Trible-mein_gott_war..
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Kampf gegen die Ammoniter und Jiftach seine Worte an den Herrn<br />
richtete (1.1.,1.1.; vgl. 1.1.,29-31.). Einst lebte dieser Ausgestoßene, der.<br />
ein Erretter werden sollte, im Lande Tob, nun aber hat er sich in der<br />
Stadt in Gilead niedergelassen. Sein Sieg über die Ammoniter führt<br />
ihn - wie konnte es auch anders sein --:-. an die Schwelle seines<br />
eigenen Hauses: »Jiftach kam nach Mizpa, zu seinem Hause«<br />
(1.1.J)4a). Diese einleitende Aussage ruft Jiftachs Gelübde in Erinnerung<br />
und weckt somit dunkle Vorahnungen, ja Furcht. Was wird<br />
ihm entgegenkommen? Der Erzähler unterstreicht die Antwort mit<br />
dem emphatischen hebräischen Wort hinneh, das gewöhnlich mit<br />
»siehe« übersetzt wird, und darauf folgt unmittelbar als Subjekt der<br />
familiäre Ausdruck »seine.Tochter«.3 0 Wir übersetzen dies so:<br />
»Gerade in dem Augenblick seine Tochter . . . «3' Die beiden hebräischen<br />
Wörter bringen einen kalten Hauch des Entsetzens mit sich,<br />
das sich bald ausbreiten wird. Die nächsten Wörter verstärken das<br />
Erschrecken, da sie direkt dem Gelübde Jiftachs entnommen sind. Er<br />
hatte versprochen: »Was auch immer aus der Tür <strong>mein</strong>es Hauses<br />
mir entgegenkommt (y~', qr'; 1.1.J)1.) ...« Und jetzt hören wir:<br />
»Gerade in dem Augenblick kam seine Tochter heraus (y~') ihm<br />
entgegen« (qr'; 1.1.J)4b). Die Mehrdeutigkeit von Jiftachs Gelübde<br />
wird aufgelöst. Seine Tochter ist sein Opfer; sie muß für seine<br />
Glaubenslosigkeit sterben. Wenn Jiftacll schon für die Sünden seiner<br />
Eltern litt, wieviel mehr muß dieses Kind ertragen um der Machenscha..'teri<br />
seines Vaters willen! Unglaube wirkt bis in die dritte<br />
Generation, um auf verachtenswerte Weise Frucht zu tragen. »Ist<br />
denn kein Balsam mehr in Gilead?« (Jer 8,22; Zür)<br />
»Gerade in dem Augenblick kam seine Tochter heraus ihm entgegen.«<br />
Wir wissen sofort Bescheid, aber sie weiß noch nichts. »Mit<br />
Pauken (tupplm) und Reigentanz (meMlöt)« kommt sie heraus, um<br />
ihres Vaters Sieg zu feiern. Sie bewegt sich unbefangen auf ihn zu,<br />
unwissend, daß ihr fröhliches Tun ihren Tod besiegelt. Für diejenigen,<br />
die die Traditionen ihres Volkes kennen, sind ihr Erscheinen<br />
und ihr Tun keine Überraschung. Vor langer Zeit, als Jahwe den<br />
pharao, seine Rosse und Reiter im Meer hatte untergehen lassen,<br />
»nahm Mirjam, die Prophetin, eine Pauke in ihre Hand, und alle<br />
Frauen folgten ihr nach mit Pauken (tupplin) im Reigen (meMlöt).<br />
Und Mirjam sang ihnen vor:<br />
»Laßt uns dem Herrn singen,<br />
. denn er hat eine herrliche Tat getan,<br />
Roß und Mann hat er ins Meer gestürzt.« (Ex 1.5,1.9-21.; Luth)<br />
Und einige Jahrhunderte später, »als David zurückkam vom Sieg<br />
über die Philister, [begab es sich], daß die Frauen aus allen Städten<br />
Israels herausgingen mit Gesang und Reigen (meMlöt) dem König<br />
Saul entgegen (qr') unter Jauchzen, mit Pauken (tupplin) und mit<br />
Zimbeln. Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen:<br />
»Saul hat tausend erschlagen,<br />
aber David zehntausend!« (1. Sam 1.8,6-7; Luth)<br />
In diese uralte und edle Tradition v~n Frauen reiht sich die Tochter<br />
Jiftachs ein, als sie herauskommt (y~') »mit Pauken und Reigentanz«<br />
ihrem siegreichen Vater entgegen (qr'). Sie aber kommt allein und<br />
ohne ein Wort des Gesangs auf ihren Lippen. Der Unterschied stellt<br />
die schreckliche Ironie bei einem eigentlich typischen und freudvollen<br />
Ereignis heraus. Überdies betont der Erzähler die Einsamkeit des<br />
Kindes und das Dilemma des Vaters noch durch eine ungewöhnliche<br />
Anhäufung von Ausdrücken: »Sie <strong>war</strong> sein einziges Kind;3 2<br />
außer<br />
ihr hatte er weder Sohn noch Tochter« (1.1.J)4c).<br />
Schon einmal <strong>war</strong> in den Überlieferungen Israels eine solche Ausdrucksweise<br />
mit vergleichbarer Schärfe vorgekommen. Damals<br />
sprach Gott zu einem mächtigen Krieger, der in der Schlacht siegreich<br />
gewesen <strong>war</strong> (Gen 1.4,1.3-24):33 »Abraham, nimm Isaak,<br />
deinen einzigen Sohn (ye}ßdekä), den du liebhast und opfere<br />
ihn ... zum Brandopfer ...« (Gen 22,2; Luth; vgl. 22,1.2,1.6).34<br />
Mit diesen Worten wollte Gott Abrahams Glauben prüfen; das, was<br />
unser Erzähler beschreibt, hat aber etwas mit dem Schwur eines<br />
Menschen zu tun, der keinen Glauben hat, und Gott hat dazu<br />
geschwiegen. Jiftach ist nicht Abraham. Mißtrauen, nicht Glaube,<br />
hat sein einziges Kind ausgesondert. Außerdem hatte der Sohn der<br />
Verheißung einen Namen: Isaak. Er stammte aus einem ehrwürdigen<br />
Geschlecht: Seine Mutter <strong>war</strong> Sarai (Gen 1.1.,29) und sein<br />
Großvater Terach (Gen 1.1.,27), Im Gegensatz dazu hat die Tochter<br />
des streitbaren Jiftach keinen Namen. Ihr Vater ist von illegitimer<br />
Abstammung, ihre Mutterwird nirgends erwähnt, ihre Großmutter-