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Die Stimme der Verbraucher - vzbv

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essen gehen! Mittags „kostet nach meiner Erfahrung das Essen in Frauengesellschaft<br />

weniger.“ Warum? „Mittags trinken wir weniger (am zweckmäßigsten Rotwein), jedoch<br />

mit mehr Bedacht; die Blicke entzünden sich, die Sinne stumpfen aber nicht ab.“<br />

Außerdem „entfällt danach <strong>der</strong> Besuch einer Bar o<strong>der</strong> eines Nachtkaffees“. Logisch.<br />

Derartige Themen behandelt Márai in seiner Schule <strong>der</strong> Armen. Um wen es dabei tatsächlich<br />

geht, sagt <strong>der</strong> Untertitel Ein Leitfaden für Menschen mit geringem Einkommen.<br />

Es ist die Rede von denen, <strong>der</strong>en Einkommen hinten und vorn nicht reicht, niemals,<br />

Arme meint subjektiv Arme. Das Buch handelt also von uns. „Ihre Töchter tragen kunstseidene<br />

Strümpfe, sie besuchen Kinos, und gewaltige Trusts erzeugen in <strong>der</strong> ganzen<br />

Welt für ihren Bedarf Konserven, Radioapparate und Konfektionskleidung ...“<br />

Der subjektiv arme (?) Buffett könnte noch ein drittes Ass zur Ausgabenmin<strong>der</strong>ung aus<br />

dem Ärmel seines Konfektionsanzugs ziehen. An<strong>der</strong>s als Márai lässt ihn Alkohol kalt.<br />

Nichts da mit Rotwein, sein Lieblingsgetränk ist Kirsch-Cola. Eine Frau, die den Mann<br />

wirklich liebt, wird auch in <strong>der</strong> schweren Stunde dieses seines Extremkonsums zu ihm<br />

stehen. Undenkbar aber, dass eine nur materiell interessierte Bewerberin auf die Stelle<br />

als Milliardärsgattin über einen solch karitativen Zug ebenfalls verfügt. Kirsch-Cola zum<br />

Essen! Igitt! So kann man sich nicht verbiegen, diesen Geschmacks-Egotrip deckt kein<br />

Kalkül! Sie bestellt ein Viertele kalifornischen Zinfandel. Das erhöht den Kuschelfaktor,<br />

aber auch die Rechnung. Und schwups! hat sie sich ins Kröpfchen getrunken.<br />

Márais Kostenrechnung wird Buffetts Willen zur konsumtiven Reduktion beflügelt<br />

haben, die Lust am puren Nutzen! Doch alles wird überstrahlt – und dies ist des Rätsels<br />

Lösung – vom Vertrauen in das kostengünstigste Tête-à-tête, in die kleinste Verzehrsumme<br />

als Indikator des Herzens. Sie offenbart die wahrhaft Liebende.<br />

Wo <strong>der</strong> große Schriftsteller mit <strong>der</strong> ehrwürdigen Instanz <strong>der</strong> haushälterischen Vernunft<br />

noch charmant tändelt, zeigt uns <strong>der</strong> Multimilliardär, dass <strong>der</strong>en grimmige Abart, das<br />

krud Rechenhafte, dennoch die schönste Blüte treibt. Ihr Name ist: Liebesheirat.<br />

Eine Kirsch-Cola auf das Brautpaar!<br />

<strong>Die</strong> schöne Blüte<br />

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