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Trible-mein_gott_war..

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gelin~rfül~gl~n Ausnahme (21,15a) ist sie das Subjekt<br />

ihre Machtlosigkeit wird deutlich in der<br />

Abrwe'serilieit ihres Names. Überdies ist sie als Subjekt auch Objekt,<br />

in die Wüste vertrieben worden ist. Während die Wüste, die<br />

sich in der L Szene ausgesucht hatte, ein gastlicher, wenn auch<br />

vorübergehender Aufenthaltsort <strong>war</strong>, ist die Wüste, die ihr in der 2.<br />

Szene aufgezwungen wird, ein feindlicher, aber dauerhafter. Somit<br />

verkörpert dieses eine Symbol rur Hagar die Polarität von Leben und<br />

Tod.<br />

In späteren Zeiten wird Israel diese Polarität erfahren, wenn seine<br />

triumphale Flucht in die Freiheit zu einem vierzigjährigen Leben in<br />

der Wüste wird. Im Unterschied zu Hagar wird Israel klagen, es wird<br />

murren und rebellieren, es wird Essen und Wasser fordern. 68 Und<br />

doch wird Gott die ganze Zeit auf Israels Seite sein. Was mit<br />

gar geschieht, ist das Gegenteil. Gott unterstützt, ja befiehlt<br />

ihren Aufbruch in die Wüste nicht, um sie von der Knechtschaft<br />

zu erlösen, sondern um das Erbe ihrer Unterdrücker zu<br />

schützen.<br />

Wenn in dem ersten Abschnitt dieser Episode (21,14e-16) Hagar die<br />

größte Aufmerksamkeit zugewandt wird, so beginnt sie im zweiten<br />

(21,17-19) zurückzutreten, während das Kind in den Vordergrund<br />

kommt. Gott verursacht diesen Unterschied. Die Atlsdru(:ksweise<br />

des Erzählers am Ende und am Beginn der beiden Abschnitte<br />

signalisiert diesen Wechsel. Hagar »erhob ihre Stimme und weinte«<br />

(21:,16c) geht über in »Gott hörte die Stimme des Knaben« (21,17a).<br />

Der Wechsel im Vokabular von »dem Kind« (yld) zu »dem Knaben«<br />

(n'r) weist auch auf diesen Übergang hin.<br />

Das Weinen der Mutter trifft nur auf Gottes Schweigen, die Stimme<br />

des Knaben hingegen bewirkt, daß Gott spricht. Aber anstatt Hagar<br />

in der Wüste aufzusuchen (16,7), ruft der Bote Gottes ihr von ferne,<br />

»vom Himmel her« zu. Wie bei der ersten Gelegenheit stellt Gott<br />

eine Frage und redet sie mit Namen an. »Was ist dir, Hagar?«<br />

(21,17C Luth). Dieses Mal hat Hagar, die nun verbannt und nicht<br />

freiwillig geflohen ist, aber keine Gelegenheit zu antworten. Gott<br />

fährt fort zu sprechen. Während sie bei ihrem Exodus dem Herrn<br />

antwortete, hört sie in ihrem Exil einen Gott, der hauptsächlich um<br />

ihren Sohn besorgt ist: »Fürchte dich nicht; denn Gott hat die<br />

des Knaben gehört, dort wo er liegt« (21,17 Zür)*.6 9 Wenn<br />

mit Hagar über ihr Kind spricht, benutzt Gott nie das Substantiv<br />

oder das Possessivpronomen dein. Gott folgt dem Beispiel des<br />

En~ählers, indem er sich auf Ismael als auf »den Knaben« bezieht. In<br />

Weise wird die Mutterschaft Hagars untergraben.<br />

»Fürchte dich nicht; denn Gott hat die Stimme des Knaben gehört,<br />

dort wo er liegt.« Dieses göttliche Wort des Trostes bekräftigt die<br />

Verschiebung des Interesses von der Madonna zum Kind, die der<br />

Erzähler eingeleitet hat. Als er fortfährt, erhöht Gott »den Knaben«<br />

und macht Hagar dabei nur zu seiner Helferin:<br />

Stehe auf, nimm den Knaben<br />

und führe ihn an deiner Hand;<br />

denn ich will ihn zum großen Volk machen. (21,18 Luth)**<br />

Im Unterschied zu der Offenbarung in der L Szene enthält diese<br />

Äußerung keine Verheißung rur Hagar (vgl. 16,10). Schließlich ist<br />

ja auch die Verheißung, daß ihre Nachkommen unzählige würden,<br />

schon auf Abraham übergegangen (21,12-13), und durch ihn geht<br />

sie auf seinen Sohn über. Hagar nimmt an Bedeutung ab, während<br />

Ismael zunimmt. Nachdem sie unter der Hand ihrer Herrin Sarai<br />

gelebt hat (16,6,9), muß diese Frau nun die Hand »des Knaben«<br />

hochheben.<br />

Die Worte der Gotteserscheinung lindern aber die unmittelbare Not<br />

der Verbannten. In seinem folgenden Bericht schildert der Erzähler<br />

die Frau als eine, die dem Kinde dient, wie Gott es beschlossen hat:<br />

Und Gott tat ihr die Augen auf,<br />

daß sie einen Wasserbrunnen sah.<br />

Da ging sie hin und fiillte den Schlauch mit Wasser<br />

und tränkte den Knaben. (21,19 Luth)<br />

,. A.O.lPTü:<br />

Hagar lifted up her voice and wept. (21.,1.6c)<br />

God heard the voice of the lad. (21.,1.7a)<br />

** A.O.lPTü:<br />

Arise, lift up the lad<br />

and hold him by your hand,<br />

for I shall make him a great nation. (21.,1.8 RSV*)<br />

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