Trible-mein_gott_war..

4- Die Tochter Jiftachs
Ein unmenschliches Opfer
Mein Gott, mein Gott,
warum hast du sie vergessen!
Richter 11,29-40
Unsere letzte Geschichte gehört auch in die Zeit der Richter. Damals
lebte Israel in Starnmesgemeinschaften, frei von der Macht einer
zentralisierten Regierung, aber auch bedroht von Anarchie und
Untergang. ' Vor diesem Hintergrund werden die geschilderten
Ereignisse des öffentlichen und privaten Lebens zu einer saga von
Glauberislosigkeit, Tod und Trauer verknüpft. 2
In dem Zyklus von Geschichten über Jiftach, den Gileaditer,J stellt
unsere Erzählung Szene 2 dar (11.,29-40).4 Ihr gehen ein theologisches
Vorwort (10,6-16), eine Einführung in die Krisen der Zeit
. (1.0,17-11,)) und eine Szene voraus, in der die Konflikte z. T. gelöst,
z. T. weiter ausgetragen werden (11.,4-28). Auf Szene 2 folgt dann
der Schluß des Zyklus (1),1-7).5 Die zweite Szene besteht aus zwei
Episoden und einem Nachwort. Episode 1 erzählt von einer blutigen
Schlacht zwischen den Völkern und'Episode 2 von einem privaten
Opfer. Im Nachwort wird dieses Opfers gedacht. Wir haben uns die
Aufgabe gestellt, Szene 2 sorgfältig zu untersuchen in Hinblick auf
ihre zentrale weibliche Gestalt: die namenlose Tochter des Jiftach,
Der Kontext von Szene 2
A. Einleitung: Gegeniiberstellung der Konflikte, 10,17-11,]. Die
Einleitung des Jiftach-Zyklus stellt einen öffentlichen und einen
privaten Konflikt einander gegenüber. Im 11. Jahrhundert, als
Ammon in Transjordanien ein Königreich wird mit Rabba als
Hauptstadt, beginnen die Ammoniter, die Kinder Israel zu unterdrücken,
insbesondere die, die im Gebiet von Gilead wohnen, dessen
bedeutendste Stadt Mizpa ist. 6 Für den deutoronomischen Theolo-
1)5