Trible-mein_gott_war..
Trible-mein_gott_war..
Trible-mein_gott_war..
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>war</strong> eine Prostituierte, und ihren Großvater kann man nicht identifizieren.<br />
Somit bleibt das Mädchen innerhalb der Traditionen Israels<br />
isoliert sowie auch innerhalb dieser besonderen Geschichte. »Sie <strong>war</strong><br />
sein einziges Kind; außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter.«<br />
Wenn die Beschreibung des Erzählers sie aussondert, um Mitleid zu<br />
erregen, so wird gleichzeitig doch auch Mitgefühl für Jiftach erweckt,<br />
dessen Gelübde sein kostbarstes Gut zu vernichten droht. Vater und<br />
Tochter sind miteinander verbunden in tragischer Verflechtung.<br />
Als die Tochter aus dem Hause herauskommt, um dem siegreichen<br />
Kämpfer entgegenzugehen, werden die Worte des Gelübdes Wirklichkeit.<br />
Wie entsetzlich die Situation ist, wird den Zuschauern eher<br />
klar als den Beteiligten selbst. Als Jiftach sie sieht, zerreißt er seine<br />
Kleider (:1:[,)5a). Dies ist eine Geste der Verzweiflung, des Kummers<br />
und der Trauer35 - aber um wen? Was die erzählenden Worte nur<br />
andeuten, wird in der direkten Rede offen ausgesprochen. Jiftach<br />
trauert um sich selbst, nicht um seine Tochter.<br />
b) Ein qualvoller Schrei löst sich von seinen Lippen: »Ach,3 6 <strong>mein</strong>e<br />
Tochter!«, aber dann folgen nur heftige Worte der Anklage: »Du<br />
hast mich tief gebeugt (kr'); du ('att) bist <strong>mein</strong> Unglück ('kr)<br />
geworden« (:1:[')5b).37 Am Anfang des ersten Teils des Satzes betont<br />
der absolute Infinitiv im Hiphil (hakrea') die unheilvolle Tat der<br />
Tochter;3 8 zu Beginn des zweiten hebt das unabhängige Pronomen<br />
du sie noch einmal als die Ursache des Unglücks hervor;39 und ein<br />
Wortspiel mit dem Verb tief beugen und dem Substantiv Unglück<br />
unterstreicht den Tadel, der ihr zuteil wird. Im ganzen wird durch<br />
fünf hebräische Wörter die Verurteilung des Kindes durch ihren<br />
Vater unterstrichen. Einige alte Versionen fügen noch einen dritten<br />
Satz hinzu: »Du bist ein Stein des Anstoßes für mich geworden. «4 0<br />
Immer wieder triumphieren Jiftachs Worte über die Tochter; die<br />
Anschuldigungen überwältigen das Opfer. In dem Augenblick, da er<br />
sie erkennt und alles zutage tritt, denkt Jiftach nur an sich selbst und<br />
gibt seiner Tochter die Schuld an seinem Elend. »Ich ('änökl)«, fährt<br />
er emphatisch fort, »habe <strong>mein</strong>en Mund Jahwe gegenüber aufgetan,<br />
und ich kann nicht zurück« (:1:[,)5C).<br />
Glaube an ein glaubensloses Gelübde hat das Urteil über das Opfer<br />
gesprochen; Vater und Tochter sind nun durch Tat und Schicksal<br />
getrennt. Obwohl er sie in seiner Qual »<strong>mein</strong>e Tochter« nennt,<br />
. bietet er ihr weder Trost noch Hilfe an. Er redet ganz anders mit ihr<br />
als Abraham, der Mitleid hatte und ausweichend, aber voller Vertrauen<br />
zu Isaak sprach: »Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein<br />
Schaf zum Brandopfer« (Gen 22,8). Jiftach aber vertraut nicht<br />
darauf, daß Gott· die Freiheit hätte, die Katastrophe abzuwenden.<br />
Auch will er nicht anstelle seines Kindes sterben, wie David es tat<br />
(2 Sam 19,1).4' Obwohl seine Tochter ihm hingebungsvoll mit<br />
Musik und Tanz gedient hat, beklagt Jiftach nur das Unglück, das sie<br />
über ihn gebracht hat. Und zu all dem sagt Gott nichts.<br />
c) Mit Mut und Entschlossenheit antwortet die Tochter ihrem Vater.<br />
Obwohl er ihr den Inhalt des Gelübdes nicht mitgeteilt hat,42 reicht<br />
die Unausweichlichkeit seiner Worte für sie aus. Sie versucht nicht,<br />
zu widersprechen oder Widerstand zu leisten, und sie zeigt auch<br />
weder Zorn noch Niedergeschlagenheit. Kein Wort des Selbstrnitleids<br />
kommt über ihre Lippen; statt dessen fühlt sie für ihren Vater<br />
das Mitleid, das er ihr nicht zuteilwerden läßt. »Sie aber sprach:<br />
>Mein Vater.(>Und kann nicht zurück«. Die Antwort der Tochter<br />
wiederholt diese Auffassung:<br />
Du hast deinen Mund ]ahwe gegeniiber aufgetan;<br />
tu mit mir gemäß dem, was aus deinem Munde ging,<br />
da ]ahwe getan hat an dir Befreiung<br />
von deinen Feinden, den Ammonitern. (:1:[,)6)43<br />
Das Wort, das von seinem Munde ausgegangen ist, (y!]'; :1:[,)6), ist<br />
zu der Tochter geworden, die von seinem Hause ausging (y!]';<br />
:1:[,)4). Infolgedessen muß er mit ihr tun ('§h), was er dem Herrn<br />
147