Einsatz von Metalloxid-Varistoren zum Überspannungsschutz ...
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Seite 70 6 Grundsätzliches Betriebsverhalten der <strong>Varistoren</strong> in umrichtergespeisten Antrieben<br />
6.3 Messen der resistiven Komponente bei Umrichterbetrieb<br />
Bislang wurde angenommen, dass die resistive Stromkomponente dem Strom im<br />
Spannungsmaximum entspricht, was für die Betrachtung im Leckstrombereich bei<br />
50-Hz-Wechselspannung mit Sicherheit auch eine hinreichend genaue Annäherung<br />
bedeutet. Wie in Abb. 6.4 zu erkennen ist, fließt resistiver Strom nicht nur unmittelbar<br />
im Spannungsmaximum, sondern vielmehr in einem Zeitintervall, in dem das<br />
Spannungsmaximum liegt. Um nun den genauen Verlauf des resistiven Stroms durch<br />
den Varistor bestimmen zu können, muss der kapazitive Anteil kompensiert werden,<br />
was in der Regel durch eine Kapazität geschieht, die der Varistorkapazität gleich ist.<br />
Die Kompensationsschaltung sieht dabei vor, dem Varistor eine Kapazität parallel zu<br />
schalten, wobei sowohl der Strom durch den Varistor als auch der Strom durch die<br />
Kapazität gemessen werden. Wenn der Wert der Kompensationskapazität der<br />
Varistorkapazität entspricht, fließt durch sie genau der kapazitive Varistorstrom,<br />
welcher dann vom Varistorgesamtstrom subtrahiert wird, um als Ergebnis den<br />
resistiven Varistorstrom übrig zu behalten [CHei 98], [Nai 87].<br />
Allerdings ist es häufig nicht ausreichend, eine gewöhnliche Kapazität zur<br />
Kompensation zu verwenden, da die Varistorkapazität selber noch <strong>von</strong> der<br />
anliegenden Spannung abhängt [Hin 89]. Eine besonders gute Möglichkeit der<br />
kapazitiven Kompensation liegt in der Kompensation mit der Varistoreigenkapazität.<br />
Dabei wird einem Varistor eine Schaltung aus vier baugleichen <strong>Varistoren</strong> parallel<br />
geschaltet, wobei die vier <strong>Varistoren</strong> so verschaltet werden, dass zwei in Reihe und<br />
zwei parallel geschaltet werden, so dass die Kapazität die gleiche ist, wie bei einem<br />
einzelnen Varistor, die Restspannung jedoch die doppelte ist [Ro 09b].<br />
C = ( C || C ) + ( C || C ) = C<br />
(6.7)<br />
Var Var Var Var Var<br />
U = ( U || U ) + ( U || U ) = 2⋅<br />
U<br />
(6.8)<br />
Var Var Var Var Var<br />
Auf diese Weise fließt wegen der nach oben verschobenen Kennlinie durch die<br />
Anordnung aus vier <strong>Varistoren</strong> nur kapazitiver Strom, der wegen der gleichen Kapazität<br />
aber genau dem entspricht, der durch den einzelnen Varistor fließt ( ikap,4 = ikap,1<br />
). Es sei<br />
erwähnt, dass diese Kompensationsmethode natürlich auch noch nicht perfekt ist, da<br />
die beiden Varistoranordnungen aus einem bzw. vier <strong>Varistoren</strong> unterschiedlich stark<br />
<strong>von</strong> der anliegenden Spannung ausgesteuert werden, so dass wegen der<br />
spannungsabhängigen Kapazität die wirksamen Kapazitäten immer noch nicht<br />
hundertprozentig gleich sind. Der resistive Strom durch die Anordnung aus vier<br />
<strong>Varistoren</strong> ist annähernd Null ( ires,4 ≈ 0 ). Durch den einzelnen Varistor fließt aber wie