Trible-mein_gott_war..

(vgl. 1},2). Der ganze Satz läßt auf ein anderes Hindernis al
das vom Erzähler angegebene schließen. Nach Amnons Worte
steht Abschalom, nicht Jungfräulichkeit zwischen seinem Verlange
und dessen Objekt. Falls dieser Mann beseitigt werden kann, wird
die Frau erreichbar. »Tamar, die Schwester Abschaloms, meines
Bruders, begehre ich«, sagt Amnon zu Jonadab. In dieser Unterhaltung
kommen alle vier Gestalten vor, die der Erzähler nebeneinandergestellt
hat (vgl. 1},1,)). Wieder einmal sind diese Paar
ungleich. Abschalom und Tamar sind die Objekte des Ge:,pri:ichs.
Jonadab und Amnon schmieden ein Komplott gegen sie.
»Jonadab sprach zu ihm [Amnon]: >Lege dich auf dein Bett und
dich krank«< (1},5 Luth). Im Hebräischen haben das erste Verb
Objekt die gleiche Wurzel (5kb) und führen damit einen ~chJüsselbegriff
ein: »Lege dich auf deinen Liegeplatz«. Der zweite lmpel:ativ
»stelle dich krank« macht sich Amnons Zustand zunutze. Er hat
wirklich fast krank Cblh) gemacht um Tamars willen (1},2), und
empfiehlt Jonadab ihm jetzt, Krankheit (blh) vorzutäuschen,
einen Besuch seines Vater herauszufordern. 12 Außerdem schlägt
Amnon vor, was er sagen soll.
Wenn dein Vater kommt, dich zu besuchen,
so sprich zu ihm:
»Laß doch meine Schwester Tamar kommen,
laß sie mir zu essen geben,
laß sie vor meinen Augen das Essen machen,
daß ich sehe
und esse (brbJ von ihrer Hand«. (1},5b)"
Der Plan wird bis in alle Einzelheiten vorbereitet. Amnon soll
" A.O.lPTü:
When your father comes to see you,
then you say to him,
»Let come Tamar my sister
and let her feed me food
and let her do before my eyes the food
so that I may see
and eat from her hand". (1.3,Sb)
(bö') seines Vaters dazu benutzen, das Kommen (bö')
Schwester; nicht Abschaloms Schwester zu erbitten. Diesmal
durch das Geltendmachen der Verwandtschaft mit Tamar
Verda.cht verhindert (vgl. 1}A). Außerdem soll ihr Besuch längere
in Anspruch nehmen. Nicht nur soll sie wie eine Kranken­
ScllWI~stl~r Amnon zu essen geben, sondern sie soll auch wie eine
das Essen vor seinen Augen zubereiten und somit seine
Be~p.er'de, sie anzuschauen, sättigen. Die Redewendung »vor meinen
das Essen machen ('sh)« erinnert an die Unmöglichkeit »in
den Augen Amnons, ihr irgend etwas zu tun« ('sh; 1},2). Während
das Zu-essen-Geben und die Zubereitung des Essens in umgekehrter
Reihenfolge genannt werden, stehen die Ergebnisse daraus in der
richtigen: »daß ich sehe und esse von ihrer Hand«.'3 Das Fehlen
eines Objekts zu dem Verb sehen gibt ihm eine gewitzte Doppeldeutigkeit.'4
David soll dabei denken, daß Amnon sehen möchte, wie das
Essen zubereitet wird, der Leser weiß aber, daß er Tamar sehen
möchte. Außerdem würde das »Essen von ihrer Hand« sie in seine
Reichweite bringen.
Jonadab ist wirklich gerissen.'; Nachdem er Amnon ein Geständnis
entlockt hat, das Bestätigung sucht, plant er, den Prinzen zu befriedigen.
Er rät ihm ganz geschickt, die Krankheit rur seine Zwecke
einzusetzen. Amnon soll den Vater dazu benutzen, das Hindernis
des Bruders zu überwinden und sich der Schwester zu versichern.
Jonadab gewinnt Amnon durch seine Freundschaft und knüpft ein
Netz, in dem sich Tamar, Abschalom und David verfangen sollen.
Diese zweite Episode mit ihrer eigenen Ringkonstruktion vermittelt
uns ganz deutlich denselben Eindruck wie die erste: Tamar wird in
die Falle gelockt.
C. David und seine Kinder, 13,6-9c. Von Situationsbeschreibung
(1. Episode) und Ratschlag (2. Episode) geht die Geschichte nun zur
Handlung über. In der }. Episode werden die kreisförmigen Muster
von einem linearen Verlauf abgelöst, der allerdings in Amnons Haus
beginnt und endet. Die Verben kommen (bö; 1},6), schicken (511);
1},7) und gehen (hlk; 1},7,8) heb~n die Veränderungen von Ort und
Handlung hervor. Anders als in den vorhergehenden Episoden
werden hier Bericht und direkte Rede vermischt. Der Erzähler und
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