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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Wissenschaft & Technik<br />

Salzkammergut und Ostalpen:<br />

Eisenzeitlicher Metallhandel<br />

Hallstatt: Weitreichende Handelsnetzwerke während des 1. Jahrtausends vor<br />

Christus – Naturwissenschaftliche Analysen zeigen, daß Kupfer aus Salzburg<br />

und den Südalpen nach Hallstatt gebracht wurde<br />

Foto: A. Rausch, NHM Wien<br />

Foto: D. Oberndorfer, NHM Wien<br />

Zuerst werden die Bronzen mittels tragbarem Röntgenfluoreszenzanalyse-Gerät untersucht,<br />

um erste Informationen zur chemischen Zusammensetzung des Metalls zu gewinnen.<br />

Beprobung des sogenannten „Kuh-Kälbchen“ Gefäßes, welches wahrscheinlich bei zeremoniellen<br />

Handlungen zum Einsatz kam.<br />

Im Zuge eines zweijährigen EU-geförderten<br />

Projekts konnte der Archäometallurge<br />

Mathias Mehofer von der Universität Wien<br />

gemeinsam mit KollegInnen vom Naturhistorischen<br />

Museum Wien (NHM) erstmals<br />

den ei senzeitlichen Metallhandel im Salzkammergut<br />

und den Ostalpen systematisch<br />

untersuchen. Die naturwissenschaftlichen<br />

Ana lysen zeigen, daß nicht nur Kupfer aus<br />

Salzburg, sondern auch aus den Südalpen<br />

nach Hallstatt gebracht wurde, um dort zu<br />

Schmuck, Waffen oder Werkzeugen verarbeitet<br />

zu werden.<br />

Der Bedarf nach Salz aus Hallstatt stimulierte<br />

schon während der Spätbronze- und<br />

Eisenzeit weitreichende Handelsverbindungen<br />

und einen regen Austausch von wertvollen<br />

Gütern wie etwa Gold oder Elfenbein.<br />

Mathias Mehofer untersuchte nun erstmals<br />

mit Georg Tiefengraber und Karina<br />

Grömer vom Naturhistorischen Museum<br />

Wien Grabbeigaben aus dem 8.–4. Jahrhundert<br />

v. Chr. aus dem Gräberfeld Hallstatt auf<br />

die Herkunft des Metalls.<br />

Die WissenschafterInnen konnten durch<br />

die Analyse des „geochemischen Fingerabdruckes“<br />

des Kupfers in dieser ersten Pilotstudie<br />

zeigen, daß während der Spätbronzezeit<br />

(Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.) sogenanntes<br />

chalkopyritbasiertes Kupfer – möglicherweise<br />

aus Salzburg (Hochkönig-Mitterberggebiet)<br />

und den Südalpen (Trentino,<br />

Südtirol) − verwendet wurde, während in der<br />

nachfolgenden Zeit (ab ca. 900/800 v. Chr.)<br />

vermehrt fahlerzbasiertes Metall genutzt wur -<br />

de. Wo dieses im 1. Jahrtausend v. Chr. abgebaut<br />

wurde, muß noch erforscht werden.<br />

„Unsere Analysen belegen also, daß sich<br />

über die Jahrhunderte die Bezugsnetzwerke<br />

änderten. Woher genau das Kupfer kam, kön -<br />

nen erst die nachfolgenden Auswertungen<br />

zeigen“, erklärt Mehofer. „Eine mögliche Er -<br />

klärung dafür ist, daß die spätbronzezeitli -<br />

chen Kupferbergwerke, die Chalkopyritkupfer<br />

lieferten, allmählich erschöpft waren, und<br />

neue Kupferquellen erschlossen werden muß -<br />

ten, um den Betrieb im Salzbergwerk aufrecht<br />

zu erhalten. Das danach genutzte Fahlerzkupfer<br />

hat einen viel höheren Anteil an<br />

Arsen oder Antimon. Diese verändern die<br />

Eigenschaften des Kupfers.<br />

Die Analysen belegen außerdem, daß der<br />

Zinngehalt in den analysierten Objekten mit<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

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der Zeit abnimmt. Diese Resultate deuten auf<br />

eine Verknappung dieses wichtigen Legierungsbestandteiles<br />

zur Herstellung von Zinn -<br />

bronze hin, der aus weit entfernten Lagerstätten<br />

wie etwa aus Cornwall, aus Spanien,

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