Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...

30 staDtteilHistoriker 2007 – 2010 | karlFritZ, HeDDerNHeiM
karlHeiNZ FritZ, HeDDerNHeiM
„Guts, klunscher, knolle“ –
entwicklungen und spezialitäten des Heddern-
heimer Dialektes im 18. und 19. jahrhundert
Meine kindheit habe ich im kreis von onkels, tanten und Cousins
verlebt – in „jamins Hof“, dem anwesen der Heddernheimer Großmutter
Marie jamin, geb. kunz. Hochdeutsch war bei uns die sprache
der Pfarrer und lehrer.
Nun wohne ich seit 40 jahren in Harheim, und hier hörte ich auch die
folgende Geschichte. eine Frankfurterin wanderte nach kanada aus
und arbeitete dort in einem supermarkt. eines tages hört sie vertraute
laute: kein Zweifel, zwei touristen aus Frankfurt! sie horcht
genauer hin und begrüßt die leute zielsicher mit den Worten: „Na,
auch aus Heddernheim?“ – Und so war es!
Diese Geschichte führte mich direkt zu meiner Projektidee, denn
die Heddernheimer Mundart muss spezialitäten aufweisen, die sie
unverwechselbar und wiedererkennbar macht. Diese spezialitäten
Alt Heddernheim, 1934. (Bild: ISG)
wollte ich aufspüren und ihre Herkunft klären. Mein ausgangsmaterial
war die sprache meiner Großmutter, die von 1859 bis 1951 in
Heddernheim lebte. an ihre besonderen ausdrücke und redensarten
kann ich mich immer noch gut erinnern.
Meine rekonstruktion beginnt mit dem jahr 1648, als nach dem
Dreißig jährigen krieg das kurmainzische Heddernheim verödet
dalag und die Grundherrschaft neue Pächter anwerben musste.
Damals begann auch die stattliche jüdische Gemeinde einen Neuanfang.
1740 zog der Freiherr von riedt samt Familie, zahlreicher Dienerschaft
und umfangreicher ‚Wirtschaft’ von Mainz in sein neu erbautes
schloss nach Heddernheim. Damals berichtete er von starkem Zuzug
aus der Wetterau. 1803 wird Heddernheim teil des neuen Herzogtums
Nassau. in diesen Zeiten wächst auch die jüdische Gemeinde
weiter, die zeitweise die größte in Nassau ist. Die Nassauische