Wenn Kinder im Unterricht nicht mehr partizipieren… - BSCW
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<strong>Wenn</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> partizipieren – Literaturrecherche Masterarbeit, HFH Zürich, 2011<br />
4.3.2. Bei Anwesenheit des Schülers<br />
Schul-/unterricht(ver)meidendes, schul-/unterrichtsaversives Verhalten bei Anwesenheit wird in der<br />
verwendeten Literatur überwiegend in zwei Rubriken unterteilt.<br />
- Offene (= aktive) <strong>Unterricht</strong>sverweigerung<br />
- Verdeckte (= passive) <strong>Unterricht</strong>sverweigerung<br />
Diese zwei Begriffe haben Schulze, Ricking und Wittrock (2000a, S.130) unter dem Oberbegriff<br />
<strong>Unterricht</strong>sverweigerung zusammengefasst. Sie erläutern auch, dass es eine Art Mischform gibt, die<br />
aktive und passive Anteile von <strong>Unterricht</strong>sverweigerung beinhaltet (ebd.).<br />
� Offene (aktive) <strong>Unterricht</strong>sverweigerung<br />
Hier geht es darum, dass gegen Werte und Normen <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> verstossen wird. Dies äussert sich<br />
zum Beispiel in Diskussionen, die in <strong>nicht</strong> angemessener Form stattfinden (vgl. Ricking, Schulze,<br />
Wittrock, 2009) oder in anderen Verhaltensstörungen <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>. Reissig (2001, S.8) spricht von<br />
aktiver <strong>Unterricht</strong>sverweigerung bei Anwesenheit, wenn die Schüler geradezu negativ <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />
auffallen. Diese Schüler besuchen wie die passiven <strong>Unterricht</strong>sverweigerer den <strong>Unterricht</strong>, fallen aber<br />
durch Provokationen und Kampfansagen gegenüber der Lehrperson oder anderen Schülern auf. Ihr<br />
Verhalten zeigt oft eine aggressive Grundst<strong>im</strong>mung (vgl. Reissig, 2001).<br />
Ricking (2006, S.125) spricht bei aggressiver <strong>Unterricht</strong>sverweigerung sogar von der<br />
<strong>Unterricht</strong>sabwehr. Hier geht es vor allem darum, dass die Gruppe oder der einzelne Schüler aktiv <strong>im</strong><br />
<strong>Unterricht</strong> stört. Es kann sich durch das Herumlaufen <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer zeigen, durch das<br />
Hereinrufen während einer Ruhephase oder auch durch Aggressionen, die <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> ausbrechen<br />
(vgl. Ricking, Schulze, Wittrock, 2009).<br />
Schreiber-Kittl (2001, S.18) beschreibt die offene <strong>Unterricht</strong>sverweigerung als eine massive Störung<br />
von Seiten eines Schülers, der offensiv den <strong>Unterricht</strong> stört. Schreiber-Kittl (2001, S.18) spricht hier<br />
sogar von einer „aktiven Form, welche demonstrativ und nach aussen gerichtet ist“. Die „Ablehnung“<br />
ist offen und sichtbar gegenüber der Schule gerichtet. So ist die Folge, dass der <strong>Unterricht</strong> oder auch<br />
die Lern-/Lehrprozesse gestört oder blockiert werden. (vgl. Schreiber-Kittl, 2001)<br />
Th<strong>im</strong>m (2000, S.153) spricht sogar davon, dass die offene <strong>Unterricht</strong>sverweigerung sogar das<br />
gesamte schulische Leben beeinträchtigen kann.<br />
Ein interessanter Punkt zur offenen <strong>Unterricht</strong>sverweigerung ist die Toleranzbereitschaft von<br />
Lehrpersonen. Hier geht es darum, inwieweit auch störende Aktivitäten zugelassen werden<br />
beziehungsweise welche <strong>Unterricht</strong>smethodik oder auch die Art und Weise von <strong>Unterricht</strong> Störungen<br />
überhaupt Raum lässt für schul-/unterrichtsvermeidendes, schul-/unterrichtsaversives Verhalten.<br />
Th<strong>im</strong>m (2000, S.153) ist davon überzeugt, dass schülerzentrierter <strong>Unterricht</strong> weniger<br />
<strong>Unterricht</strong>sstörungen und somit weniger offene <strong>Unterricht</strong>sverweigerung zulässt. Langeweile, Unterund<br />
Überforderung, Erleben von Sinnlosigkeit, Wünsche nach Beachtung und Einbezug sind<br />
Risikofaktoren für offene <strong>Unterricht</strong>sverweigerungen (Winkel; zitiert nach Th<strong>im</strong>m, 2000, S.153).<br />
Corina Gande & Christa Schutzbach<br />
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