Beitrag zur Astrospektroskopie 8.7 - UrsusMajor
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<strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Spektroskopie für Amateurastronomen 61<br />
15.2 Das Messen der Dopplerverschiebung<br />
Für die Radialgeschwindigkeitsmessung wird in den meisten Fällen die Dopplerverschiebung<br />
einer Spektrallinie (z.B. Hα) als Differenzbetrag zu ihrer bekannten „Sollwellenlänge“<br />
in einem unbewegten Laborspektrum bestimmt. Die Berechnung von erfolgt mit Formel<br />
{15}. Dazu wird unmittelbar vor und/oder nach dem Objektspektrum ein Eichlampenspektrum<br />
mit unverändertem Spektrografen Setup aufgenommen. Ein detaillierter Beschrieb<br />
des Vorgehens ist in [30] zu finden. Als rudimentäre und weniger genaue Variante<br />
<strong>zur</strong> Kalibrierlampe kann auch das Spektrum eines Fixsterns mit bekannter, sehr geringer<br />
Radialgeschwindigkeit und intensiven, leicht identifizierbaren Linien aufgenommen werden.<br />
15.3 Radialgeschwindigkeit naher Fixsterne<br />
Die Radialgeschwindigkeiten von Fixsternen in der Umgebung des Sonnensystems erreichen<br />
zum grossen Teil lediglich ein- bis zweistellige Werte in [km/s]. Beispiele: Aldebaran<br />
+54 km/s, Sirius –8.6 km/s, Beteigeuze +21 km/s, Capella +22 km/s [100].<br />
Die entsprechenden Verschiebungen sind daher sehr gering, d.h. meistens nur Bruchteile<br />
von 1Å. Für und bezogen auf die Hα Linie (6563 Å) entspricht gemäss Formel<br />
ca. 46 km/s. Dies bedeutet, dass hier zwingend mit hochauflösenden und absolut wellenlängenkalibrierten<br />
Spektren gearbeitet werden muss.<br />
15.4 Dopplerbedingte Relativverschiebung innerhalb eines Spektrums<br />
Musterbeispiel für diesen Effekt sind die sog. P Cygni Profile (siehe Kap. 5.5). Zur Bestimmung<br />
der Ausdehnungsgeschwindigkeit der Sternhülle ist hier weder ein absolut wellenlängengeeichtes<br />
Spektrum noch eine heliozentrische Korrektur (siehe [30]) erforderlich, da<br />
die Messung der relativen Verschiebung zwischen Absorptions- und Emissionsteil der<br />
Spektrallinie genügt. Bei P Cygni beträgt diese Verschiebung innerhalb der Hα Linie immerhin<br />
ca. 4.4 Å, was einer Expansionsgeschwindigkeit von ca. 200 km/s entspricht [33].<br />
15.5 Radialgeschwindigkeit von Galaxien<br />
Sogar bei den hellsten Galaxien des Messier Kataloges erfordert die<br />
Gewinnung der Spektren grosse Teleskopöffnungen und Belichtungszeiten<br />
von dutzenden von Minuten. Hier dringen wir zudem<br />
distanzmässig in einen Bereich vor, wo die berühmte kosmologische<br />
Rotverschiebung nach Edwin Hubble (1889–1953, meistens mit<br />
Pfeife abgebildet) berücksichtigt werden muss. Diesen Effekt muss<br />
man sich bei der Interpretation extragalaktischer Spektren stets vor<br />
Augen halten. Die Schwierigkeit besteht hier in der Unterscheidung<br />
zwischen der kinematischen Dopplerverschiebung, infolge der relativen<br />
Eigenbewegungen der Galaxien, und der kosmologisch bedingten<br />
Rotverschiebung durch die relativistische Ausdehnung des Raumzeit-Gitters. Das letztere<br />
Phänomen hat mit dem Dopplereffekt nichts zu tun!<br />
Im Bereich der Messier Galaxien, d.h. innerhalb eines Radius von ca. 80 Mio. Lj, dominiert<br />
noch die Eigengeschwindigkeit. So bewegen sich sechs der 38 Galaxien entgegen dem<br />
„kosmologischen Trend“, d.h. mit blau verschobenen Spektren, auf unsere Milchstrasse zu!<br />
Dazu gehören auch M31 (Andromeda) mit ca. –300 km/s, und M33 (Triangulum) mit ca.<br />
–179 km/s [101]. Bei massiv grösseren Distanzen wird jedoch der kosmologisch bedingte<br />
Anteil an der gemessenen Spektrenverschiebung zunehmend dominanter und ab einer Distanz<br />
von einigen 100 Mega Parsec [1 Mpc= 3.26 Mio. Lj] wird der Einfluss des Dopplereffektes<br />
infolge der Eigenbewegung praktisch vernachlässigbar. Bei so weit entfernten Objekten<br />
wird deshalb die Entfernung meist direkt als -Wert ausgedrückt. Dieser kann sehr<br />
einfach durch die im Spektrum gemessene und meist noch heliozentrisch korrigierte [30]<br />
Rotverschiebung bestimmt werden.