Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 100<br />
22.11 Praktische Aspekte der Plasmadiagnose<br />
Für Amateure steht hier die Bestimmung der Anregungsklasse von Emissionsnebeln im<br />
Vordergrund (Kap. 22.12). Deren Diagnoselinien sind vergleichsweise intensiv. Sie liegen<br />
nahe beisammen und zudem in einem Bereich, wo der Unterschied zwischen Original- und<br />
Pseudokontinuum relativ gering ist – siehe frühe Spektralklassen in der letzten Grafik von<br />
Kap. 8.6. Dies erlaubt daher für galaktische Objekte selbst am Rohprofil, d.h. ohne Extinktions-<br />
und andere Korrekturen, eine grobe Einstufung mit einer Genauigkeit von ca. 1 Klasse.<br />
Bei den mittleren und hohen Anregungsklassen, kann infolge des etwas grösseren Abstandes<br />
der He II Diagnoselinie (λ 4686) eine, um maximal eine Klasse zu niedrige Einstufung<br />
resultieren. Für genauere Analysen sollte die Intensitätskorrektur der einzelnen auszuwertenden<br />
Linien nach Formel {53} vorgenommen werden, Begründung siehe Kap. 21.4.<br />
Alternativ zu dieser Methode haben eigene Versuche mit der Division des Profils durch Korrekturkurven<br />
(Kap. 8.6, <strong>8.7</strong>), meistens unbefriedigende Ergebnisse gezeigt – vermutlich infolge<br />
der diffusen Mischung aus Restkontinuum und Rauschen.<br />
Die Dekrementwerte liegen beim Grossteil der Amateuren zugänglichen Objekten, bei<br />
[10]. Es gibt allerdings krasse Ausreisser wie NGC 7027 mit [10]! Da<br />
die Klassierungslinien nahe beieinander liegen kann auch dieser Effekt für die Grobbestimmung<br />
der Anregungsklasse meistens vernachlässigt werden. In solchen Extremfällen kann<br />
ein wesentlicher Teil der Extinktion auch durch massive Staubwolken um den Stern selbst<br />
verursacht werden. Bei den extrem jungen T-Tauri Objekten ist z.B. die Abweichung zum<br />
theoretischen Balmer-Dekrement sogar ein Klassierungskriterium, siehe [33] Kap. 13.2!<br />
Ein Sonderfall sind hier die nicht flächig sondern sternförmig erscheinenden PN. Sie erfordern<br />
zwar, im Gegensatz zu M27 und M57, nur kurze Belichtungszeiten. Sie können auch<br />
nur im integrierten Licht und nicht selektiv auf ein bestimmtes Nebelareal spektroskopiert<br />
werden. Da innerhalb dieser winzig erscheinenden Scheibchen grössere Intensitätsunterschiede<br />
einzelner Emissionen auftreten, kann auch das gemessene Balmer-Dekrement verfälscht<br />
werden – noch verschärft durch mögliche Verschiebungen der Spaltposition während<br />
der Aufnahme, infolge schlechten Seeings oder mangelhafter Nachführung. Aber<br />
selbst dieser Einfluss hat sich für die Bestimmung der Anregungsklasse als gering herausgestellt.<br />
Die Bestimmung weiterer Plasma Parameter, wie der Elektronentemperatur Te und der<br />
Elektronendichte Ne ,erfordert speziell rauscharme Spektren mit hoher Auflösung, was bei<br />
diesen lichtschwachen Objekten wohl für die meisten Amateure eine echte Herausforderung<br />
darstellt. Zudem sind einzelne der verwendeten Diagnoselinien extrem schwach und<br />
die Fehlerquote entsprechend hoch. Sogar in professionellen Publikationen sind zwischen<br />
einzelnen Werten oft grössere Abweichungen festzustellen!