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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

25<br />

IPU-Treffen im Zeichen der<br />

Uparlamentarischen Diplomatie<br />

nter dem Titel „Parlamentarische Di -<br />

plomatie: Brücken bauen für Frieden<br />

und Verständigung“ fand von 23. bis 27.<br />

März die 148. Versammlung der Interparlamentarischen<br />

Union (IPU) in Genf statt. Über<br />

700 ParlamentarierInnen aus rund 150 Ländern<br />

nahmen an dem Treffen teil. Die österreichische<br />

Abordnung bestand aus Delegationsleiter<br />

Reinhold Lopatka (ÖVP), der<br />

Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures<br />

(SPÖ) sowie den Abgeordneten Martin Graf<br />

(FPÖ), Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) und<br />

Nikolaus Scherak (NEOS).<br />

Ein starker und wirksamer internationaler<br />

Rechtsrahmen sei für die Wahrung des Weltfriedens<br />

und der globalen Sicherheit von entscheidender<br />

Bedeutung, heißt es in der dazu<br />

verabschiedeten Schlußdeklaration. Den Par -<br />

lamenten komme dabei eine entscheidende<br />

Rolle zu, wobei parlamentarische Diplomatie<br />

einen wichtigen Beitrag zur Konfliktprävention,<br />

Mediation und Friedensförderung<br />

auf internationaler Ebene leisten könne. ParlamentarierInnen<br />

als VolksvertreterInnen<br />

sollten dazu ihre legitime Rolle in den internationalen<br />

Beziehungen wahrnehmen, um in<br />

Konfliktsituationen auf der ganzen Welt zu<br />

vermitteln. Darüber hinaus wird in der Schluß -<br />

deklaration die Notwendigkeit der Ratifizierung<br />

und wirksamen Umsetzung des humanitären<br />

Völkerrechts und der Menschenrechte<br />

auf nationaler Ebene sowie deren konsequente<br />

Einhaltung, vor allem in Krisensituationen,<br />

unterstrichen.<br />

Zudem verabschiedete die Versammlung<br />

zwei Resolutionen zur Bewältigung der sozialen<br />

und humanitären Auswirkungen autonomer<br />

Waffensysteme und künstlicher Intelligenz<br />

sowie zu Partnerschaften für den Klimaschutz<br />

zur Förderung des Zugangs zu er -<br />

schwinglicher grüner Energie und Gewährleistung<br />

von Innovation, Verantwortung und<br />

Gerechtigkeit. Allerdings scheiterte die Versammlung<br />

daran, die Situation in Gaza als<br />

Dringlichkeitsthema der Tagesordnung zu be -<br />

handeln und eine Resolution hierzu zu verabschieden.<br />

„Demokratische und rechtsstaatliche<br />

Strukturen sind durch Krieg und Krisen welt -<br />

weit unter massiven Druck geraten. Umso<br />

wichtiger ist daher die internationale Zusam -<br />

menarbeit auch auf parlamentarischer Ebene“,<br />

betonte Reinhold Lopatka (ÖVP) in seiner<br />

Delegationsrede in Genf. Er sei enttäuscht,<br />

daß die Versammlung wieder nicht in der<br />

Lage war, die Situation in Gaza nach dem<br />

Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober<br />

Foto: Parlamentsdirketion/Matthias Matuschek<br />

v.l.: Österreichs Botschafterin in der Schweiz, Désirée Schweitzer, Nationalratsabgeordneter<br />

Reinhold Lopatka (ÖVP), Nationalratsabgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic (GRÜNE), Nationalratsabgeordneter<br />

Martin Graf (FPÖ), der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen Volker<br />

Türk, Zweite Nationalratspräsidentin Doirs Bures (SPÖ), Nationalratsabgeordneter Nikolaus<br />

