28.02.2014 Aufrufe

Trible-mein_gott_war..

Trible-mein_gott_war..

Trible-mein_gott_war..

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ihr nach« (hIk; 19,))' Wir wissen nicht, <strong>war</strong>um er ihr folgte. »Er<br />

ihr nach«, sagt das Hebräische, »um zu ihrem Herzen (leb)<br />

sprechen und sie zurückzubringen. «14 Der Ausdruck »zu<br />

Herzen sprechen« beinhaltet Beruhigung, Trost, Arthänglidlkeit<br />

und Liebe. In anderen Abschnitten, wo diese Wendung die<br />

Jung eines Mannes gegenüber einer Frau beschreibt, ist sie entweder<br />

die Beleidigte oder die Schuldige. Zum Beispiel fühlte sich Schechem,<br />

nachdem er Dina, die Tochter Leas und Jakobs, ges,ch1indet<br />

hatte, zu ihr hingezogen: »Er hatte das Mädchen lieb und redete zu<br />

- ihrem Herzen« (Gen 34,)). Und in der Prophetie des Hosea<br />

spricht Jahwe, der treue Liebende, seine treulose Braut zurückzuge'­<br />

winnen, indem er sie in die Wüste führt und »zu ihrem Herzen<br />

spricht« (Hos 2,14 [16]). Somit weist das Reden des Leviten zu<br />

Herzen der Nebenfrau auf seine Liebe zu ihr hin, ohne daß die<br />

Schuld im einzelnen angegeben würde. Der Erzähler tadelt keinen<br />

für das Weggehen der Nebenfrau. Außerdem schildert er den Herrn<br />

sympathisch. Ob die Frau nun schuldig oder unschuldig ist, der Herr<br />

sucht Versöhnung. Begleitet von seinem Knecht und einigen Eseln,<br />

reist er »zu ihres Vaters Haus« (19,)b). Der Ausdruck »zu<br />

Vaters Haus« am Ende dieser Episode kam auch schon am Ende<br />

Einleitung vor (19,2). Diese Wortwahl ist vielsagend, weil die<br />

Gastfreundschaft des Schwiegervaters, und nicht so sehr die<br />

nung des Leviten mit seiner Nebenfrau, die zweite Episode<br />

herrscht.<br />

B. 2. Episode. 19,3d-9. Zeitperioden von abnehmender Länge kennzeichnen<br />

den Besuch des Herrn in Betlehem: drei Tage, nOlchrnaJls<br />

ein Tag und eine Nacht, und ein letzter Tag. In jeder von<br />

dominiert der Schwiegervater, allerdings mit immer geringer<br />

dendem Einfluß. Als er aufhört, die Handlung zu bestimmen,<br />

der Besuch. Es ist auffallend, daß, je kürzer die Perioden werden,<br />

Berichterstattung immer länger wird, so daß, je näher der AUlfb:ruc:h<br />

heranrückt, die Verzögerung um so mehr Zeit in Anspruch<br />

Die erzählerische Ausweitung entspricht der immer größer werdl~nden<br />

Spannung. Dieses Muster nimmt Szene 2vorweg, das Zelltnlffi<br />

des Schreckens, in dem eine ganz kurze Zeitperiode die<br />

Erzählung und die größte Spannung hervorbringt.<br />

102<br />

Der Vater begrüßt den Herrn mit Freuden. Als diese zwei sich<br />

zusammenfinden, verblaßt die Erscheinung der Frau, die sie zusammengeführt<br />

hatte. 0 ja, diese Version orientalischer Gastfreundschaft<br />

ist ein Beispiel dafür, wie Männer sich zusammentun!<br />

Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau,<br />

veranlaßte ihn zu bleiben;'6<br />

und er blieb bei ihm drei Tage lang;<br />

so aßen und tranken sie und verbrachten dort die Nacht.'i<br />

Am vierten Tag standen sie früh am Morgen auf,<br />

und er erhob sich, um zu gehen. (19,4-5a)<br />

Der Übergang vom Plural zum Singular, von sie (Plural) zum er,<br />

zeigt, daß die Frau bei keinem der Verben mitgezählt wird. Die<br />

beiden Männer standen auf, und einer schickte sich an fortzugehen.<br />

An diesem Punkt gibt eine direkte Rede dem Wunsch des Vaters<br />

Ausdruck. Zu dem Herrn, der gekommen <strong>war</strong>, um zu dem Herzen<br />

seiner Nebenfrau zu sprechen (19,)a), sagt der Vater: »Labe dich<br />

zuvor mit einem Bissen Brot, danach könnt ihr ziehen«<br />

(19,5b;Luth).'8 Die Pluralform des Verbs »könnt ihr gehen« steht<br />

im Gegensatz zu dem Imperativ im Singular »labe dich«. Wenn<br />

dieser Plural die Frau mit einschließt, zusammen mit dem Knecht<br />

und den Eseln, so läßt die folgende Handlung sie eindeutig aus.<br />

»Und sie setzten sich und aßen beide miteinander und trarlken«<br />

(19,6; Luth). Weder Essen noch Trinken noch Gesellschaft werden<br />

der Frau zugesprochen, nur die Männer genießen das alles. Und<br />

weiter: Nachdem der Vater der jungen Frau den Entschluß des<br />

Herrn durch seine großzügige Gastfreundschaft ins Warlken<br />

gebracht hat, versucht er noch einmal, ihn zurückzuhalten. »Bleib<br />

doch über Nacht und laß dein Herz guter Dinge sein« (19,6; Luth).<br />

Er trifft Z<strong>war</strong> zuerst auf Widerstand, dann aber hat der Vater Erfolg;<br />

der Herr »saß und verbrachte die Nacht« (19,7). Somit endet der<br />

vierte Tag genauso wie die drei ersten (19t4).<br />

In der letzten Zeitperiode dieses Besuchs ersetzen zwei Reden des<br />

Vaters von zunehmender Länge den Bericht des Erzählers (19,8-9).<br />

Während Ähnlichkeiten mit den vorhergehenden Perioden noch<br />

festzustellen sind, kommen doch auch bedeutsame Unterschiede<br />

zum Vorschein. Anders als am vorigen Tag, stehen die beiden<br />

103

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!