Politikfeld Arbeitsmarkt - Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr ...
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Gruppenarbeit wird mitunter auch als neo-tayloristisches Modell (miß-)verstanden, wodurch „bisher<br />
zentral wahrgenommene Kontrollfunktionen zur Steigerung ihrer Effizienz in die Gruppen verlagert<br />
werden“ 21 : Durch „Gruppendruck“ soll <strong>der</strong> einzelne zu höherer Produktivität „gezwungen“ werden.<br />
Wir verstehen unter Gruppenarbeit - im Einklang mit <strong>der</strong> wohl herrschenden Literaturmeinung - eine<br />
Arbeitsorganisationsform, welche Effizienzziele <strong>der</strong> Unternehmen mit Humanzielen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
verbindet und nehmen an, daß die Neuorganisation <strong>der</strong> EABG mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> sog.<br />
„Kolonnen“ – ggf. weiterentwickelt zu einer Gruppenarbeitsform – auf beide Zieldimensionen<br />
ausgerichtet ist.<br />
2.3 Risiken und Probleme<br />
Nicht nur Chancen, son<strong>der</strong>n auch Risiken <strong>der</strong> Implementation von Gruppenarbeit werden in <strong>der</strong><br />
Literatur beschrieben. Die Ambivalenz <strong>der</strong> sozialen Innovation „Gruppenarbeit“ wird betont, vor<br />
kritikloser Akzeptanz eindringlich gewarnt:<br />
„Vor lauter Euphorie dürfen die Schattenseiten nicht übersehen werden“, warnt z.B. <strong>der</strong> Bochumer<br />
Arbeitswissenschaftler HEINER MINSSEN. 22 Von welchen Risiken ist die Rede ?<br />
Zwei Problemkreise sind zu nennen:<br />
• Zunächst ist die Arbeitsorganisation in Kleingruppen <strong>für</strong> die Beschäftigten in <strong>der</strong> Regel mit<br />
Arbeitsverdichtung und -intensivierung verbunden. Auch gruppenintern verschärft sich <strong>der</strong><br />
Leistungsdruck. Sofern das Humanziel, die Attraktivität <strong>der</strong> Arbeit durch Gruppenarbeit zu<br />
steigern, nicht gleichberechtigt simultan verfolgt wird, kann auf eine nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong><br />
Situation des Unternehmens nicht gehofft werden. Gruppenarbeit würde dann die Motivation <strong>der</strong><br />
Beschäftigten eher noch verschlechtern. Von ausschließlichem Streben nach höherer Produktivität<br />
kann daher nur abgeraten werden.<br />
• Darüber hinaus sind Fertigungsgruppen strukturellen Spannungen ausgesetzt: 23 Als „hybrides“<br />
soziales System - zwischen sozialer Gruppe und Organisation - müssen interne emotionale<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und externe funktionale Anfor<strong>der</strong>ungen des Unternehmens<br />
balanciert werden. Durch „erzwungene“ Kooperation und permanente „face-to-face“ Beziehungen<br />
bergen Fertigungsgruppen mit wenigen Mitglie<strong>der</strong>n ein Konfliktpotential: Wenn die Chemie<br />
zwischen den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n nicht stimmt, sind Spannungen programmiert, die sich auf<br />
Motivation und Wohlbefinden des einzelnen und letztlich auf die Produktivität <strong>der</strong> ganzen Gruppe<br />
negativ auswirken können. Bei heterogenen Leistungspotentialen in <strong>der</strong> Gruppe kann es überdies<br />
21 WIDMAIER / SAURWEIN (1996: 52).<br />
22 HEINER MINSSEN (1994): a.a.O.