Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
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staDtteilHistoriker 2007 – 2010 | MarC NÖrDiNGer, HÖCHst 61<br />
Infrastruktur: Staustufe im Bau, ca. 1926. (Foto: ISG)<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> jeweiligen interessenten – sei es <strong>die</strong> kommune, Befürworter<br />
oder Gegner bestimmter energieformen oder <strong>die</strong> energielieferanten<br />
selbst – in ihrer argumentation um rechte, der Behauptung oder<br />
infragestellung von Monopolen und letztlich in der Preisfindung<br />
unter stützen sollten. oftmals ist es recht schwierig, anhand der akten<br />
<strong>die</strong> tatsächlichen betriebswirtschaftlichen Verhältnisse aufzuzeigen.<br />
als besonders interessant erwies sich <strong>die</strong> Zeit nach dem ersten Weltkrieg<br />
bis zum ende der inflation 1924. in <strong>die</strong>sen jahren sah sich <strong>die</strong><br />
politisch links dominierte stadtverwaltung in Höchst mit der massiven<br />
Geldentwertung und den Versorgungsschwierigkeiten bei Brennstoffen<br />
konfrontiert. Der Wertverfall der Mark stellte <strong>die</strong> Beziehung<br />
zwischen Versorgungsunternehmen und den städtischen wie privaten<br />
abnehmern sowie <strong>die</strong> städtische Wirtschafts- und strukturpolitik insgesamt<br />
auf eine harte Probe. in vielen Fällen decken sich meine bisherigen<br />
rechercheergebnisse mit den bekannten Forschungen zur <strong>Geschichte</strong><br />
der kommunen und der energieversorgung in Deutschland.<br />
leider musste ich im laufe des Projekts <strong>die</strong> erfahrung machen, dass<br />
zeitintensive recherche als student wesentlich leichter zu bewältigen<br />
ist, denn als freiberuflicher oder festangestellter arbeitnehmer.<br />
Mit dem antritt einer vollen stelle wurde meine Zeitreserve für <strong>die</strong><br />
recherche im archiv stark eingeschränkt, sodass teilweise – je nach<br />
Öffnungszeit der jeweiligen archive – nur der Freitagnachmittag oder<br />
der samstag für <strong>die</strong> Projektarbeit übrig bleibt.<br />
als positive persönliche erfahrung kann ich den tiefen einblick in <strong>die</strong><br />
interessengesteuertheit von „Diskursen“ werten. Viele der politischen<br />
Diskussionen um Zugriffsrechte, Versorgungssicherheit und vor allen<br />
Dingen um den „gerechten“ Preis beim Bezug oder bei der Bereitstellung<br />
von energie gleichen den Diskussionen, <strong>die</strong> wir heute unter leicht<br />
veränderten Vorzeichen führen. Man liest viele der glanzvollen infobroschüren<br />
– seien sie nun von Versorgungsunternehmen oder kommunen<br />
– und energiepolitischen stellungnahmen mit ganz anderen<br />
augen und erkennt dahinter argumentationsmodelle, <strong>die</strong> so alt wie<br />
<strong>die</strong> moderne energieversorgung sind.<br />
ZUr PersoN<br />
Marc Nördinger<br />
Der stadtteilHistoriker Marc Nördinger<br />
wurde im april 1977 in Frankfurt am Main-<br />
Höchst geboren. Das abitur absolvierte<br />
er in Hofheim am taunus und begann im<br />
anschluss daran an der Goethe-Universität<br />
Frankfurt am Main ein studium der<br />
<strong>Geschichte</strong>, Philosophie und anglistik. im<br />
rahmen des erasmus-stu<strong>die</strong>nprogramms<br />
verbrachte er zwei stu<strong>die</strong>nsemester in<br />
Paris. Vor und nach den auslandssemestern<br />
arbeitete er an Dokumenteneditionen zur<br />
<strong>Geschichte</strong> der Hanauer arbeiterbewegung<br />
und zur gewerkschaftlichen tarifpolitik<br />
mit. Nach abschluss des studiums begann<br />
er eine Promotion zur Firmengeschichte<br />
eines regionalen energieversorgungsunternehmens.<br />
im Zuge der Beschäftigung<br />
mit <strong>die</strong>sem wirtschaftshistorischen thema<br />
wurde Marc Nördinger bewusst, welche<br />
wichtige rolle den kommunen in der lokalen<br />
und regionalen energiepolitik zukommt.<br />
Dies veranlasste ihn schließlich dazu, im<br />
rahmen des Programms „stadtteilHistoriker“<br />
der stiftung <strong>Polytechnische</strong> Gesellschaft<br />
eine Projektbewerbung einzureichen.<br />
2007 bis 2008 arbeitete er freiberuflich –<br />
gemein sam mit Dr. thomas Bauer – an einer<br />
Darstellung zum 100-jährigen jubiläum des<br />
Bethanien-krankenhauses in Frankfurt am<br />
Main-Bornheim. im November 2008 trat er<br />
<strong>die</strong> stellung als hauptamtlicher leiter des<br />
stadtarchivs und stadtmuseums in Bad<br />
soden am taunus an. seit april 2010 leitet er<br />
<strong>die</strong> abteilung „kultur und Veranstaltungen“<br />
der stadtverwaltung Bad soden. er lebt im<br />
Frankfurter Nordend und sieht sich <strong>die</strong>sem<br />
stadtteil auf Dauer verbunden.