Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 97<br />
22.7 Linienemission durch Stossanregung<br />
Trifft ein Elektron das Ion nicht zentral, kommt es zu keiner Rekombination,<br />
sondern <strong>zur</strong> viel häufigeren Stossanregung. Ist die<br />
Stossenergie ≥ , wird ein internes Elektron kurzzeitig auf ein<br />
höheres Niveau angehoben. Es wird bei Erlaubten Übergängen<br />
umgehend wieder auf einen tiefer liegenden Term <strong>zur</strong>ückfallen<br />
und dabei, entsprechend der Energiedifferenz, ein Photon mit<br />
der diskreten Frequenz abstrahlen.<br />
Anmerkung: Ähnlich verläuft dieser Prozess in Leuchtstoffröhren<br />
mit niedrigem Gasdruck. Dort erreichen die Elektronen durch die<br />
n=1<br />
angelegte Spannung Energien von mehreren Elektronenvolt [eV]<br />
und regen Quecksilberatome <strong>zur</strong> UV Strahlung an. In dichten<br />
Gasen, erfolgt die Anregung hauptsächlich durch Stösse zwischen<br />
den thermisch angeregten Atomen oder Molekülen.<br />
Stossanregung<br />
22.8 Linienemission durch Erlaubte Übergänge nach Direktabsorption<br />
In H II Regionen haben Emissionsnebel mit Zentralsternen<br />
der frühen O-Klasse (z.B. M42, O6) Strömgrensphären mit<br />
Durchmessern von mehreren Lichtjahren, wodurch das Strahlungsfeld<br />
der zentralen Sterngiganten extrem „verdünnt“<br />
wird. So wird speziell in den Aussenbezirken des Nebels die<br />
Wahrscheinlichkeit extrem klein, dass die Energie eines Photons<br />
z.B. exakt zum Anregungsniveau eines Wasserstoffatoms<br />
passt. Von der Direktabsorption eines Photons kann<br />
hier deshalb kein nennenswerter <strong>Beitrag</strong> an die Linienemission<br />
erwartet werden [222]. Der Strahlungsschwerpunkt der<br />
Photonen liegt zudem im UV Bereich. Dadurch werden viele<br />
Atome sofort ionisiert, sobald die Energie der auftreffenden<br />
Photon<br />
Photon<br />
Photonen oberhalb ihrer Ionisationsgrenze liegt. Eine nennenswerte Linienemission ist<br />
deshalb bei Erlaubten Übergängen nur über den Rekombinationsprozess möglich. Wasser-<br />
stoff und Helium, die Hauptakteure der Erlaubten Übergänge, erscheinen im Spektrum nur<br />
deshalb so intensiv, weil sie um mehrere Grössenordnungen häufiger vorkommen als die<br />
restlichen Elemente im Nebel. Die Häufigkeit eines spezifischen Elektronenübergangs bestimmt<br />
auch die relative Intensität der entsprechenden Spektrallinie.<br />
22.9 Linienemission durch Verbotene Übergänge<br />
ΔE n<br />
Elektron<br />
Direktanregung<br />
Emissionsnebel enthalten verschiedene Sorten von Metallionen, die meisten mit mehreren<br />
Valenzelektronen auf der Aussenschale. Dies verursacht elektrische und magnetische<br />
Wechselwirkungen, und vervielfacht die möglichen Energiezustände. Die Term Schemas<br />
(oder Grotrian Diagramme) werden dadurch extrem komplex und enthalten auch sog. „Verbotene<br />
Übergänge“ (Kap. 12). Für diese herrschen in den extrem dünnen Nebeln ideale<br />
Voraussetzungen, weil hier die fragilen, von mehreren Sekunden bis zu Duzenden von Minuten<br />
dauernden, metastabilen Zustände nur selten vorzeitig durch Stösse beendet werden<br />
[222].<br />
Zuerst müssen aber die Metallatome auf die entsprechende Stufe ionisiert werden. Dies<br />
erfordert hochenergetische UV Photonen. Die entsprechenden Energien [eV, λ] sind in der<br />
folgenden Tabelle im Vergleich zu Wasserstoff und Helium aufgeführt. Je höher die erforderliche<br />
Ionisationsenergie, desto dichter am Stern liegt der Erzeugungsschwerpunkt der<br />
Ionensorte, was als „Stratifikation“ bezeichnet wird [10], [201].<br />
Photon