28.02.2014 Aufrufe

Trible-mein_gott_war..

Trible-mein_gott_war..

Trible-mein_gott_war..

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gen, dessen Urteil in das Vorwort zum Jiftach-Zyklus einfließt,<br />

diese militärische Bedrohung ein Werk Gottes. Gott straft Israel<br />

seine Abtrunnigkeit (10,6-16).7 Nachdem sie ihre Sünden bekannt<br />

haben, suchen die Kinder Israel einen Befreier, einen, der sie im<br />

Kampf gegen die Ammoniter führt (10,17-1S).8<br />

Ihr Erretter ist eine zweideutige Erscheinung. »Jeftah, ein Gileaditer,<br />

<strong>war</strong> ein streitbarer Mann« (11,1a; Luth), einer, der viel Erfahrung<br />

im Kampf hatte und der sowohl seine eigene Ausrüstung als<br />

auch ein Kontingent von Soldaten stellen konnte. 9 Neben diesen<br />

wünschenswerten Vorzügen hatte er jedoch einen unauslöschlichen<br />

Makel: er (hft') <strong>war</strong> »der Sohn einer Hure« (11,1b). So unsicher <strong>war</strong><br />

Jiftachs Abkunft, daß man nur die personifizierte Gegend von Gilead<br />

zu seinem Vater erklären konnte. lO Als Kind einer namenlosen<br />

Dirne und eines unbekanntes Vaters litt Jiftach, der mächtige Krieger,<br />

für die Sünden seiner Eltern. Die legitimen Nachkommen<br />

seiner Generation vertrieben ihn aus seines Vaters Haus." Mit<br />

einem ironischen Unterton berichtet der Erzähler, daß Jiftach »vor<br />

seinen Brüdern« floh, um im Lande Tob zu wohnen (11,)a)." Mit<br />

dei: Zeit sammelt dieser Ausgestoßene Freunde aus dem Abschaum<br />

der Gesellschaft um sich. »Und es sammelten sich bei ihm lose Leute<br />

und zogen mit ihm aus ('immö)« (11,3b; Luth).'] Der Erretter ist<br />

wahrhaftig eine zweideutige Erscheinung!<br />

B. Szene 1: Beschlußfassung und Vergeltungsmaßnahmen, 11,4-28.<br />

Nachdem der Erzähler den zukünftigen Befreier als einen Ausgestoßenen<br />

vorgestellt hat, berichtet er weiter, daß Jiftach und sein Volk<br />

sich angesichts der Aggression der Ammoniter wieder zusammentaten.<br />

Szene 1 beginnt mit einer Bedrohung von außen, durch die eine<br />

innere Spaltung überwunden wird. Die Initiative geht von den<br />

Ältesten von Gilead aus, deren unfähige Heeresleitung ihnen keine<br />

andere Wahl läßt, als sich den Illegitimen als Retter auszusuchen.<br />

Diese Ältesten »gingen ... hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu<br />

holen« (11,5b; Luth).14 Zuerst bieten sie ihm nur eine zeitgebundene<br />

Befehlsgewalt an für die Dauer des bevorstehenden Kampfes<br />

gegen die Ammoniter. »Komm und sei unser Führer (qä~in) ...«,<br />

bitten sie (11,6; Zür).' 5 Aber Jiftach fordert sie heraus mit Fragen,<br />

die die harte Behandlung in Erinnerung rufen, die er durch sie<br />

erlitten hat (11,7).,6 Sie weisen diese Beschuldigungen z<strong>war</strong> zurück,<br />

aber die Verzweiflung zwingt sie, ihm eine dauernde Machtposition<br />

anzubieten. .<br />

Darum kommen wir mm wieder zu dir,<br />

damit du mit 1ins ziehst und uns hilfst,<br />

gegen die Ammoniter zu kämpfen;<br />

und unser Haupt (lerös) seist über alle,<br />

die in Gilead wohnen. (11,S;Luth)'7<br />

Erstaunlicherweise übertragen ihm die Ältesten diese ungeheure<br />

Machtfülle, ohne auch nur die Bedingung daran zu knüpfen, daß er<br />

die Schlacht gewinnen müsse. Ihr neues Angebot bringt Jiftach<br />

dazu, mit ihnen zu verhandeln:<br />

Wenn ihr ('attem) mich ('atf) dazu veranlaßt, zurückzukehren,<br />

um gegen die Ammoniter zu kämpfen,<br />

und wenn ]ahioe sie mir preisgibt,<br />

dann werde ich ('änökf)<br />

über euch (läkem) das Haupt (lerös) sein. (118)'8<br />

Seine Art zu verhandeln ist gewitzt. Indem er sich mit einem<br />

Bedingungssatz auf Jahwe beruft, setzt er die Macht der Ältesten<br />

noch weiter herab und wertet dabei gleichzeitig seine eigene<br />

Autorität auf. Das, was sie ihm gerade angeboten haben, will er<br />

sich selbst auf dem Schlachtfelde verdienen, falls der Herr ihn<br />

unterstützt. Und wenn dann erst einmal die Bedingung erfüllt<br />

und die Schlacht gewonnen ist, wird Jiftach die Macht für sich<br />

beanspruchen ohne .weitere Bezugnahme auf Jahwe. Nach diesen<br />

Worten hat Gott, der für die Verhandlung nützlich ist, nach dem<br />

Sieg keine Rolle mehr zu spielen. Und somit tritt Gott nur indirekt<br />

in die Geschichte ein, er spricht nicht und handelt nicht und<br />

wird auch nicht direkt angesprochen. Diese religiöse Einstellung<br />

wird später den Schrecken und die Verwirrung alles dessen,<br />

was geschieht, noch verschlimmern. Indessen geben die Ältesten, als<br />

sie Jiftach antworten, ihre völlige Einwilligung zu diesem Handel.<br />

Angesichts der Bedrohung von außen hat Gilead die inneren<br />

Streitigkeiten beilegen können. Eine öffentliche Gefahr hat einen<br />

privaten Konflikt gelöst. Mit Jiftach als ihrem »Haupt und Füh-<br />

137

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!