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Trible-mein_gott_war..

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Ärger von Männern gegen einen anderen Mann Lots Tö,chtern<br />

Schrec..~en, für die er sie freiwillig angeboten hatte. In ähnlicher<br />

Weise berichtet unsere Geschichte, daß die Benjarniniter zuerst mit<br />

dem Vorschlag des alten Mannes unzufrieden <strong>war</strong>en. »Aber die<br />

Leute wollten nicht auf ihn hören.« (1.9,25a, Luth).4 6 Dieses Mal<br />

jedoch verschont der Ärger der Männer die Frau nicht.<br />

Nachdem die beiden Geschichten bisher in Kulisse, Vokabular und<br />

Motiven parallel liefen, gehen sie nun auseinander, wobei unsere<br />

um so verabscheuungswiirdiger wird. Nichts hat uns auf die bevor-.<br />

stehenden Schrecken vorbereitet. Der Dialog kommt zu einem Ende,<br />

das Verhandeln hört auf, der alte Mann und seine jungfräuliche<br />

Tochter treten ab. Keiner <strong>war</strong>tet darauf, was die unzufriedenen<br />

Benjaminiter als nächstes verlangen könnten. Statt dessen folgt ein<br />

non sequitur dem Kommentar des Erzählers, der sagte, daß die<br />

Männer nicht auf den alten Mann hören wollten. »Da ergriff (l:tzq).<br />

der Mann«, das ist unser Herr, der Gast über Nacht, »seine Neben-.<br />

frau und stieß zu ihnen hinaus« (1.9,25b).47 Er handelt so hastig, daß<br />

das' Hebräische das direkte Objekt sie bei dem zweiten Verb ausläßt.<br />

Derjenige, den der Erzähler vorher so sympathisch dargestellt hatte,<br />

als er seine Nebenfrau suchte, »um zu ihrem Herzen zu sprechen«,<br />

liefert sie nun dem Feind aus, um sich selbst zu retten. Wahrlich, die<br />

Stunde ist gekommen, und die Frau wird überantwortet in die<br />

Hände der Sünder (vgl. Mk 1.4A1.)! Am Ende dieses Abschnitts hat<br />

die Sicherheit innerhalb des Hauses gegenüber der Gefahr nachgeben<br />

müssen. Aber nur die Nebenfrau leidet unter der Niederlage.<br />

Keiner von denen, die drinnen sind, kommt ihr zu Hilfe. Sie haben<br />

sich alle in die Dunkelheit der Nacht zurückgezogen (Mk 1.4,26-42).<br />

»Und der Mann ergriff seine Nebenfrau und stieß zu ihnen hinaus.«<br />

Die Gefahr, die an die Tür der Fröhlichkeit klopfte, bekommt ihr<br />

Opfer.<br />

2. Außerhalb des Hauses, 1.9,25c-26. Das Hinausstoßen (hal:tfr~)<br />

kennzeichnet den Übergang zu dem mittleren Abschnitt der Episode.<br />

Mit Hilfe des distanziert erzählenden Berichts entfaltet sich die<br />

Geschichte des Schreckens. Das Verbrechen selbst wird nur mit<br />

wenigen Worten erwähnt. Wenn der Erzähler weder Pornographie<br />

noch Sensationslust anspricht, so kümmert er sich aber auch herzlich<br />

wenig um das Schicksal der Frau. Die Kürze dieses Abschnitts<br />

1.1.2<br />

die Vergewaltigung einer Frau steht in krassem Gegensatz zu<br />

dem weitschweifigen Bericht über das Zechgelage und die Beratungen,<br />

die dem Verbrechen vorangehen. Die eindringliche Aufmerksamkeit,<br />

mit der auf die Männer eingegangen wurde, intensiviert<br />

den Schrecken noch, dem die Frau nun ausgeliefert wird. Der<br />

Erzähler verwendet bei seinem Bericht von dem Verbrechen dasselbe<br />

Vokabular wie die ruchlosen Männer der Stadt, die den<br />

männlichen Gast erkennen wollten. »Und sie erkannten (yd') sie«<br />

(1.9,25C). In diesem Kontext wird ganz deutlich, was mit dem Wort<br />

»erkennen« ge<strong>mein</strong>t ist. Es bedeutet Vergewaltigung, und es ist<br />

hier ein Verb, das rücksichtslose Mißhandlung ausdrückt. »Und sie<br />

vergewaltigten (yd') sie und quälten ('11) sie die ganze Nacht bis<br />

zum Morgen« (1.9,25d).48 Da die Verben in der 3. Person Plural<br />

stehen und auf die lange Zeitspanne hingewiesen wird, ist es sicher,<br />

daß das Verbrechen nicht aus einer einzelnen Tat, sondern aus<br />

vielfachen gewaltsamen Handlungen bestand. »Sie vergewaltigten<br />

sie und quälten sie die ganze Nacht bis zum Morgen.« Ein drittes<br />

Verb schließt ihre Aktion ab. »Und sie ließen sie gehen, als die<br />

Morgendämmerung heraufzog« (1.9,25e). Vergewaltigt, gequält<br />

und laufengelassen. Die Kürze des sprachlichen Ausdrucks enthüllt<br />

die Zügellosigkeit der Gewalt.<br />

Es fällt auf, daß die nächste Handlung der Frau gehört.<br />

Die Frau kam, als der Tag anbrach,<br />

und fiel nieder am Eingang<br />

des Hauses von dem Mann,<br />

wo ihr Herr <strong>war</strong>, bis es hell wurde. (1.9,26)<br />

Zum ersten Mal seit dem Beginn der Geschichte ist diese einsame<br />

Frau das Subjekt aktiver Verben, obwohl sie keine Kraft mehr zum<br />

Handeln hat. Sie ist nur noch das geschändete Eigentum des Herrn,<br />

der sie preisgegeben hat. Einst hatte sie diesen Mann verlassen,<br />

aber er hatte sie zurückgefordert - allerdings nur, um sie anderen<br />

Männern auszuliefern, als diese an die Tür (dlt) des Hauses pochten<br />

(1.9,22). Nun, da sie sie vergewaltigt und abgestoßen haben<br />

(1.9,25d), hat sie keine andere Wahl, als »am Eingang (ptl:t) des<br />

Hauses niederzufallen«. Ihr körperlicher Zustand ist Ausdruck<br />

ihrer geknechteten Position. Währenddessen ist ihr Herr drinnen<br />

1.1.3

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