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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Religion und Kirche<br />

137<br />

dox, seien die vielen Kriege und Konflikte in<br />

der Welt. „Wir sehen, daß der Mensch, ob -<br />

wohl er das Gute kennt, doch immer wieder<br />

zum Bösen verführt werden kann und das<br />

Böse tut“, so der Metropolit in seinem Grußwort<br />

und weiter: „Umso wichtiger ist es, daß<br />

wir uns bemühen, wo immer wir können, das<br />

Gute zu tun und zu fördern und uns ganz be -<br />

sonders auch für den Frieden einzusetzen.“<br />

Er begrüße die aktuelle interreligiöse Friedensinitiative<br />

des Bundespräsidenten. Die<br />

Orthodoxe Kirche leiste gerne ihren Beitrag<br />

„zur ehrlichen Verständigung und zum harmonischen,<br />

friedlichen Miteinander in unserer<br />

Welt, für unsere und für die zukünftigen<br />

Generationen“.<br />

Jüdischer Friedensappell<br />

Eidel Malowicki ergriff für die Israelitische<br />

Kultusgemeinde das Wort und appellierte<br />

eindringlich für Frieden und Versöhnung:<br />

„Reichen wir einander die Hände, um<br />

ein Zeichen zu setzen für Frieden, Schalom.“<br />

Foto: Foto: Carina Karlovits/HBF<br />

Bundespräsident Van der Bellen im Gespräch mit dem Präsidenten der Israelitischen Kulturgemeinde,<br />

Oskar Deutsch. In der Bildmitte sieht man die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung,<br />

Angelika Ritter-Grepl, im Gespräch mit Präsidenten-Gattin Doris Schmidauer<br />

(verdeckt)<br />

Religion nicht mißbrauchen<br />

Für die Muslime in Österreich betonte<br />

Ümit Vural wörtlich: „Heute treten wir ge -<br />

meinsam auf, um das Potential unseres Dialogs<br />

aufzuzeigen und ein starkes Signal in die<br />

Bevölkerung zu tragen. Wir möchten verdeutlichen,<br />

daß Religion nicht als Werkzeug<br />

für Haß, Gewalt und Konflikte mißbraucht<br />

werden darf. Im Gegenteil – wir stehen für<br />

die positive und konstruktive Rolle der Religionen<br />

in der Gesellschaft.“ Die Religionen<br />

verbinde die grundlegenden Bedürfnisse nach<br />

Frieden, Wertschätzung und Solidarität un -<br />

tereinander, „basierend auf dem festen Glauben<br />

an die Unantastbarkeit der Würde des<br />

Menschen“, so der Präsident der Islamischen<br />

Glaubensgemeinschaft.<br />

In den vergangenen Jahren habe man in<br />

vielen Bereichen gesellschaftliche Spaltungen<br />

erlebt. „Wir sind mit einer unerträglichen<br />

Polarisierung konfrontiert, mit menschen -<br />

verachtender Rhetorik und einem Mangel an<br />

Empathie“, warnte Vural. Die vergangenen<br />

Wochen hätten „tragische Verluste an Menschenleben<br />

und großes Leid über Israel und<br />

Palästina gebracht“. Die Islamische Glaubensgemeinschaft<br />

stehe an der Seite derer,<br />

„die Haß und Gewalt verurteilen und sich für<br />

den Frieden einsetzen“.<br />

Er sei der Überzeugung, „daß durch Ge -<br />

walt keine Probleme gelöst werden, sondern<br />

nur neue entstehen“, daher wolle er an dieser<br />

Stelle noch einmal seinen Appell für ein un -<br />

verzügliches Ende der Gewalt im Nahen<br />

Osten wiederholen: „Es ist dringend notwendig,<br />

den konstruktiven Friedensdialog wie -<br />

deraufzunehmen, der zu einem friedlichen<br />

Zusammenleben aller Menschen in der Re -<br />

gion führt. Allen Völkern muß gleichermassen<br />

ein Leben in Sicherheit, Würde und Freiheit<br />

zugestanden werden.“<br />

Vural zitierte in seiner Rede auch mehrmals<br />

den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger<br />

und Präsidenten Nelson Mandela:<br />

„Solange Armut, Ungerechtigkeit und<br />

Ungleichheit in der Welt fortbestehen, kann<br />

keiner von uns wirklich ruhen.“ Und der Präsident<br />

der Islamischen Glaubensgemeinschaft<br />

fügte hinzu: „Lassen Sie uns weiterhin ge -<br />

meinsam an der Vision einer solchen Welt<br />

arbeiten.“<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Frauen und Frieden<br />

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung<br />

Österreichs (kfbö), Angelika<br />

Ritter-Grepl, die ebenfalls an der „Stunde für<br />

den Frieden“ teilnahm, wies in einem Statement<br />

auf die fehlende Einbindung von Frauen<br />

in Friedensverhandlungen hin: „Frauen<br />

sind von Krieg durch Gewalthandlungen und<br />

insbesondere durch Vergewaltigungen stark<br />

betroffen. Gleichzeitig leisten sie an vielen<br />

Orten der Welt einflußreiche Friedensarbeit.<br />

Damit sie wirken können, müssen sie aber<br />

erst einmal in ihrer Tätigkeit akzeptiert und<br />

anerkannt werden.“<br />

Bereits im Jahr 2000 habe die UNO die<br />

Teilnahme von Frauen bei Friedensverhandlungen<br />

gefordert. Bald ein Vierteljahrhundert<br />

später würden die Frauen immer noch<br />

darauf warten, Gehör zu finden. „Wenn wir<br />

nicht als gleichberechtigte Gesprächspartnerinnen<br />

in die Gestaltung von Frieden integriert<br />

werden, ist letzterer ein Wolf im Schafs -<br />

pelz. Denn Frieden braucht die egalitäre Einbindung<br />

und Gleichstellung aller Geschlechter<br />

ebenso wie aller religiösen, gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Identitäten“, so Ritter-<br />

Grepl.<br />

Grundlage für Friedensarbeit seien Verge -<br />

bung und Versöhnung. Dieses Konzept wer -<br />

de in allen Religionen gelehrt, „weil es ohne<br />

ein Zugehen auf mein Gegenüber keine Ge -<br />

meinschaft geben kann“, so die kfbö-Vorsitzende:<br />

„Der Glaube unserer Religionen lehrt<br />

uns Vertrauen. Vertrauen in Gott heißt ,trotz<br />

allem‘ weitermachen und sich für den Frieden<br />

einsetzen. Zuversicht ist ein Geschenk<br />

an alle gläubigen Menschen und ein Keim<br />

der Verständigung. Wir haben den christli -<br />

chen Auftrag, diesen Keim zu bewässern,<br />

auch wenn ringsum Dürre herrscht.“<br />

Am Rande der Veranstaltung hob Van der<br />

Bellen im Gespräch mit Medien hervor, daß<br />

die Initiative zu dieser Begegnung von den<br />

Kirchen und Religionen ausgegangen sei.<br />

Daß alle anerkannten Kirchen und Religions -<br />

gesellschaften sofort der Einladung in die<br />

Hofburg gefolgt seien, sei ein sehr erfreuliches<br />

Zeichen. Ebenso freue er sich beson -<br />

ders darüber, „daß die Kirchen und Religionen<br />

heute durch Männer und Frauen vertreten<br />

waren“.<br />

kathpress

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