www.chillingpeople.ch 1. Teil: Grundlagen - Kobi
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a) Direkte Anwendbarkeit<br />
Im November 1974 ratifizierte die S<strong>ch</strong>weiz die Konvention zum S<strong>ch</strong>utze der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />
und Grundfreiheiten vom 4. November 1950.. Diese gewährleistet in<br />
Art. 2-14 Grundre<strong>ch</strong>te, die in thematis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t weitgehend den Freiheitsre<strong>ch</strong>ten<br />
und Verfahrensgarantien der Bundesverfassung entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Diese materiellen Konventionsbestimmungen (mit Ausnahme des Art. 13) sind wie<br />
Grundre<strong>ch</strong>te der Bundesverfassung unmittelbar anwendbar. Sie verpfli<strong>ch</strong>ten Gesetzgeber,<br />
Geri<strong>ch</strong>te und Verwaltungen in Bund und Kantonen, und der Einzelne kann si<strong>ch</strong><br />
direkt auf diese Normen berufen.<br />
b) Verfahrensre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Behandlung<br />
In verfahrensre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t werden die Re<strong>ch</strong>te der EMRK wegen ihrer engen inhaltli<strong>ch</strong>en<br />
Beziehung zu den verfassungsmässigen Re<strong>ch</strong>ten wie Grundre<strong>ch</strong>te der<br />
Bundesverfassung behandelt (vgl. N. 1969). Ihre Verletzung kann mit staatsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />
Bes<strong>ch</strong>werde gerügt werden.<br />
Na<strong>ch</strong> Ers<strong>ch</strong>öpfung der innerstaatli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsmittel kann der Einzelne an den Ständigen<br />
Europäis<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>tshof für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (EGMR) in Strassburg gelangen.<br />
Neben Einzelnen und privaten Organisationen können au<strong>ch</strong> andere Staaten si<strong>ch</strong><br />
beim EGMR über eine EMRK-Verletzung dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz bes<strong>ch</strong>weren.<br />
Na<strong>ch</strong> Art. 46 EMRK sind die Mitgliedstaaten verpfli<strong>ch</strong>tet, in allen Re<strong>ch</strong>tssa<strong>ch</strong>en, in<br />
denen sie Partei sind, das endgültige Urteil des Geri<strong>ch</strong>tshofs zu befolgen. Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
des EGMR können gemäss Art. 139a OG einen Grund für die Revision eines<br />
Bundesgeri<strong>ch</strong>tsurteils bilden. Der EGMR darf keine nationalen Gesetze oder Urteile<br />
aufheben.<br />
c) Verhältnis mit den Grundre<strong>ch</strong>ten der Bundesverfassung<br />
Die EMRK will einen europäis<strong>ch</strong>en «minimal standard» garantieren.<br />
EMRK BV<br />
Re<strong>ch</strong>t auf Leben Art. 2 + ZP Nr. 6 Art. 10 Abs. 1<br />
Verbot der Folter Art. 3 Art. 7 + 10 Abs. 3 + 25 Abs. 3<br />
Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit Art. 4 Art. 7 + 10 Abs. 2<br />
Re<strong>ch</strong>t auf Freiheit und Si<strong>ch</strong>erheit Art. 5 Art. 10 Abs. 2 +31<br />
Re<strong>ch</strong>t auf ein faires Verfahren Art. 6 Art. 29, 30 + 32<br />
Keine Strafe ohne Gesetz Art. 7 (Art. 5 Abs. 1 + Art. 8 Abs. 1)<br />
Re<strong>ch</strong>t auf A<strong>ch</strong>tung des Privat- und Familienlebens Art. 8 Art. 13<br />
Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit Art. 9 Art. 15<br />
Freiheit der Meinungsäusserung Art. 10 Art. 16, 17, 20 + 21<br />
Zusammenfassung Häfelin Haller 11/145<br />
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