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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Wissenschaft & Technik<br />

FOTEC bekämpft<br />

Weltraumschrott<br />

157<br />

Die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH, das Forschungsunternehmen<br />

der Fachhochschule Wiener Neustadt, spielt eine wichtige<br />

Rolle in einem revolutionären Projekt<br />

Seit geraumer Zeit schlagen WeltraumexpertInnen<br />

Alarm wegen des Risikos<br />

eines Totalausfalls aller Satelliten, ausgelöst<br />

durch eine Kettenreaktion bekannt als der<br />

Kessler-Effekt. Die Kollision von Weltraumschrott<br />

mit Satelliten erzeugt neuen Weltraumschrott,<br />

was wiederum den Betrieb von<br />

Satelliten und damit lebenswichtige Dienste<br />

wie Internet, Fernsehen, Telefonie und Navigationssysteme<br />

gefährden kann. In Reaktion<br />

darauf hat die Europäische Weltraumorganisation<br />

ESA einen Wettbewerb für kreative<br />

Lö sungen zur Beseitigung dieses Schrotts<br />

ausgeschrieben.<br />

Eine Gruppe Schweizer Professoren der<br />

École Polytechnique Fédérale de Lausanne<br />

(EPFL) schlug vor, einen Spezial-Satelliten<br />

mit Greifarmen zu bauen, um den Weltraumschrott<br />

einzufangen und Richtung Erde zu<br />

beschleunigen. Zur Umsetzung dieser visionären<br />

Idee wurde das StartUp ClearSpace<br />

ge gründet, das nun mit Unterstützung der<br />

ESA und einem Team von etwa 100 MitarbeiterInnen<br />

daran arbeitet, diesen Satelliten<br />

zu realisieren. Ein entscheidender Aspekt des<br />

Projekts sind die langen, beweglichen Greifarme<br />

des Bergungssatelliten, deren Funktionstüchtigkeit<br />

unter extremen Bedingungen<br />

im Weltraum gewährleistet sein muß.<br />

Hier kommt die Expertise der FOTEC Forschungs-<br />

und Technologietransfer GmbH ins<br />

Spiel.<br />

Mit ihrer langjährigen Erfahrung in<br />

Raumfahrttechnologien hat sich das Forschungsunternehmen<br />

der Fachhochschule<br />

Wie ner Neustadt (FHWN) als unverzichtbarer<br />

Partner für die Realisierung dieses Projekts<br />

erwiesen. Die größte Herausforderung<br />

bestand darin, die extremen Temperaturschwankungen<br />

des Weltraums in einer Vakuumkammer<br />

auf der Erde zu simulieren. Die<br />

FOTEC hat es geschafft, erfolgreich eine sol -<br />

che Testumgebung herzustellen, in der die<br />

Greifarme unter realistischen Bedingungen<br />

getestet werden konnten.<br />

„In einer unserer begehbaren Vakuumkammern,<br />

die wirklich groß ist – ganze 14<br />

Kubikmeter – haben wir in kürzester Zeit<br />

Foto: FHWN<br />

Das Projektteam vor der FOTEC-Weltraumsimulationskammer: (v.l.): Guillaume Faure (Clear-<br />

Space), Werner Engel (FOTEC), Joachim Gerger (FOTEC) und Michaël Pellet (ClearSpace)<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

eine präzise steuerbare Kühlanlage und Heizung<br />

installiert, die Temperaturen von minus<br />

150 Grad bis plus 150 Grad Celsius erreichen<br />

kann. Das ClearSpace-Team brachte<br />

den Greifarm zu uns, und nach einem Tag<br />

des Aufbaus unterzogen wir ihn vier Wochen<br />

lang einem intensiven Temperaturwechseltest,<br />

von kalt zu warm und wieder zurück“,<br />

erklärt FOTEC-Projektleiter Werner Engel.<br />

Sébastien von Rohr, Projektleiter bei<br />

Clear Space, äußerte sich ebenso positiv über<br />

die Kooperation: „Die Zusammenarbeit mit<br />

der FOTEC verlief absolut reibungslos. In<br />

der Vakuumkammer bewegte sich der Greifarm,<br />

als befände er sich im Weltraum, und<br />

wir konnten dabei große Mengen an Messdaten<br />

aufzeichnen, die unsere erfolgreiche<br />

Arbeit bestätigen.“<br />

An dem innovativen Projekt zur Verringerung<br />

von Weltraumschrott haben sich insgesamt<br />

neun MitarbeiterInnen der FOTEC<br />

be teiligt. Ihr Beitrag unterstreicht die fachliche<br />

Expertise und das hohe Engagement des<br />

Teams der FHWN. Von Seiten der FOTEC<br />

blickt man mit Optimismus in die Zukunft<br />

und hofft auf eine Fortsetzung und Vertiefung<br />

der Zusammenarbeit mit ClearSpace<br />

und der Europäischen Weltraumorganisation<br />

ESA.<br />

Zu ClearSpace<br />

ClearSpace, ein 2018 gegründetes Unternehmen<br />

für In-Orbit-Services (IOS), hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, die Durchführung von<br />

Weltraummissionen zu revolutionieren.<br />

Clear Space entwickelt sich zu einem globalen<br />

Unternehmen mit dynamischen Inge–<br />

nieur teams in der Schweiz, Großbritannien,<br />

Deutschland, Luxemburg und in den Vereinigten<br />

Staaten. ClearSpace entwickelt die<br />

Technologien, die eine breite Palette von<br />

IOS-Anwendungen ermöglichen, von der<br />

Ent sorgung und dem Transport in der Um -<br />

laufbahn bis hin zu Inspektion, Montage,<br />

Herstellung, Reparatur und Recycling. Clear -<br />

Space möchte sowohl Institutionen als auch<br />

kommerzielle Betreiber dabei unterstützen,<br />

den nachhaltigen Weltraumbetrieb zu verbessern<br />

und eine Kreislaufwirtschaft im<br />

Weltraum zu fördern.<br />

n<br />

https://www.fhwn.ac.at/<br />

https://clearspace.today/

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