Wenn Kinder im Unterricht nicht mehr partizipieren… - BSCW
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<strong>Wenn</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> partizipieren – Literaturrecherche Masterarbeit, HFH Zürich, 2011<br />
<strong>Unterricht</strong>sabsentismus und bilden hier noch mal eine eigene Kategorie. Diese wird hier <strong>nicht</strong> explizit<br />
aufgeführt, da der <strong>Unterricht</strong>sabsentismus von anderen Autoren <strong>nicht</strong> genannt wird und wir beide<br />
Formen zusammengefasst haben. Es handelt sich um <strong>Unterricht</strong>sabsentismus, wo sich die Schüler an<br />
einem anderen Ort anstatt des Klassenz<strong>im</strong>mers in der Schule aufhalten.<br />
Diese Begriffe werden nun auf den nächsten Seiten erläutert und es wird auf die Unterschiede,<br />
Überschneidungen und Erscheinungsbilder genau eingegangen. Hierbei werden verschiedene<br />
Fachleute hinzugezogen, die sich in der Praxis, sowie in der Forschung intensiv mit diesem<br />
Phänomen auseinander gesetzt haben.<br />
� Schulschwänzen<br />
Der Begriff „Schulschwänzen“ ist die am häufigsten verwendete Bezeichnung für das unentschuldigte<br />
Fernbleiben von der Schule (vgl. Neukäter & Ricking, 2000).<br />
Ein Risikomerkmal für Schulschwänzen kann mit fehlendem Schulerfolg sowie mit<br />
Schulunzufriedenheit in Verbindung gebracht werden. Um genau nachvollziehen zu können weshalb<br />
Schüler die Schule schwänzen wäre es wichtig, es als einen „selbst verstärkenden Prozess“ zu<br />
erkennen und anzusehen. Es beginnt mit Teilnahmslosigkeit am <strong>Unterricht</strong>sgeschehen bis zu<br />
schlechteren Schulleistungen und schliesslich bis zum aktiven Prozess der Schulverweigerung. Der<br />
„Etikettierungsansatz“ von aussen kann dieses Verhalten des Fernbleibens der Schule verstärken. Die<br />
Folge ist oft eine Art Stigmatisierung des Kindes als „Schulschwänzer“. Von der „sekundären Devianz“<br />
wird dann gesprochen, wenn die Stigmatisierung beziehungsweise Etikettierung die Auswirkung hat<br />
den Schüler dahin zu motivieren, dass er dann öfters <strong>nicht</strong> zur Schule geht (vgl. Ricking, Schulze,<br />
Wittrock, 2009).<br />
Ricking (2006, S.37) unterteilt schul-/unterrichtsaversives, schul-/unterrichts(ver)meidendes Verhalten<br />
in drei verschiedene Gruppen. Er gliedert sie in Schulschwänzen, Schulverweigerung und<br />
Zurückhalten. Diese Formen können untereinander auch vermischt sein. Ricking (ebd.) versteht unter<br />
Schulschwänzen das Ablehnen der Schule und der Lehrpersonen „dauerhaft und nachdrücklich“<br />
(ebd.). Auf der Ebene Verhalten gehören Verhaltensweisen wie geringe Partizipation <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>,<br />
Zuspätkommen bis <strong>nicht</strong> Erscheinen <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>, gemäss Ricking (2006, S.37-39) dazu. Es gibt<br />
Schüler, die Plätze wie Einkaufszentren und Fussballplätze bevorzugen, aber es gibt auch<br />
Schulschwänzer, die sich dennoch auf dem Pausenhof bzw. in der Nähe oder auf dem Gelände der<br />
Schule aufhalten. Diese Schulschwänzer nutzen die Schule <strong>nicht</strong> als Bildungsort, sondern viel<strong>mehr</strong><br />
als sozialen Raum für Kontakte und das Treffen mit ihrer Peergroup. Interessant ist, dass Ricking<br />
(ebd.) dauerhaftes Schwänzen sogar als Ausdrucksform einer Störung definiert. Auch das ICD-10<br />
zählt es unter dissozialem Verhalten zusammen mit zum Beispiel Stehlen, von Dahe<strong>im</strong> weglaufen,<br />
Vandalismus auf (F91.2). Übergeordnet wird das Schulschwänzen als „Dissozialität“ bezeichnet.<br />
Ricking (ebd.) zieht sogar den Schluss, dass je nach Mass und Häufigkeit das Schulschwänzen der<br />
Einstieg, die Vorstufe bzw. der Beginn von Kr<strong>im</strong>inalität beinhalten kann (vgl. Ricking, 2006).<br />
Corina Gande & Christa Schutzbach<br />
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