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Trible-mein_gott_war..

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Männer nicht zusammen auf. »Und e~ [der Herr] stand früh am<br />

Morgen des fünften Tages aut um zu gehen« (19,8a). Die Einigkeit<br />

zwischen den Männern beginnt auseinanderzubrechen. Nichtsdestoweniger<br />

hält der Schwiegervater seinen Gast zurück. »Labe dich<br />

doch«, bittet er (19,8b;Luth). Sein Ersuchen löst einen Streit aus,<br />

der fast den ganzen Tag andauert (19,8c)." 9 Am Ende essen die<br />

beiden zusammen (19,8d) und schließen dabei wieder einmal die<br />

Frau aus (vgl. 19,6).<br />

Unmittelbar danach erhebt sich der Herr, um aufzubrechen - nicht<br />

nur er, sondern auch seine Nebenfrau und der Knecht (19'9a). Daß<br />

der Erzähler die Nebenfrau und den Knecht ausdrücklich erwähnt,<br />

zeigt die Entschlossenheit des Herrn, und doch versucht der Vater es<br />

noch ein letztes Mal (19,9). Zweimal benutzt er das hebräische Wort<br />

hinneh, das gewöhnlich mit »siehe« (amer. behold) übersetzt wird,<br />

um dem, was er sagt, Nachdruck zu verleihen. 20 Er spricht von der<br />

Gefahr einer Reise in der Nacht; er weist auf seine Gastfreundschaft<br />

hin, die den Herrn dazu bewegen könnte, zu bleiben;21 und er<br />

verspricht einen frühen Aufbruch am nächsten Tag. »Morgen«, sagt<br />

er, »mögt ihr früh aufstehen und eures Weges ziehen zu deinem<br />

Zelt« (19,ge; Luth). Sicher legt dieser Hinweis auf das Zelt einen<br />

ungünstigen Vergleich mit »des Vaters Haus« und seiner üppigen<br />

Bewirtung nahe (19,2,)b). Es ist also Konkurrenz zwischen den<br />

beiden Männern an die Stelle der Einigkeit getreten. Aber die vielen<br />

Worte des Vaters können nicht überzeugen. Je mehr er spricht,<br />

desto weniger erreicht er. Im Gegenteil, der Herr, der nichts sagt,<br />

erweist sich als der Sieger. 22<br />

Der Machtkampf zwischen den beiden Männern beleuchtet die<br />

mißliche Lage der Frau, die sie zusammengebracht hat, die aber von<br />

ihnen und dem Erzähler völlig ignoriert wird. Im Unterschied zu<br />

ihrem Vater hat die Tochter keine Sprache; im Unterschied zu ihrem<br />

Herrn hat die Nebenfrau keine Macht. Eine Reise, die angetreten<br />

wurde, um »zu ihrem Herzen zu sprechen«, ist zu einem Besuch<br />

geworden, der die männlichen Herzen in Anspruch nahm, ohne daß<br />

ein Wort an die Frau gerichtet wurde. Die Absicht, mit der der Herr<br />

auszog, wurde aufgegeben, um Gastfreundschaft und Rivalität mit<br />

einem anderen Mann auszukosten. Die Frau leidet unter der Vernachlässigkeit.<br />

23<br />

C. 3· Episode. i9,10. Die dritte Episode wird der ersten gegenübergestellt,<br />

sie ist ähnlich in der Kürze, aber ganz anders im Inhalt. So,<br />

wie der Herr vorher nach Betlehem gereist <strong>war</strong>, bricht er nun wieder<br />

auf. Darauf bedacht, endlich fortzuziehen, riskiert er die Gefahren<br />

einer Reise gegen Abend. Der Erzähler stellt die Entfernung schnell<br />

her, indem er ihn in die Gegend »gegenüber von Jebus (das ist<br />

Jerusalern)« bringt (19,10a Zür).24 Er hatte aber »ein Paar Esel und<br />

seine Nebenfrau und seinen Knecht bei sich« (19,10b; Zür). Nachdem<br />

er zuerst mit nur zwei Besitztümern, seinem Knecht und einem<br />

Paar Eseln, in Betlehem angekommen <strong>war</strong> (19,)b), tritt der Herr bei<br />

Jebus mit dreien aut wobei die Frau mit in dieselbe Kategorie<br />

eingeordnet wird. So schließt Szene 1.<br />

Zwischenspiel: Weitere Vernachlässigung.<br />

Richter 19,H-1sa<br />

Da die Rückreise spät angetreten wird, können die Reisenden sie<br />

nicht an einem Tag vollenden. Deshalb rückt die Erzählung ein<br />

Zwischenspiel ein, in dem eine Entscheidung gefällt wird. Es beginnt<br />

in der Nähe von Jebus (19,1.1a) und endet in Gibea (19,14-15a).<br />

Unterwegs findet ein Gespräch zwischen dem Knecht und seinem<br />

Herrn statt (19,11b-1}).25<br />

Der Knecht schlägt vor, die Nacht in Jebus zu verbringen (19,11),<br />

aber der H;err, der nun zum ersten Male spricht, weigert sich, weil es<br />

»eine Stadt von Fremden« ist, »die nicht zu den Israeliten gehören«<br />

(19,1};Zür). Er zieht es vor, noch nach Gibea oder vielleicht Rama<br />

weiterzueilen. 26 Seine Gründe sind z<strong>war</strong> vernünftig, aber er kennt<br />

die schreckliche Ironie seiner Entscheidung ja auch noch nicht. In<br />

ihrem Gespräch ignorieren die beiden Männer die Frau. Sie fragen<br />

sie nicht, wo sie denn lieberbleiben möchte. Wenn der Knecht dem<br />

Herrn untertan ist, so ist sie beiden unterlegen. Ihr weibliches<br />

Geschlecht, nicht ihr Status als Dienerin, läßt sie machtlos sein. Wie<br />

die Esel gehört sie nur zu der Kategorie »sie«, die vom Wege<br />

abbiegen, »um hineinzukommen und in Gibea über Nacht zu bleiben!«<br />

(19,15;Zür). Die Bühne ist vorbereitet für Szene 2.<br />

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