Scherak (NEOS) und Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

2023 zu behandeln, die im Zentrum der<br />

Beratungen hätte stehen sollen. Österreich<br />

lei ste mit engagierten Abgeordneten der Re -<br />

gierungs- und Oppositionsparteien sowohl<br />

in der IPU, der Parlamentarischen Versammlung<br />

der OSZE und des Europarates einen<br />

überdurchschnittlichen Beitrag zur parlamentarischen<br />

Diplomatie. „Gerade in Krisenzeiten<br />

sind solche Dialogforen unersetzbar“,<br />

so Lopatka.<br />

„Multilaterale Zusammenarbeit ist ein<br />

Grundpfeiler für Frieden auf der Welt. Gerade<br />

Parlamenten kommt eine Schlüsselrolle<br />

zu wenn es darum geht, das Vertrauen in<br />

Dialog und Kooperation zu stärken“, hielt<br />

die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bu -<br />

res (SPÖ) im Rahmen der IPU-Versammlung<br />

in Genf fest. Gerade Wien habe als<br />

Standort zahlreicher internationaler Organisationen<br />

einen herausragenden Ruf als Ort<br />

des Brückenbauens. Diesen gelte es wieder<br />

stärker zu nutzen, um Friedensbemühungen<br />

zu fördern.<br />

FPÖ-Abgeordneter Martin Graf zeigte<br />

sich enttäuscht, daß eine Initiative vieler<br />

Staaten Lateinamerikas in Bezug auf die Zu -<br />

lassung von Oppositionskandidaten zur Präsidentschaftswahl<br />

in Venezuela keine Mehrheit<br />

gefunden habe. „Als eines der wenigen<br />

Länder Europas haben wir Österreicher die -<br />

se wichtige demokratiepolitische Initiative<br />

geschlossen mitgetragen“, so Graf.<br />

„Gerade in Zeiten, in denen die Welt im -<br />

mer gespaltener ist, ist Multilateralismus der<br />

wesentliche Konfliktlösungsmechanismus,<br />

der uns zur Verfügung steht. Umso wichtiger<br />

ist es die dafür zur Verfügung stehenden In -<br />

stitutionen, wie die IPU, für den multilateralen<br />

Austausch zu nutzen“, unterstrich Nikolaus<br />

Scherak (NEOS).<br />

Die österreichische Delegation traft sich<br />

am Rande der Versammlung auch mit dem<br />

Ho hen Kommissar der Vereinten Nationen<br />

für Menschenrechte, Volker Türk, zu einem<br />

Austausch über die weltweite Menschenrechtslage<br />

und aktuelle Schwerpunkte der<br />

Arbeit seiner Institution.<br />

„Die Welt ist mit den meisten Konflikten<br />

und Kriegen seit dem Zweiten Weltkrieg kon -<br />

frontiert. Ein Viertel der Menschheit ist ak -<br />

tuell von 55 Dauerkonflikten betroffen, was<br />

immer auch mit groben Menschenrechtsverletzungen<br />

einhergeht, wie wir mit dem Ho–<br />

hen Kommissar für Menschenrechte erörtern<br />

konnten“, erklärte Ewa Ernst-Dziedzic (Grü -<br />

ne). Umso wichtiger sei es, die Europäische<br />

Menschenrechtskonvention und das Völkerrecht<br />

hochzuhalten und zu verteidigen. „Da<br />

waren wir uns alle einig und bringen somit<br />

diese Bemühungen in die oft in tensiven<br />

Debatten ein“, so die Grünen-Mandatarin.<br />

Über die IPU<br />

Die 1889 gegründete Interparlamentarische<br />

Union (IPU) versteht sich als Weltorganisation<br />

aller nationalen Parlamente. Sie fördert<br />

die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch<br />

unter ParlamentarierInnen<br />

aus 180 Staaten und trägt Debatten über Fragen<br />

internationaler Bedeutung aus. Dazu wer -<br />

den Resolutionen verabschiedet, die als politische<br />

Impulse dienen sollen. Mit den Vereinten<br />

Nationen besteht eine enge Zusam -<br />

men arbeit mit dem Ziel, Parlamente aktiv in<br />

die Erarbeitung und Erfüllung internationaler<br />

Verpflichtungen einzubinden. n

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