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Ausgabe 210

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>210</strong> / 18. 04. 2024<br />

Ich möchte Ihnen, Herr Professor Kandel,<br />

für dieses Engagement ausdrücklich<br />

danken.<br />

Kommen wir zu Peter Handke. Und ja:<br />

Wo anfangen? Bein zornigen jungen Mann,<br />

der mit seinem Stück „Publikumsbeschimpfung“<br />

das Theater mit einem Paukenschlag<br />

erneuerte?<br />

Mit dem Peter Handke, dessen Roman<br />

„Wunschloses Unglück“ längst zum Kanon<br />

der deutschen Literatur zählt? Schullektüre<br />

miteingeschlossen.<br />

Mit dem slowenischen Kärntner, der diesem<br />

Kulturraum und der dortigen Landschaft<br />

reichhaltige Zeilen gewidmet hat?<br />

Oder, oder, oder.<br />

Aber vielleicht ist es am besten, einen<br />

ganz zentralen Punkt im Schaffen des<br />

Schriftstellers Peter Handke herauszugreifen:<br />

Nämlich die Suche nach einer unverbrauchten<br />

Sprache, einer Sprache, die im -<br />

mer neu erschaffen wird, die keine Phrasen<br />

und keine abgenutzten Redewendungen<br />

kennt, einer Sprache, die sich ganz auf ihr<br />

Gegenüber einläßt und dennoch ganz bei<br />

sich selbst bleibt.<br />

Dabei erreichen Peter Handkes Schilderungen<br />

manchmal einen Grad an Klarheit,<br />

der die deutsche Sprache so zum Glänzen<br />

bringt, wie er es selbst in einem Text anhand<br />

des Schuhputzers von Split beschreibt. Dieser<br />

unbedingte Wille zur Literatur,der solcherart<br />

zum Ausdruck kommt ist einzigartig<br />

und fasziniert ein Lesepublikum auf der ganzen<br />

Welt.<br />

Kein Wunder, daß Du, lieber Peter, auf<br />

diese Weise längst schon zu dem geworden<br />

bist, was Du vielleicht nie sein wolltest: ein<br />

Klassiker. Ja, tut mir leid, aber so ist es.<br />

Und nun der dritte im Bunde, um einen<br />

weiteren Klassiker zu paraphrasieren: Anton<br />

Zeilinger.<br />

Wo aber beginnen? Versuchen wir es so:<br />

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen Mitte der 70er<br />

vor dem Fernsehen und schauen eine Folge<br />

von „Raumschiff Enterprise“. Und genau in<br />

dem Moment, in dem der berühmte Satz ge -<br />

sprochen wird: „Scotty, beamen Sie mich<br />

rauf“, genau in diesem Moment sagt jemand<br />

neben ihnen: „In gewissem Sinne gibt es das<br />

wirklich.“<br />

Was hätten Sie über diese Person ge -<br />

dacht? Ich will darüber keine Vermutungen<br />

laut anstellen, aber ich glaube, daß Anton<br />

Zeilinger häufig mit vergleichbaren Situationen<br />

konfrontiert war. Und es ist schon er -<br />

staunlich zu sehen, mit welcher Hartnäckigkeit<br />

Anton Zeilinger an die Möglichkeiten der<br />

Fotos: Peter Lechner/HBF<br />

Personalia<br />

Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />

bei der Verleihung an Eric Kandel …<br />

… Peter Handke …<br />

… und an Anton Zeilinger<br />

129<br />

Quantenoptik, die Verschränkung von Teilchen<br />

und die Teleportation geglaubt und dieses<br />

Themenfeld erforscht hat.<br />

Und, er hat die Faszination seines Forschungsgebietes<br />

auch vermittelt. Lange be -<br />

vor die Bedeutung von Wissenschaftskommu -<br />

nikation in aller Munde war, hat er in Artikeln<br />

und Interviews hochkomplexe Sachverhalte<br />

allgemeinverständlich dargelegt.<br />

Ich möchte dies eigens betonen, weil es<br />

für Grundlagenforschung immer noch eine<br />

Her ausforderung darstellt, erforderliche<br />

Geldmittel langfristig – und das ist in der<br />

Grundlagenforschung unerläßlich – sicherzustellen.<br />

Umso erstaunlicher, daß es Anton Zeilinger<br />

gelungen ist, die Gründung eines Institutes<br />

anzuregen, um es höflich zu sagen, das ex -<br />

zellente Grundlagenforschung betreibt und<br />

heute bereits zu den besten der Welt zählt: das<br />

Institute of Science and Technology Austria,<br />

kurz ISTA.<br />

Ich weiß nicht, wie Sie es angestellt ha -<br />

ben, die nicht unbeträchtlichen Mittel für<br />

diese Neugründung aufzutreiben, aber, als je -<br />

mand, der Wissenschaft und Politik nun einigermaßen<br />

kennt, kann ich nur sagen: Hochachtung.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Ich habe Sie, wie Sie bemerken konnten,<br />

bisher mit dem Vortragenvon Lebensläufen<br />

verschont. Um diese zu lesen brauchen Sie<br />

mich nicht.Eines allerdings muß ich doch<br />

erwähnen: Nämlich die auffallende Häufigkeit<br />

der Preise im letzten Vierteljahrhundert.<br />

2000, 2004, 2013, 2019, 2022, 2023.<br />

Eric Kandel, Elfriede Jelinek, Martin Kar -<br />

plus, Peter Handke, Anton Zeilinger, Ference<br />

Krauss. Alle wurden eingeladen, Kandel,<br />

Handke und Zeilinger konnten heute zu uns<br />

kommen.<br />

Und ich habe die wirklich große Ehre und<br />

Freude, Ihnen dreien das Große Goldene<br />

Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um<br />

die Republik Österreich zu überreichen.<br />

Es ist die höchstmögliche Auszeichnung<br />

und Anerkennung, die unser Land vergeben<br />

kann, genau deshalb haben Sie sie verdient.<br />

Ich bitte Sie, der Reihe nach zu mir zu kom -<br />

men, damit ich Ihnen das Ehrenzeichen und<br />

die dazugehörige Urkunde überreichen<br />

kann. Herzlichen Glückwunsch. n<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Kandel<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Elfriede_Jelinek<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Karplus<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Handke<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Zeilinger<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Ferenc_Krausz<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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