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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

11<br />

fe auf Israel am 7. Oktober verletzt, gebrochen<br />

und traumatisiert wurden. Israel ist<br />

mehr als nur ein anderes Land. Israel war ein<br />

Zufluchtsort für viele Ihrer Vorfahren, die<br />

während des Krieges vor der Nazi-Diktatur<br />

flohen. Einige sind erst nach dem Krieg oder<br />

sogar erst nach der Gründung des Staates<br />

Israel im Jahr 1948 nach Israel gegangen“,<br />

so Van der Bellen. „Israel sollte und soll ein<br />

sicherer Hafen für Juden aus aller Welt sein.<br />

Seine alleinige Existenz flößt den Juden<br />

Stolz und Selbstvertrauen ein und ermöglicht<br />

es ihnen, mit erhobenem Haupt in der<br />

Welt zu leben.“<br />

Dann ging der Bundespräsident auf die<br />

aktuelle Situation in Israel ein, alle hätten<br />

„die Bilder des Massakers gesehen, das die<br />

Ha mas an israelischen Zivilisten verübt hat.<br />

Friedliche Bürger, die in der Nähe des Gazastreifens<br />

leben. Die Hamas-Terroristen verübten<br />

ein Pogrom, das niemand für möglich<br />

gehalten hatte. So grausam und blutrünstig,<br />

daß es immer noch schwer zu glauben ist,<br />

daß es passiert ist.“ Er persönlich fände es<br />

unerträglich, die Videos anzusehen, die auf<br />

den Plattformen der sozialen Medien veröffentlicht<br />

wurden. „Ich muß zugeben, daß ich<br />

selbst die Bilder, die ich gesehen habe, nicht<br />

überwunden habe. Aber eines ist klar: Wenn<br />

wieder Juden gejagt, verfolgt und ermordet<br />

werden, darf Österreich und die Welt nicht<br />

schweigen.“<br />

Das oft geäußerte „Nie wieder“ sei heute<br />

aktueller denn je. Die Ereignisse des 7. Ok -<br />

tober und der darauf folgende Krieg haben<br />

einen Antisemitismus an die Oberfläche ge -<br />

bracht, der nie ganz verschwunden ist. Das<br />

habe überall unter der Oberfläche geköchelt.<br />

In Österreich, in Europa, in der ganzen Welt.<br />

Das ist nicht akzeptabel. „Nie wieder ist<br />

jetzt!“, so der Bundespräsident. Alle Menschen<br />

würden es verdienen, in Frieden zu le -<br />

ben. „Das gilt für die Israelis – und auch für<br />

die Palästinenser. Aber das Streben nach Frie -<br />

den, der Wunsch nach Selbstbestimmung<br />

und Freiheit für alle Menschen kann nicht<br />

mit Haß und Antisemitismus erreicht werden<br />

oder vereinbar sein.“<br />

„Ihr Besuch in Österreich ist von besonderer<br />

Bedeutung“, so der Bundespräsident.<br />

Es ist bedeutsam, weil es ein Zeichen dafür<br />

ist, daß Österreich sein dunkelstes Kapitel in<br />

der Geschichte nicht vergessen hat und daraus<br />

gelernt und Konsequenzen gezogen hat.<br />

Die Republik Österreich und große Teile<br />

ihrer Gesellschaft haben zu viele Jahre ge -<br />

braucht, um ihre Verantwortung für die<br />

Gräueltaten an den Juden während des Nazi-<br />

Regimes anzuerkennen. Nach der Befreiung<br />

Foto: HBF/Peter Lechner<br />

Foto: PID/W. Schaub-Walzer<br />

v.r.: Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer, JWS-<br />

Generalsekretärin Susanne Trauneck, Carlos Chaim Burger und dessen Ehefrau<br />

Österreichs im Jahr 1945 wurden viele Fakten<br />

über unsere Verantwortung für die be -<br />

gangenen Verbrechen bequemerweise verdrängt.<br />

Erst in den 1980er-Jahren begann sich<br />

der Umgang Österreichs mit seiner Ge -<br />

schichte zu ändern. Jüngere Generationen<br />

setzten sich kritisch mit der Vergangenheit<br />

Österreichs auseinander. Sie begannen, ihren<br />

Eltern und Großeltern unbequeme Fragen zu<br />

stellen. In der Gesellschaft entstand ein neu -<br />

es Bewußtsein, und zu Beginn der 1990er-<br />

Jahre bekannte sich die Republik Österreich<br />

öffentlich und unmißverständlich zu den dun -<br />

kelsten Kapiteln ihrer Geschichte.“<br />

Vor kurzem wurde durch eine Änderung<br />

des Staatsbürgerschaftsgesetzes der Erwerb<br />

der österreichischen Staatsbürgerschaft für<br />

Nachkommen von Holocaust-Opfern erleich -<br />

tert. Dies stärke und vertiefe die Beziehung<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

zwischen den Familien der ehemals österreichischen<br />

jüdischen Familien und dem heutigen<br />

Österreich. Diese Maßnahmen seien für<br />

die Überlebenden des Holocaust und ihre<br />

Nachkommen von entscheidender Bedeutung<br />

für Österreich und die österreichische Ge -<br />

sellschaft, um das Schicksal und das Leid<br />

deren Familien zu erkennen, anzuerkennen<br />

und Verantwortung dafür zu übernehmen.<br />

„Meine Damen und Herren, wenn ich<br />

eine Botschaft für Sie habe, dann ist es diese:<br />

Sie sind ein Teil von Österreich. Unabhängig<br />

davon, ob Sie Österreich regelmäßig besuchen<br />

oder die österreichische Staatsbürgerschaft<br />

besitzen. Auch wenn Sie weit weg<br />

woh nen, gehören Sie zu diesem Land. Ich<br />

danke Ihnen für Ihren Besuch“, schloß der<br />

Bundespräsident. n<br />

https://jewish-welcome.at/<br />

Die Gäste waren auch ins Wiener Rathaus eingeladen und vom Landtagsabgeordneten und<br />

Präsidenten der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, Peter Florianschütz, empfangen.

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