Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 7<br />
1 Einleitung<br />
Für viele Amateurastronomen hat die Spektroskopie noch immer das Image des Elitären. So<br />
sind zum Beispiel die Fachliteratur, aber auch Software Manuals etc. noch vorwiegend in<br />
Englisch verfasst, was für viele ein echtes Hemmnis bedeutet. Trotz dieser Schwierigkeiten<br />
interessiert sich eine wachsende Zahl von Sternfreunden für dieses Gebiet, nicht zuletzt<br />
dank substantiellen Erleichterungen infolge der CCD-Technologie, einigermassen erschwinglicher<br />
Spektrografen, sowie mehrerer Freeware Pakete, welche das Aufbereiten<br />
und Auswerten der Spektren wesentlich erleichtern.<br />
Der Schwerpunkt der gegenwärtigen Amateurliteratur befasst sich mit der Technik und<br />
dem Selbstbau von Spektrografen. Ferner sind auch zahlreiche Aufsätze zu spezifischen<br />
Beobachtungsprojekten zu finden. Die zahlreichen Auswerte- und Interpretationsmöglichkeiten<br />
für die Spektralprofile leiden jedoch noch an einem deutlichen Defizit an amateurgerechter<br />
Literatur. Ergänzend dazu sollen hier praktische Anwendungen, theoretische Hintergründe,<br />
und Zusammenhänge gezeigt werden, welche meiner Meinung nach in der Amateurliteratur<br />
bisher zu kurz gekommen sind. Die praktische Relevanz muss dabei aber immer<br />
im Vordergrund stehen. So soll zum Beispiel der enorme, qualitative und quantitative<br />
Informationsgehalt der Spektralklasse, im Zusammenhang mit dem Hertzsprung-Russel<br />
Diagramm ausgeleuchtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind die vielfältigen messtechnischen<br />
Möglichkeiten, welche sich dem Amateur mit dem heute <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />
Equipment erschliessen. Die Informationen wurden aus zahlreichen Fachartikeln zusammengetragen<br />
und in eigenen Versuchen auf die Praxistauglichkeit überprüft. Die verwendeten<br />
Informationsquellen werden möglichst vollständig ausgewiesen um so auch weiterführend<br />
genutzt werden zu können.<br />
Ergänzend zu dieser Schrift soll der „Spektralatlas für Astroamateure“ [33] eine weitere<br />
Publikationslücke schliessen. Konzipiert als Führer durch die stellaren Spektralklassen, ermöglicht<br />
er die Identifikation zahlreicher Spektrallinien in gering bis mässig hoch aufgelösten<br />
Spektren. Aktuell steht Version 3.0 im Internet zum Download bereit.<br />
Weiter ist auch ein detailliertes Tutorial [30] über die Aufbereitung der Spektren mit der<br />
Vspec und IRIS Software herunterladbar. Da alle Schriften eigenständig bleiben sollen, sind<br />
einige Textstellen und Grafiken redundant enthalten.<br />
Die Spektroskopie ist der eigentliche Schlüssel <strong>zur</strong> Astrophysik. Ohne sie wäre unser heutiges<br />
Bild des Universums undenkbar. Die Photonen, welche zum CCD-Sensor unserer Kamera<br />
vielleicht mehrere Millionen Jahre unterwegs waren, liefern eine erstaunliche Fülle von<br />
Informationen über das Herkunftsobjekt. Dies kann durchaus faszinieren, auch ohne die<br />
Ambition, gleich wissenschaftliche Lorbeeren anstreben zu wollen. Man braucht auch keinen<br />
Abschluss in Physik mit Vertiefung in Mathematik, um sich bereichernd mit dieser Materie<br />
beschäftigen zu können. Erforderlich sind einige physikalische Grundkenntnisse, die<br />
Fähigkeit, mit einem technisch- wissenschaftlichen Taschenrechner und gegebenen Zahlen<br />
einfache Formeln berechnen zu können, sowie eine gesunde Portion Begeisterung.<br />
Auch die für Amateure erforderlichen, chemischen Kenntnisse bleiben in diesem Fachgebiet<br />
erfreulicherweise überschaubar. In den heissen Sternatmosphären und angeregten<br />
Gasnebeln können die einzelnen Elemente kaum noch chemische Verbindungen eingehen.<br />
Lediglich in den äussersten Schichten relativ „kühler“ Sterne überleben einige sehr einfache<br />
Moleküle. Komplexere, chemische Verbindungen sind erst in der wirklich kalten Materie<br />
des interstellaren Raumes und in planetaren Atmosphären zu finden. Zudem bezeichnet<br />
die Stellarastronomie alle Elemente, ausser Wasserstoff und Helium, vereinfachend als<br />
„Metalle“. Der Anteil von Wasserstoff und Helium an der sichtbaren Materie im Kosmos beträgt<br />
heute noch ca. 99%. Der Rest, d.h. die meisten „Metalle“, ist erst lange nach dem Urknall,<br />
durch die erste Generation massereicher Sterne entstanden und an deren Lebensen-