Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 48<br />
13.5 Frühe und späte Spektraltypen<br />
Eine der Fehlhypothesen auf dem langen Weg zu diesem Klassierungssystem postulierte,<br />
dass die Spektralklassensequenz von O bis M chronologisch die Entwicklungsstadien eines<br />
Sternes darstellen soll. In damaliger Unkenntnis der Kernfusion als „nachhaltiger“ Energielieferant,<br />
diskutierte man auch eine Variante, dass die Sterne ihre Energien lediglich durch<br />
Kontraktion erzeugen könnten, d.h. sehr heiss beginnen und schliesslich kühl enden. Dieser<br />
Irrläufer hat in der Folge die Terminologie bis heute massgebend geprägt. So spricht man<br />
bei den O, B, A Klassen um „frühe-“ (early), bei F und G um „mittlere“ (medium) und bei K<br />
und M um „späte“ (late) Typen. Diese Systematik wird auch innerhalb einer Klasse angewendet.<br />
So nennt man z.B. M0 einen „frühen-„ und M8 einen „späten“ M-Typen. Konsequenterweise<br />
ist daher z.B. M1 „früher“ als M7.<br />
13.6 Das MK (Morgan Keenan) oder Yerkes System<br />
Ständig neue Forschungsergebnisse, speziell die Fortschritte in der Kernphysik und das zunehmende<br />
Verständnis für die Evolutionsgeschichte und die typischen Lebensläufe der<br />
Sterne, erforderten eine sukzessive Anpassung und Erweiterung des Systems. So wurde<br />
z.B. erkannt, dass Sterne innerhalb derselben Spektralklasse massiv verschiedene, absolute<br />
Leuchtkräfte aufweisen können, ein Effekt der vorwiegend auf die unterschiedlichen Entwicklungsstadien<br />
<strong>zur</strong>ückgeführt werden kann. 1943 wurde daher, als weiterer Meilenstein,<br />
das Klassifikationssystem durch Morgan, Keenan und Kellmann vom Mt. Wilson Observatorium<br />
mit römischen Ziffern um eine zusätzliche 2. Dimension erweitert – die sog. sechs<br />
Leuchtkraftklassen (luminosity classes).<br />
Leuchtkraftklasse<br />
(luminosity class)<br />
Sterntyp<br />
I Überriesen (Luminous Supergiants)<br />
Ia-0, Ia, Iab, Ib Unterteilung der Überriesen nach abnehmender Leuchtkraft<br />
II Helle Riesen (Bright Giants)<br />
III Normale Riesen (Normal Giants)<br />
IV Unterriesen (Subgiants)<br />
V „Gewöhnliche“ Zwerg- oder Hauptreihensterne<br />
(Dwarfs, Main Sequence)<br />
VI Unterzwerge (Subdwarfs)<br />
VII Weisse Zwerge (White Dwarfs)<br />
In diesem System wird die Sonne als G2V Stern klassifiziert, d.h. ein sog. „normaler Zwergstern“<br />
auf der Hauptreihe des Hertzsprung Russel Diagramms. Sirius steht mit der Klassierung<br />
A1V ebenso noch als Zwergstern auf der Hauptreihe. Beteigeuze wird etwas „sperrig“<br />
als M1–2 Ia–Iab eingestuft. Er hat das Zwergenstadium auf der Hauptreihe längst aufgegeben<br />
und sich zu einem Roten Überriesen aufgebläht. Die Bezeichnung sagt weiter aus, dass<br />
er sich als Veränderlicher zwischen den Klassen M1 und M2 bewegt und die Leuchtkraftklasse<br />
zwischen Ia und Iab schwankt.