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Trible-mein_gott_war..

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die zweite den Empfang in einer Ortschaft. Der häufige (jeIJral~ch<br />

des Wortes Haus (byt) unterstreicht ihr ge<strong>mein</strong>sames Thema.<br />

Gegensatz dazu kommt das Wort im Zwischenspiel nicht vor,<br />

Jebus ist eine fremde Stadt.<br />

Das Ensemble besteht vorwiegend aus Männern: einem Leviten,<br />

seinem Knecht (n'r),? einem Vater, einem alten Mann und<br />

Gruppe von Männern. Von den zwei Frauen hat nur die Nebenfrau<br />

eine zentrale Stellungi eine jungfräuliche Tochter wird nur nebenbei<br />

erwähnt. All diese Personen sind namenlos. Die Männer spr'ecllen<br />

z<strong>war</strong>, selbst der Knecht, aber die Frauen sagen nichts. Die meisten<br />

Gestalten treten nur hier und da auf, aber jede trägt etwas zu<br />

Gesamtthema eines turbulenten Lebens bei, das sich UIIlstiämllic:h<br />

auf einen gewaltsamen Tod zubewegt. Der Weg dorthin ist kurvenreich<br />

und quälend. Unsere Aufgabe ist es, uns an der Seite der<br />

Nebenfrau auf die Reise zu begeben und ihr Gefährte zu sein in<br />

einem literarischen und hermeneutischen Unternehmen.<br />

Flucht<br />

Einleitung. Richter :19,:1-2<br />

Zu Anfang führt der Erzähler die beiden wichtigsten Figuren ein, die<br />

eillander in Geschlecht, Status und Geographie entgegengesetzt<br />

sind: »Ein Mann, ein Levit, als Fremdling wohnend weit hinten im<br />

Gebirge Efraim« steht »einer Frau, einer Nebenfrau aus Betlehem in<br />

Juda« gegenüber (:19,1). Strukturell stehen diese Beschreibungen in<br />

Einklang miteinander. Mann ('15) und Frau ('issa) sind einander<br />

entsprechende Bezeichnungen. Das entfernte und nicht<br />

, bezeichnete Gebirge Efraim im Norden hält der zugänglichen und<br />

bekannten Stadt Betlehem im Süden die Waage. In ähnlicher Weise<br />

entsprechen sich auch die mittleren Termini, Levit und Nebenfrau.<br />

Jedoch ihre Bedeutungen konfrontieren uns mit einer auffälligen<br />

Dissonanz. Ein Levit hat eine angesehene Stellung in der Gesellschaft,<br />

die ihn über andere Männer emporhebtiB eine Nebenfrau hat<br />

einen geringgeachteten Status, der sie unter andere Frauen herabdrückt.<br />

Rechtlich und gesellschaftlich ist sie einer Ehefrau nicht<br />

gleichgestellti sie ist praktisch eine Sklavin, die sich ein Mann für<br />

100<br />

seine eigenen Zwecke hält. 9 Grammatik und Synt~ dieses Eröffnungssatzes<br />

zeigen schon die Ungleich1leit. »Ein MaIlJ.', ein Levit,<br />

der weit hinten im Gebirge Efraim wohnte, nahm sich eine Frau,<br />

eine Nebenfrau aus Betlehem in Juda.« Er ist das Subjekt, sie das<br />

Objekt. Er beherrscht sie. Wie er sie er<strong>war</strong>b, wissen wir nichti daß<br />

er sie besitzt, ist sicher.<br />

Was für eine Überraschung ist es dann, wenn man den nächsten Satz<br />

liest, in dem Subjekt und Objekt vertauscht werden. Die niedere<br />

Nebenfrau handelt (19,2). Vielleicht erklärt ihre uner<strong>war</strong>tete Initiative<br />

die Verwirrung über ihre Verhalten. Zwei Textüberlieferungen<br />

sind uns erhalten geblieben. IO Die hebräische und die syrische<br />

Handschrift behaupten, daß »seine Nebenfrau sich wie eine Prostituierte<br />

aufführte«, während die griechische und altlateinische sagen,<br />

daß »seine Nebenfrau sich über ihn ärgerte«. Es geht um die Frage,<br />

wer von den beiden der Beleidigte ist. War sie ihm untreu, oder<br />

verärgerte er sie? Die alten Manuskripte geben widersprüchliche<br />

Antworteni die Geschichte selbst läßt beide Lesarten zu. Alle<br />

Versionen stimmen aber darin überein, daß die zweite Handlung der<br />

Nebenfrau die ist, daß sie von dem Leviten davonlief zu -»ihres<br />

Vaters Haus nach Betlehem in Juda und dort vier Monate lang <strong>war</strong>«<br />

(19,2i vgl. 19r3b). Indem sie in ihre Heimat zurücklcehrt, vergrößert<br />

die Frau die Distanz zwischen sich und ihrem Herrn. n Sie wird z<strong>war</strong><br />

seine Nebenfrau genannt, aber sie verläßt ihn. 12 Ihre Handlung, ihr<br />

Nach-Hause-Gehen, führt eine dritte Figur ein, die einen weiteren<br />

Gegensatz mit sich bringt. Der Vater steht dem Herrn gegenüber<br />

mit der Tochter/Nebenfrau in der Mitte. Die Auflösung dieser<br />

Spannung er<strong>war</strong>ten wir von Szene 1.<br />

Verfolgung und Vernachlässigung<br />

Szene :1. Richter 19,3-10 .<br />

Diese Szene umfaßt drei Episoden: die Reise des Herrn nach Betlehem<br />

(19r3abc), den Besuch im Hause des Vaters (19,3 d-9) und die<br />

Abreise (19,10).13<br />

A. 1. Episode. :19,3 abc. Als »sie von ihm ging« (hlki 19,2), »ging er<br />

101.

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