Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 71<br />
–Werte präsentiert werden können. Hier einige Eckdaten dieser Objekte, basierend<br />
auf Vorlesungen von Miroshnichenko [140], [141], sowie Publikationen von Keith Robinson<br />
[5] und James Kaler [3]:<br />
– 25% der 240 hellsten Be- Sterne wurden als Doppelsternsysteme identifiziert.<br />
– Die meisten Be- Sterne stehen noch auf der Hauptreihe des HRD, Spektralklassen O1–<br />
A1 [141]. Andere Quellen nennen den Bereich O7 – F5 (bis F5 für Hüllensterne).<br />
– Be Sterne zeigen durchwegs hohe Rotationsgeschwindigkeiten bis >400 km/s, in einigen<br />
Fällen bis nahe <strong>zur</strong> sog. „Break Up“ Grenze. Die Streuung der s Werte dürfte<br />
somit zum wesentlichen Teil mit den unterschiedlichen Inklinationswinkeln der Sternachsen<br />
zusammenhängen.<br />
– Die Ursache für die Bildung der zirkumstellaren Scheibe und des damit verbundenen<br />
Massenverlustes ist noch nicht voll geklärt und wird, neben der auffallend hohen Rotationsgeschwindigkeit<br />
[3], u.a. auch auf nichtradiale Pulsationen des Sternes oder die nahe<br />
Passage einer Doppelsternkomponente im Periastron der Umlaufbahn <strong>zur</strong>ückgeführt.<br />
– Diese Scheiben können in kurzer Zeit entstehen aber auch wieder verschwinden. Dabei<br />
können insgesamt drei Stufen durchlaufen werden: Gewöhnlicher B-Stern, Be-Stern und<br />
Be -Hüllenstern. Bei letzterem wird die Scheibe so dicht, dass sich im Hüllenbreich auch<br />
breite Absorptionslinien zeigen, die feineren Metallinien aus der Photosphäre des Zentralsternes<br />
aber unterdrückt werden [3]. Klassisches Beispiel für dieses Verhalten ist der<br />
Plejadenstern Plejone, welcher innerhalb von wenigen Dekaden alle drei Phasen durchlaufen<br />
hat [147].<br />
– Infolge seiner Viskosität wandert das Scheibenmaterial während des Umlaufs nach aussen<br />
[141].<br />
– Mit zunehmendem Abstand vom Stern wächst die Dicke- und schwindet die Dichte der<br />
Scheibe.<br />
– Übersteigt der Massenverlust des Sternes denjenigen der Scheibe, sammelt sich das<br />
Material nahe um den Stern. Im umgekehrten Fall kann sich ein Ring ausbilden.<br />
– Die Röntgen- und Infrarotstrahlung ist stark erhöht.<br />
Wenn der B-Stern in relativ kurzer Zeit zum Be-Stern mutiert (z.B. δ scorpii), wandelt sich<br />
die Hα Linie von Absorption in der Sternphotosphäre <strong>zur</strong> Emissionslinie der zirkumstellaren<br />
Scheibe und steigt gleichzeitig auf zum intensivsten spektralen Merkmal (ausführliches<br />
Beispiel in [30] Kap. 22). Es repräsentiert nun den kinematischen Zustand der ionisierten<br />
Gasscheibe. Sie ist, ähnlich wie die Absorptionslinien gewöhnlicher Sterne, durch Dopplereffekte<br />
verbreitert, hier jedoch infolge der rotierenden Gasscheibe und zusätzlicher, nicht<br />
kinematischer Effekte. Entsprechend ist der Wert der Emissionslinie hier ein Mass<br />
für die typische Rotationsgeschwindigkeit des Scheibenmaterials.<br />
In [146] wird zudem eindrücklich gezeigt, dass die und Werte der Hα Linie im<br />
Be- Stadium von δ scorpii, seit ca. 2000 starken langperiodischen Schwankungen unterworfen<br />
sind. Zwischen dem ersten Helligkeitsausbruch im Jahre 2000 bis <strong>zur</strong> Gegenwart<br />
schwankte die Dopplergeschwindigkeit des - Wertes zwischen ca. 100 – 350 km/s.<br />
und der Wert von ca. –5 bis –25 Å, was auf dynamische Vorgänge im Scheibenbildungsprozess<br />
hindeutet. Der zeitliche Verlauf von und zeigt sich zudem auffallend<br />
phasenverschoben.<br />
Formeln für die Rotationsgeschwindigkeit des Scheibenmaterials:<br />
Es sind mehrere Formeln publiziert worden, mit denen die Rotationsgeschwindigkeit des<br />
Scheibenmaterials der Be-Sterne , meistens aus dem –Wert der Hα Linie<br />
abgeschätzt werden kann. Hier eine Formel nach Dachs et al., welche Soria in [145] ver-