Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 14<br />
4 Der nutzbare Spektralbereich<br />
4.1 Der nutzbare Spektralbereich für Amateure<br />
Die professionelle Astronomie untersucht heute die Objekte fast im gesamten elektromagnetischen<br />
Spektralbereich. Dazu gehört auch die Radioastronomie. Dabei kommen auch<br />
Weltraumteleskope zum Einsatz, welche zunehmend auf den Infrarotbereich optimiert werden,<br />
um die extrem rotverschobenen Spektren von Objekten aus der Anfangszeit unseres<br />
Universums aufzeichnen zu können (siehe Kap.15.5–15.8). Dem mit Standardteleskopen<br />
und Spektrografen ausgerüsteten, erdgebundenen Amateur, ist nur ein bescheidener<br />
Bruchteil davon zugänglich. Der für uns nutzbare Bereich wird, neben den spezifischen<br />
Konstruktionsmerkmalen des Spektrografen, vorwiegend durch die spektrale Charakteristik<br />
und eine allfällige Filterbestückung der Kamera limitiert. Die Meade DSI III z.B. erzielt am<br />
DADOS Spektrografen brauchbare Resultate im Bereich von ca. 3800 – 8000 Å, d.h. im gesamten<br />
sichtbaren Bereich des Spektrums, sowie im nahen Infrarot. Hier sind auch die bekanntesten<br />
und am besten dokumentierten Linien angesiedelt, wie z.B. die Wasserstofflinien<br />
der H- Balmerserie und die Fraunhoferlinien (siehe später).<br />
4.2 Die Auswahl des Spektralbereiches<br />
Bei hochauflösenden Spektren wird die Wahl des aufzunehmenden Bereiches normalerweise<br />
durch ein Beobachtungsprojekt oder das Interesse an bestimmten Linien vorgegeben.<br />
Allenfalls müssen auch noch die Emissionslinien der Eichlampe in die Planung des Abschnittes<br />
einbezogen werden. Bei niedrig auflösenden, breitbandigen Spektren wird meistens<br />
etwa der Bereich der H- Balmerserie bevorzugt (siehe Kap. 9). Heisse O- und B- Sterne<br />
können tendenziell eher kurzwelliger aufgenommen werden, da deren Strahlungsmaximum<br />
im UV Bereich liegt. Hier macht es meist wenig Sinn, den Bereich auf der roten (langwelligen)<br />
Seite von Hα einzubeziehen, ausgenommen jedoch die Emissionslinien von P Cygni,<br />
den Be-Sternen und den Emissionsnebeln (Kap. 22). Zwischen ca. 6‘200 – 7‘700Å (siehe<br />
Bild unten) wimmelt es buchstäblich von erdatmosphärisch bedingten H2O und O2 Absorptionsbanden<br />
(Sonnenspektrum, DADOS Spektrograf 900L/mm).<br />
Hα<br />
Fraunhofer<br />
B Band O 2<br />
H 2O Absorption<br />
Fraunhofer<br />
A Band O 2<br />
Abgesehen von ihrer unbestreitbaren Ästhetik sind sie lediglich für Atmosphärenphysiker<br />
interessant. Für Astronomen sind sie meistens nur hinderlich, es sei denn die feinen Wasserdampflinien<br />
werden <strong>zur</strong> Eichung der Spektren gebraucht! Diese können in Teilabschnitten<br />
mit der Vspec Software oder über sehr grosse Bereiche mit dem Freeware Programm<br />
SpectroTools von Peter Schlatter [413] extrahiert werden.<br />
Bei den späten Typen der K-, sowie bei der gesamten M- Klasse (Kap. 13.5), macht es hingegen<br />
Sinn, diesen Bereich zu berücksichtigen, da hier die Strahlungsintensität im IR Bereich<br />
sehr stark ist und sich gerade hier zum Teil interessante, molekulare Absorptionsbänder<br />
zeigen. Auch die Reflexionsspektren (Kap. 5.7) der grossen Gasplaneten zeigen vorwiegend<br />
da die eindrücklichen Absorptionslücken im Kontinuums-Verlauf.<br />
Orientierungshilfen zum Einstellen des Bereiches am Spektrografen sind z.B. die Skala der<br />
Mikrometerschraube, das Eichlampenspektrum oder das Sonnen- resp. Tageslichtspektrum,<br />
nachts reflektiert verfügbar ab Mond und Planeten. Ein guter Marker im Blaubereich ist dabei<br />
die eindrückliche Doppellinie der Fraunhofer H- und K Absorption (Kap. 13.2.).