der alten romanfabrik,<br />
dem ausstellungsraum eulengasse, dem<br />
ehemaligen Frankfurter literaturhaus oder<br />
im kunst-salon schopenhauer stehen neben<br />
eigenen Projekten wie der fotografischen<br />
Begleitung der Umstrukturierung des<br />
Frankfurter traditionsgeschäfts landkarten<br />
schwarz („schwarzland”) oder der Fotodokumentation<br />
„Von der landschaftslücke<br />
zur landschaftsbrücke“ zum Grüngürtel<br />
Frankfurt im rahmen des eU-Projektes<br />
saUl. in „Displaced in Bornheim“ (Days of<br />
respect 2008) wurden <strong>die</strong> Fremdheitsgefühle<br />
einer rückkehrerin nach Bornheim in Bilder<br />
umgesetzt. erste kontakte zum <strong>Bürger</strong>verein<br />
und Förderkreis historisches Bornheim e. V.<br />
führten zu Gemeinschaftsausstellungen im<br />
Museumslädchen Bornheim, dem kleinsten<br />
Museum Frankfurts, unter den titeln<br />
„Werkstatt und laden. Handel und Gewerbe<br />
in Bornheim“ (2006) und „Bernemer für <strong>die</strong><br />
orgelpfeifen“ (2009). Hier findet auch <strong>die</strong><br />
ausstellung zum Projektabschluss statt:<br />
„eine fotografische spurensuche nach dem<br />
rund-um-Bild von ludwig Petsche“. Mittlerweile<br />
bin ich auch sozusagen persönlich in<br />
Bornheim angekommen und lebe dort.