Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
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staDtteilHistoriker 2007 – 2010 | Uta eNDress, GriesHeiM 95<br />
Inserate der Griesheimer Geschäftswelt.<br />
schaften, Haushaltswarenläden, Handwerksbetrieben, Bekleidungsgeschäften<br />
und Dienstleistern und der damit einhergehende Wandel<br />
der infrastruktur konnten umfassend dokumentiert werden. auch<br />
ließen sich anhand der inserate ganze lebensgeschichten rekonstruieren,<br />
wie etwa <strong>die</strong> Geschäftsgründung der Familie schmittel, <strong>die</strong><br />
ihren Betrieb wegen krankheit des Vaters aber bald wieder aufgeben<br />
musste. seine Witwe eröffnete das Geschäft später erneut, konnte es<br />
jedoch nicht halten.<br />
auch Dramatisches hat <strong>die</strong> alte Falterstraße zu bieten: Hier war das<br />
tabakgeschäft von Frau lieb ansässig, deren ehemann Franz lieb am<br />
17. oktober 1961 unter bis heute nicht geklärten Umständen ermordet<br />
wurde – Deutschlands erster „taximord“, der bundesweit anteilnahme<br />
auslöste und den einwohnern der straße bis heute im Gedächtnis<br />
geblieben ist. Bei der aufbereitung des umfangreichen Materials<br />
ließen sich Frau endreß und Herr schreiner von einem Hinweis von<br />
Professor Hans-joachim Gehrke beim ersten Werkstatt-treffen leiten,<br />
der den stadtteilHistorikern sinngemäß riet: „sie können nicht alles<br />
Material zu 100 Prozent wiedergeben, und das sollten sie auch nicht<br />
versuchen – sie können aber vermitteln, wie es einmal war“.<br />
Mit der resonanz auf ihre ausstellung, <strong>die</strong> ab september 2008 fast<br />
ein jahr lang im Geschichtsverein zu sehen war, waren Frau endreß<br />
und Herr schreiner sehr zufrieden: Bis heute erreichen sie anfragen<br />
nach der Begleitbroschüre. Derzeit planen sie, nach dem Vorbild der<br />
ausstellung auch <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> von alt-Griesheim, der ältesten<br />
straße des stadtteils, aufzubereiten.<br />
ZUr PersoN<br />
Uta Endreß<br />
Uta endreß, geboren 1935 in Frankfurt,<br />
verbrachte ihr ganzes leben in Griesheim.<br />
1953 begann sie eine ausbildung zur Groß-<br />
und außenhandelskauffrau. Nach ihrer<br />
Hochzeit mit Bäckermeister Heinz endreß<br />
1959 übte sie ihren Beruf noch zwei jahre<br />
aus, bis 1961 ihre erste tochter geboren<br />
wurde, der 1963 eine zweite tochter folgte.<br />
Mit ihrem Mann führte sie von 1968 bis 1984<br />
eine Bäckerei, <strong>die</strong> ihren Ursprung in der<br />
alten Falterstraße hatte. Frau endreß engagiert<br />
sich auf vielfältige Weise, zum Beispiel<br />
im Geschichtsverein Griesheim, dessen<br />
erste Vorsitzende sie ist. Dort organisiert<br />
sie Veranstaltungen wie das „Weihnachtsfenster“<br />
und Zeitzeugentreffen und<br />
gestaltet <strong>die</strong> räume und das schaufenster<br />
des Vereins.<br />
Francis Louis Schreiner<br />
hat sie maßgeblich bei der Umsetzung<br />
des Projekts unterstützt. er wurde 1943 in<br />
Maryland / Usa geboren. als angehöriger<br />
der Us-armee war er 1962 bis 1964 als Fernmelder<br />
in ludwigsburg eingesetzt. Danach<br />
beschloss er, in Deutschland zu bleiben,<br />
heiratete 1965 und wurde 1974 Vater eines<br />
sohnes. Nach abschluss eines studiums<br />
des Bauingenieurwesens im jahre 1971 war<br />
er jahrzehntelang in verschiedenen sparten<br />
der Hochtief aG tätig. Dem Vorstand des<br />
Geschichtsvereins Griesheim gehört er bis<br />
heute als kassierer an. Mit großer leidenschaft<br />
lotet er <strong>die</strong> technischen Möglichkeiten<br />
seines PCs aus.