Volksglaube und religiöser Brauch der Magyaren - Centrostudirpinia.it

V. Quälgeister. 119men nach dem Tode in dieser Roßgestalt Rache für das ihneneinstzugefügte Leid.Diese drei Gestalten des ungarischen Volksglaubens sind alsonicht zur Strafe in die betreffenden Tiere (Wolf, Hund, Roß) verwandeltworden, sondern es wurde ihnen von Gott diese Gestaltnach ihrem Tode verliehen, damit sie Rache nehmen an denjenigen,die ihnen Leid zugefügt haben und zwar deshalb, damitandere Leute sich daran ein Beispiel nehmen (peldät vegyenekröla) und ihre Untergebenen nicht quälen und übervorteilen sollen.So lautet überall im Lande die Moral, die sich das Volk aus diesemGlauben zurechtlegt.Nicht in Sagen und Märchen, sondern im Glauben desVolkes fristen diese Gestalten ihr Leben, und nirgends werdensie mit dem Vampyr in Verbindung gesetzt, nirgends treten sieals blutsaugende Wesen auf. Der ihnen im Leben kein Leid zugefügthat, dem bereiten sie auch keinen Schaden. Gegen Kugelnund Schlingen gefeit, verschwinden sie in die Enge getrieben,in die Erde, um gleich darauf an einem anderen Orte aufder Erdoberfläche zu erscheinen. Dieser Glaube, der auf alterKulthandlung beruht, ist bei den Magyaren entschieden wenigerverblaßt, als bei ihren Nachbarn, den Südslaven, sonst wäre auchbei ihnen eine Vermengung oder Gleichstellung dieser Gestaltenmit dem Vampyr nicht eingetreten und der alte Glaube nicht nurnoch in Märchen und Sagen nachweisbar (s. F. S. Krauss im„Ausland" 1890 Nr. 21).Vampyre kennt der magyarische Volksglauben nicht, obwohlin zahlreichen deutschen Werken aus dem vorigen Jahrhundertdie Rede von „hungarischen Vampyren~ ist (s. ein Verzeichnisder wichtigsten Werke bei Ipolyi a. a. 0. S, 231 Anm.).Das ungarische Volk hat den Vampyr nie gekannt, weder unterdem Namen „Vampyr", noch unter einer anderen Bezeichnung.Das Wort „Vampyr" übersetzen die ältesten Schriftsteller undLexikographen mit: verszopö lelek = blutsaugende Seele, vonder der Volksglaube aber nichts zu berichten weiß. —Eine eigentümliche Gestalt des ungarischen Volksglaubensist der sogenannte Lider cz (in Dialekten auch: ludvercz, lodovercz,luczver, iglicz oder ihlicz). Alte Lexikographenübersetzen es mit = ignis fatuus, Irrlicht, h-rwisch, das „dasVolk für eine teuflische Erscheinung hält." Erdelyi (Magyar