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Die Stimme der Verbraucher - vzbv

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<strong>Die</strong> Fotos <strong>der</strong> Buffetts aus dem Internet gleichen wir ab mit den Beschreibungen, die<br />

uns <strong>der</strong> Altmeister <strong>der</strong> Gastrosophie, Jean-Anthelm Brillat-Saverin, in seiner Physiologie<br />

des Geschmacks gibt. Wir verstehen diesen Versuch <strong>der</strong> Anwendung seiner Kategorien<br />

als Beitrag zur Empirie <strong>der</strong> Tafelfreuden.<br />

Brillat schreibt, „<strong>der</strong> prädestinierte Feinschmecker ist meist von mittlerer Statur. Er<br />

hat ein Gesicht, rund o<strong>der</strong> viereckig, glänzende Augen, kleine Stirn, kurze Nase, dicke<br />

Lippen, ein rundes Kinn. <strong>Die</strong> Frauen sind drall, mehr hübsch als schön, scheinen etwas<br />

zum Dickwerden geneigt. – <strong>Die</strong> Naschmäulchen haben dagegen feinere Züge, ein zartes<br />

Air, sind niedlicher und haben ein ganz beson<strong>der</strong>es, reizendes Zungenschnalzen.“<br />

Nein, in Mr und Mrs Buffett, die ihr Hochzeitsessen in einem besseren Fast-Food-<br />

Restaurant einnehmen, erkennen wir we<strong>der</strong> Feinschmecker noch Zungen schnalzende<br />

Naschmäulchen.<br />

„Wem aber die Natur die Fähigkeit zur Geschmacksapperzeption versagt hat“, so Brillat<br />

weiter, „<strong>der</strong> hat längliche Gesichtsform, Nase, Augen; ob groß o<strong>der</strong> klein, sein Wuchs<br />

hat etwas längliches; er ist brünett, glatthaarig, mager. Frauen vom selben Unvermögen<br />

sind eckig, langweilen sich bei Tische, leben nur von Spiel und Medisance.“<br />

Wir wollen nicht beschwören, dass die Buffetts dieser Beschreibung tatsächlich bis ins<br />

letzte Pixel entsprechen. Brillats Typenlehre muss wohl doch noch verfeinert werden;<br />

weitere Bemühungen <strong>der</strong> Konsumforschung sind notwendig. Allerdings existiert die<br />

Typologie auch erst seit 180 Jahren.<br />

<strong>Die</strong> ältere Konsumtheorie lehrt, dass wir in Bezug auf Konsumgüter nicht nur von Nutzenerwartungen<br />

getrieben, son<strong>der</strong>n zugleich von Müheerinnerungen gebremst würden.<br />

Dass uns also – zumindest eine Zeit lang – bewusst sei, wie sauer verdient das Geld<br />

ist, das uns gerade durch die Finger rinnen will. In Buffett haben wir den Fall, dass<br />

er offenbar bei jedem einzelnen seiner 46 Milliarden Dollar nachhaltig weiß, wie viel<br />

Schweiß gerade dessen Erwerb ihn gekostet hat. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich. Wenn es<br />

einem gelingt, eine Aktie, eben die seiner Holding Berkshire Hathaway, zwischen 1962<br />

und 2006 um 581 567 Prozent (!) zu steigern, dann wird dies kein Zuckerschlecken<br />

sein. Nicht das Geld arbeitet ja, son<strong>der</strong>n die vielen Köpfe und Hände dahinter. Aber die<br />

müssen angetrieben werden – und das nicht zu knapp. Damit sind Mühen verbunden,<br />

Benachteiligung <strong>Die</strong> schöne per Vertrag Blüte<br />

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