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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Religion und Kirche<br />

Iftar-Essen im<br />

Zeichen des Dialogs<br />

138<br />

Gemeinsames Fastenbrechen im Palais Niederösterreich auf Einladung von<br />

Außenminister Alexander Schallenberg und IGGÖ-Präsident Ümit Vural<br />

Zum ersten Mal fand am Abend des 19.<br />

März auf Einladung von Außenminister<br />

Alexander Schallenberg und dem Präsidenten<br />

der Islamische Glaubensgemeinschaft in<br />

Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, ein ge meinsames<br />

interreligiöser Iftar statt. Rund 130 Gä -<br />

ste verschiedener Religionsgemeinschaften<br />

so wie Wissenschaft und Diplomatie nahmen<br />

an dem Fastenbrechen im Palais Nie derös -<br />

terreich teil. Unter ihnen waren unter anderem<br />

auch Kardinal Christoph Schönborn und<br />

Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister.<br />

„Der Ramadan ist eine Zeit, die dem Fa -<br />

sten, dem Gebet, der Besinnung und der Ge -<br />

meinschaft gewidmet sein sollte. Wenn wir<br />

jedoch beobachten, was in der Welt passiert,<br />

insbesondere im Nahen Osten, sehen wir leider<br />

das Gegenteil“ so Außenminister Alexander<br />

Schallenberg in seinen Grußworten.<br />

„Seit dem 7. Oktober haben Islamophobie,<br />

Antisemitismus in schockierender Weise zu -<br />

genommen. Das ist nicht nur inakzeptabel,<br />

es ist Gift für unsere Gesellschaft.“ Daß Vertreter<br />

verschiedener Religionsgemeinschaften<br />

gemeinsam beim Fastenbrechen anwesend<br />

waren, sei „ein stolzes Zeichen, daß die<br />

Religionsgemeinschaften in Österreich wei -<br />

terhin solidarisch zusammenstehen.“ Denn<br />

je der einzelne von uns sei aufgerufen, unsere<br />

Gesellschaft vor Haß, Gewalt und Diskriminierung<br />

zu verteidigen“, unterstrich der Aussenminister.<br />

Außenminister Schallenberg dankte Präsident<br />

Vural dafür, daß er den brutalen An -<br />

schlag der Hamas vom 7. Oktober sofort verurteilt<br />

und gleichzeitig zu einem konstruktiven<br />

Dialog aufgerufen hat. „Und ich danke<br />

jedem Einzelnen in der muslimischen Ge -<br />

meinschaft in Österreich, der seinen Glauben<br />

gegen jene verteidigt, die versuchen ihn<br />

für Spaltung zu mißbrauchen. Sie sind ein<br />

unschätzbarer Teil unserer Gesellschaft.“<br />

„Um es ganz klar zu sagen: Es gibt keine<br />

Hierarchie des Leidens“, so Schallenberg<br />

weiter. „Man kann das Leiden eines Volkes<br />

nicht durch das Leiden der anderen aufwiegen!<br />

Man kann das Trauma des einen Volkes<br />

nicht durch das Trauma der anderen ungeschehen<br />

machen! Das habe ich bei meinem<br />

Foto: BMEIA<br />

v.l.: Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, Außenminister Alexander Schallenberg, IGGÖ-<br />

Präsident Ümit Vural und Kardinal Christoph Schönborn<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Besuch in der Region im letzten Monat zu -<br />

tiefst gespürt. Die Angst, die Wut, die Hoffnungslosigkeit<br />

– all diese Emotionen waren<br />

allgegenwärtig, wo immer ich war, sei es in<br />

Tel Aviv, Jerusalem, Ramallah, Amman oder<br />

Beirut. Deshalb muß unsere erste und dringendste<br />

Aufgabe darin bestehen, das Leid zu<br />

lindern, und zwar jetzt: Indem wir mehr hu -<br />

manitäre Hilfe nach Gaza bringen – sei es auf<br />

dem Land-, Luft- oder Seeweg. Österreich<br />

hat bereits 23 Millionen Euro an Soforthilfe<br />

mobilisiert. Indem die Geiseln aus Gaza herausgeholt<br />

werden. Vergessen wir nicht, daß<br />

die Hamas immer noch über 130 unschuldige<br />

Geiseln in ihrer Gewalt hat, darunter auch<br />

einen österreichisch-israelischen Vater von<br />

zwei Kindern. Dafür brauchen wir dringend<br />

eine sofortige humanitäre Feuerpause, die zu<br />

einem nachhaltigeren Waffenstillstand führen<br />

könnte. Und indem sichergestellt wird,<br />

daß die Zivilbevölkerung jederzeit geschützt<br />

wird. Ja, Israel hat das Recht, sich zu verteidigen<br />

und seine Bürger zu schützen“, so<br />

Schallenberg, aber es muß viel mehr tun, um<br />

klar zwischen den Kämpfern der Hamas und<br />

der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Das<br />

humanitäre Recht gelte für alle, überall. Es sei<br />

nicht verhandelbar. „Gerade in diesen schwie -<br />

rigen Zeiten müs sen wir alle nach dem Ausschau<br />

halten, was uns verbindet und nicht<br />

nach dem, was uns auseinander treibt“, so<br />

Schallenberg ab schließend.<br />

Diesen Worten schloß sich IGGÖ-Präsident<br />

Vural an: „In einer Welt, die oft von<br />

Konflikten und Spaltung geprägt ist, liegt es<br />

an uns, einander mit Freundlichkeit und Re -<br />

spekt zu begegnen, Brücken zu bauen und<br />

die Vielfalt unserer Glaubensrichtungen und<br />

Kulturen zu feiern. Diese Vielfalt ist eine<br />

Quel le der Stärke und Bereicherung für un -<br />

sere Gesellschaft. Ich danke Herrn Bundesminister<br />

Alexander Schallenberg dafür, daß<br />

er diese Tatsache anerkennt und sich stetig<br />

für den interreligiösen und interkulturellen<br />

Dialog einsetzt.“ Zudem dürfe man nicht<br />

„auf jene vergessen, die weniger privilegiert<br />

sind als wir, jene in den von Krieg und Krisen<br />

geplagten Regionen der Welt, gebeutelt<br />

von Gewalt, Leid und Hunger. Unsere Ge -<br />

danken und Gebete gelten heute insbesondere<br />

den Menschen im Gazastreifen, die derzeit<br />

mit einer humanitären Krise von unvorstellbarem<br />

Ausmaß zu kämpfen haben, aber<br />

auch den Familien der Geiseln, die seit Mo -<br />

naten um ihre Liebsten bangen. Ich danke<br />

allen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und<br />

eine nachhaltige Lösung im Nahen Osten<br />

einsetzen.“<br />

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