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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

19<br />

inhaltlich mitgetragen. Als Beispiel führt das<br />

Außenamt das 2023 unterzeichnete Unterstützungsabkommen<br />

zwischen Tunesien und<br />

der EU an. Insgesamt wurden in der Europäischen<br />

Union laut Bericht 2023 rund 1,1 Mio.<br />

Asylanträge gestellt, ein Anstieg von rund<br />

24 % im Vergleich zum Jahr davor. In Österreich<br />

wurde 2023 zwar ein Rückgang auf<br />

rund 58.000 Asylanträge (ca. -48 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr) verzeichnet, doch liege<br />

diese Zahl immer noch deutlich über dem<br />

Durchschnitt der letzten zehn Jahre.<br />

Ende 2023 wurde auf EU-Ebene ein neuer<br />

gesamteuropäischer Pakt für Migration und<br />

Asyl in Aussicht gestellt, dessen Finalisierung<br />

für Anfang 2024 anvisiert sei, umreißt<br />

das Außenministerium den aktuellen Fahrplan.<br />

Kernpunkte im Pakt sind effektivere<br />

Verfahren zur Eindämmung illegaler Migration<br />

und zur Verhinderung von Sekundärmigration.<br />

Zudem sollen der EU-Außengrenzschutz<br />

gestärkt und das Rückkehrsystem ver -<br />

bessert werden, wobei die Regierung auf<br />

mehrere bilaterale Rückführungsabkommen,<br />

die im Vorjahr von Österreich mit afrikanischen<br />

und asiatischen Staaten geschlossen<br />

wurden, verweist. Zum per Ratsbeschluß ge -<br />

planten Schengenbeitritt von Bulgarien und<br />

Rumänien stellt Österreich eine Reihe konkreter<br />

Forderungen, die einen Ausbau der<br />

Grenzschutzinfrastruktur beider Länder ge -<br />

währleisten.<br />

Weichenstellung für die Zukunft:<br />

Erweiterung und Klimaschutz<br />

Erneuert wird im Bericht das deutliche<br />

Bekenntnis Österreichs zu einer Erweiterung<br />

der EU um den Westbalkan. Dabei regt das<br />

Außenministerium an, den EU-Integrationsprozess<br />

der Westbalkanstaaten in verschiedenen<br />

Bereichen graduell und dadurch dynamischer<br />

zu gestalten. Zu den neuen Beitrittswerbern<br />

Ukraine, Moldau und Georgien<br />

heißt es, auf Einhaltung eines geregelten Bei -<br />

trittsprozesses sei ebenso zu achten wie auf<br />

die Gleichbehandlung aller Kandidatenländer.<br />

Den Maßnahmen aus der europäischen<br />

Klima- und Umweltpolitik – ein weiteres<br />

Thema der Zukunftsgestaltung – widmete<br />

Ös terreich 59 % der genehmigten nationalen<br />

Next Generation EU-Mittel. Man wolle die<br />

Abhängigkeit von fossilen Energieträgern<br />

dadurch beschleunigen und den Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien vorantreiben. Allerdings<br />

sei klar, daß die Klima- und Biodiversitätskrise<br />

nicht allein von der EU gelöst<br />

werden könne, so das Außenamt. Vielmehr<br />

sei hierzu eine globale Anstrengung notwendig.<br />

n<br />

Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner<br />

Der Sprecher des House of Commons des kanadischen Parlaments Gregory Fergus und<br />

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka<br />

Delegation des kanadischen<br />

Parlaments in Wien<br />

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka<br />

empfing am 5. März eine Delegation<br />

des kanadischen Parlaments im Parlament.<br />

In einem Gespräch mit dem Sprecher des<br />

Hou se of Commons, Gregory Fergus, thematisierte<br />

er die gemeinsamen bilateralen<br />

Beziehungen, die Gefahren künstlicher Intelligenz,<br />

Antisemitismus und die Folgen des<br />

Hamas-Terrors. Der Nationalratspräsident<br />

hob dabei die Bedeutung der Menschenrechte<br />

und der demokratischen Werte hervor, die<br />

es angesichts der Folgen von Phänomenen<br />

wie Radikalisierung, Antisemitismus oder<br />

künstlicher Intelligenz zu verteidigen gelte.<br />

In Zeiten der multiplen Krisen sei es mehr<br />

denn je wichtig, auf die Menschenrechte zu<br />

achten und auf ihre Einhaltung zu pochen,<br />

betonte Sobotka. Insgesamt gelte es, die Wer -<br />

te und Grundpfeiler der Demokratie zu pflegen.<br />

Dazu zähle auch, den freien Journalis -<br />

mus sowie JournalistInnen zu schützen,<br />

stimmten Sobotka und Fergus überein. Diese<br />

seien angesichts geänderter Mediennutzung<br />

oder geringerer Mittel aktuell mehrfach in<br />

Be drängnis. Besorgt zeigten sich beide auch<br />

über die Entwicklung von Technologien<br />

künstlicher Intelligenz. Es gelte sicherzustellen,<br />

daß diese nicht zur Gefahr für die De -<br />

mokratie und die Souveränität der Nationalstaaten<br />

werden.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Als „antidemokratisch“ bezeichnete So -<br />

botka auch Antisemitismus. Es gelte daher,<br />

diesen mit allen Mitteln zu bekämpfen. Antisemitismus<br />

sei auch in Kanada eine Herausforderung<br />

für die Demokratie, stimmte Fergus<br />

zu. Angesichts der aktuellen Situation<br />

im Nahen Osten zeigte sich Sobotka über<br />

den zunehmenden Antisemitismus und die<br />

steigende Stimmung gegen Israel besorgt.<br />

Vielmehr gelte es aber, die Terrororganisation<br />

Hamas und deren Taten als Auslöser für<br />

die Lage zu benennen, betonte Sobotka. Die<br />

Situation sei sehr komplex und besorgniserregend.<br />

Hinsichtlich des Angriffskriegs gegen die<br />

Ukraine betonte Sobotka gegenüber der ka -<br />

nadischen Delegation Österreichs neutrale<br />

Position. Die Neutralität sei historisch ge -<br />

wachsen und heute ein fundamentaler Bes -<br />

tandteil der österreichischen Identität. Man<br />

sei militärisch, aber nicht politisch neutral.<br />

Dies bedeute, daß Österreich alle Sanktionen<br />

unterstütze und sich humanitär engagiere.<br />

Außerdem erkundigte sich der Nationalratspräsident<br />

bei seinem Amtskollegen nach<br />

dessen Einschätzung zu den Folgen des Ausgangs<br />

der kommenden US-Präsidentschaftswahlen<br />

für die Vereinigten Staaten und die<br />

Welt. Fergus zeigte sich dabei über die zu -<br />

nehmende Polarisierung und deren langfristige<br />

Folgen besorgt und plädierte für ein<br />

respektvolles Miteinander.<br />

n

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