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Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor

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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 68<br />

16.6 Die Rotationsgeschwindigkeit der Fixsterne<br />

Infolge der grossen Distanzen können selbst mit grossen Teleskopen, mit wenigen Ausnahmen,<br />

Fixsterne nicht als Scheiben gesehen werden, sondern lediglich infolge von Beugungseffekten<br />

in der Optik als kleine Beugungsscheibchen (sog. Airy disk). Deshalb versagt<br />

hier die oben vorgestellte Methode, welche „flächig“ erscheinenden Himmelsobjekten vorbehalten<br />

bleibt. Heute existieren zahlreiche Methoden <strong>zur</strong> Bestimmung der Rotationsgeschwindigkeit,<br />

z.B. mit photometrisch detektierten Helligkeitsschwankungen oder mittels<br />

Interferometrie. Das Bestreben, die projizierte Rotationsgeschwindigkeit s aus dem<br />

Spektrum zu gewinnen, ist fast so alt wie die Spektroskopie selbst.<br />

William Abney hat bereits 1877 vorgeschlagen, s anhand der rotationsbedingten Verbreiterung<br />

der Spektrallinien zu bestimmen. Dieses Phänomen ist ebenfalls auf den Dopplereffekt<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen, da sich das Spektrum aus dem Licht der gesamten uns zugewandten<br />

Sternoberfläche zusammensetzt. Die Verbreiterung und Abflachung der Linien entsteht<br />

durch die rotationsbedingt unterschiedlichen Radialgeschwindigkeiten der einzelnen Oberflächenpunkte.<br />

Dieses sog. „rotational broadening“<br />

ist aber nicht der einzige Effekt, welcher<br />

die Halbwertsbreite der Spektrallinie beeinflusst<br />

(siehe Kap. 7.2). Deshalb wurde mit<br />

verschiedenen Methoden erfolgreich versucht,<br />

den Doppler-bedingten Verbreiterungsanteil zu<br />

isolieren, z.B. durch den Vergleich mit synthetisch<br />

modellierten Spektren oder Standard Sternen<br />

geringer Rotationsgeschwindigkeit. Die Grafik<br />

rechts [52] zeigt diesen Einfluss auf die Form<br />

der Mg II Linie, bei 4481.2 Å, für einen Stern der<br />

Spektralklasse A.<br />

Die zahlreichen, gemessenen Rotationsgeschwindigkeiten<br />

von Hauptreihesternen zeigen<br />

ein bemerkenswertes Verhalten bezüglich der<br />

Spektralklassen. Die Grafik zeigt eine Geschwindigkeitsabnahme<br />

von den frühen zu den<br />

späten Spektralklassen (nach Slettebak). Ab<br />

Spektralklasse G und später beträgt s noch<br />

wenige km/s (Sonne ca. 2 km/s). Der gesamte<br />

Geschwindigkeitsbereich reicht von 0 bis<br />

>400km/s. Es hat sich weiter gezeigt, dass<br />

Sterne nach dem Verlassen der Hauptreihe auf<br />

ihrem Weg zum Riesenast im HR Diagramm<br />

(Kap. 14) erwartungsgemäss die Rotationsgeschwindigkeit<br />

stark verringern.<br />

Da die s Werte ab der Spektralklasse G sehr niedrig sind (sog. Slow Rotators), steigt<br />

hier die Anforderung an das Auflösungsvermögen des Spektrografen dramatisch. Deshalb<br />

konzentrieren sich diese Verfahren, im Speziellen für Amateure, auf die frühen Spektralklassen<br />

O – F, wo die sog. Fast Rotators dominieren. Typisches Beispiel ist Regulus B7V mit<br />

s . Die Form dieses Sterns wird dadurch stark abgeplattet. Es gibt aber<br />

auch Ausreisser. So ist z.B. Sirius (A1V) mit 16 km/s als Vertreter der frühen A- Klasse ein<br />

ausgesprochener Slow Rotator [126].<br />

Ein interessanter Fall ist Wega (A0V), deren s ebenfalls lange Zeit als Ausreisser<br />

nach unten gegolten hat. Diverse Studien u.a. von Y. Takeda et al. [120] haben aber<br />

gezeigt, dass Wega wahrscheinlich ein Fast Rotator ist, bei dem wir fast genau auf einen<br />

Pol schauen ( ≈ 7°). Dies wird durch interferometrisch nachgewiesene, rotationsbedingte

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