Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
Bürger, die Geschichte schreiben - Stiftung Polytechnische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44 staDtteilHistoriker 2007 – 2010 | FrieDHelM BUCHHolZ, BoCkeNHeiM<br />
,<br />
FrieDHelM BUCHHolZ, BoCkeNHeiM<br />
Die wechselvolle <strong>Geschichte</strong> eines industriedenkmals<br />
– Die alte Druckerei Dondorf<br />
auslöser für meine Projektarbeit über <strong>die</strong> alte Druckerei Dondorf<br />
in Bockenheim war ein artikel in der Frankfurter Neuen Presse vom<br />
17. september 2005 mit der Überschrift „so retten wir <strong>die</strong> alte<br />
Druckerei“. Daraus erfuhr ich von dem geplanten abriss des über<br />
110 jahre alten, geschichtsträchtigen industriegebäudes im Frankfurter<br />
stadtteil Bockenheim. ich besuchte mehrmals <strong>die</strong> in <strong>die</strong> jahre<br />
gekommene ehemalige Druckerei, und <strong>die</strong> reizvolle Backsteinarchitektur<br />
mit dem markanten hohen schornstein mit roten rautenornamenten<br />
begeisterte mich vom ersten tag an. Mein spontaner<br />
Gedanke war: Dieses Denkmal der industriekultur in Bockenheim<br />
darf nicht abgerissen werden! Das Gebäude steckt auch heute noch<br />
voller leben, es wird geprägt durch <strong>die</strong> studenten verschiedener<br />
Fach bereiche, hauptsächlich der kunstpädagogik.<br />
Gegenstand der stadtteilhistorischen arbeit war <strong>die</strong> aufarbeitung<br />
der <strong>Geschichte</strong> der ehemaligen Druckerei Dondorf mit dem immerhin<br />
11.206 Quadratmeter großen terrain Bockenheimer landstraße<br />
136-138 / sophienstraße 1. Das heute noch erhaltene, eindrucksvolle<br />
Fabrikgebäude wurde 1890 zur abwicklung größerer Druckereiaufträge<br />
errichtet. Der Firmengründer Bernhard Dondorf (1809-1902),<br />
geboren in Frankfurt, stammte aus einer im jahre 1499 von Nürnberg<br />
nach Frankfurt eingewanderten jüdischen Familie, deren Mitglieder<br />
vorwiegend Ärzte waren. er besuchte das Philanthropin, machte<br />
eine lehre als lithograph und eröffnete 1833 eine „lithographische<br />
anstalt“ in der saalgasse, <strong>die</strong> als Fortsetzung der judengasse parallel<br />
zum Main verlief.<br />
im südlichen Bockenheim befand sich bis 1985 ein recht großes<br />
industriegebiet. Fast alle Gebäude wurden abgerissen, und es entstand<br />
ein neuer stadtteil, <strong>die</strong> sogenannte City West. Viele schöne<br />
und zeittypische Fabrikgebäude – durchaus gute architektur – verschwanden<br />
für immer aus dem stadtteil, offenbar ohne eine Umnutzung<br />
auch nur zu erwägen.<br />
ich bin seit nunmehr neun jahren Vorsitzender der „Freunde Bockenheims<br />
e. V. – Verein für ortsgeschichte“, und in <strong>die</strong>ser Periode haben<br />
wir einige industriespaziergänge durch unseren stadtteil organisiert<br />
und Vorträge zu <strong>die</strong>sem thema abgehalten. Mich fasziniert <strong>die</strong><br />
industriegeschichte Frankfurts mit den historisch interessanten<br />
Bauten und speziell <strong>die</strong> Fabrikgeschichte Bockenheims.<br />
„Letztlich ist durch unser <strong>Bürger</strong>engagement <strong>die</strong> Fabrik Dondorf vor dem Abriss gerettet worden.“<br />
ich bewarb mich im Herbst 2008 als stadtteilHistoriker. in den folgenden<br />
Monaten besuchte ich mehre archive und Bibliotheken. Nach<br />
und nach entstand ein Manuskript für eine 100-seitige Broschüre.<br />
titel: Die wechselvolle <strong>Geschichte</strong> eines industriedenkmals – Die alte<br />
Druckerei Dondorf. Die Publikation kam pünktlich zur ausstellungseröffnung<br />
heraus. Die gesamte auflage ist restlos vergriffen. ein