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Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor

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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 95<br />

22 Plasmadiagnose bei Emissionsnebeln<br />

22.1 Vorbemerkung<br />

Im Spektralatlas für Astroamateure [33] wird ein Klassierungssystem für die Anregungsklasse<br />

bei ionisierten Nebelplasmen vorgestellt und deren Bestimmung anhand mehrerer<br />

Objekte praktisch demonstriert. Ergänzend werden hier weitere Diagnosemöglichkeiten<br />

und der dazu erforderliche, physikalische Hintergrund vorgestellt [10], [222], [225], [237].<br />

22.2 Überblick Phänomen Emissionsnebel<br />

Im Gegensatz zu den lediglich passiv Licht reflektierenden Reflexionsnebeln, leuchten<br />

Emissionsnebel aktiv. Dies erfordert die Ionisierung von Nebelatomen durch UV- Photonen,<br />

oberhalb der sog. Lyman Grenze von 912 Å. Dies entspricht einer Ionisationsenergie von<br />

>13.6 eV und einer Temperatur von >25‘000K. Solche Bedingungen können erst Sterne ab<br />

der frühen B-Klasse erfüllen, wodurch sie in ihrer weiteren Umgebung ein teilionisiertes<br />

Plasma erzeugen. Durch Rekombination fangen die Ionen wieder Elektronen ein, welche<br />

beim Übergang auf niedrigere Niveaus den Energieüberschuss in Form von Photonen<br />

mit entsprechender Frequenz abgeben ( ). So produzieren diese Nebel durch<br />

den Fluoreszenzeffekt, ähnlich einer Gasentladungslampe, hauptsächlich „quasi monochromatisches“<br />

Licht, d.h. eine überschaubare Zahl diskreter Emissionslinien, welche mit<br />

Ausnahme der SNR, einem sehr schwachen Emissionskontinuum überlagert ist. Die energetische<br />

Voraussetzung dazu erfüllen hauptsächlich H II Regionen (z.B. M42), Planetarische<br />

Nebel (z.B. M57) und Supernovaüberreste (z.B. M1). Weiter können noch die Kerne aktiver<br />

Galaxien (AGN), T-Tauri Sterne (Kap. 17.2) etc. genannt werden. Die Nebelmaterie besteht<br />

hauptsächlich aus Wasserstoff, Helium, Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Neon<br />

und Staub (Silikate, Graphit etc.). Neben der chemischen Zusammensetzung prägen der UV<br />

Strahlungsfluss sowie die Temperatur und Dichte der freien Elektronen den lokalen<br />

Zustand des Nebelplasmas. Dies äussert sich direkt in der Intensität der Emissionslinien,<br />

was eine erste grobe Abschätzung wichtiger Parameter des Nebelplasmas erlaubt.<br />

22.3 Gemeinsame spektrale Merkmale von Emissionsnebeln<br />

Bei allen Emissionsnebelarten sind Ionisationsprozesse<br />

wenn auch mit stark unterschiedlicher<br />

Anregungsenergie aktiv. Dies erklärt das sehr ähnliche<br />

Erscheinungsbild solcher Spektren. Die Grafik<br />

zeigt einen Ausschnitt aus dem Spektrum von<br />

M42 mit den zwei auffälligsten Merkmalen:<br />

1. Das Intensitätsverhältnis der hellen [O III] Linien<br />

ist praktisch konstant und beträgt:<br />

.<br />

2. Das Balmer-Dekrement . Aus dem Verhältnis<br />

von gemessenem und theoretischem Verlauf kann<br />

die Interstellare Extinktion bestimmt werden (Kap. 21.).<br />

22.4 Ionisationsprozesse in Emissionsnebeln<br />

Diese Prozesse werden zu Beginn schematisch an einem Wasserstoffatom demonstriert.<br />

Die hochenergetischen UV-Photonen des Zentralsterns ionisieren die Nebelatome und werden<br />

dadurch bis zum Rand der sog. Strömgrensphäre völlig absorbiert. Hier endet deshalb<br />

das teilionisierte Plasma des Emissionsnebels. Da die beobachtete Intensität der Spektrallinien<br />

kaum schwankt, muss zwischen neu ionisierten und rekombinierten Ionen ein permanenter<br />

Gleichgewichtszustand bestehen. Als grober Indikator für die Stärke des Strahlungsfeldes,<br />

dienen die Sorte, Ionisationsstufe und Menge der erzeugten Ionen. Die ersten zwei<br />

Parameter können direkt aus dem Spektrum herausgelesen und mit der erforderlichen Ionisationsenergie<br />

verglichen werden. (siehe Tabelle unten und [33]).<br />

Hβ 4861.33<br />

Olll 4958.91<br />

Olll 5006.84<br />

Hα 6562.82

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