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PDF des gesamten Heftes (5MB) - Institut für Theorie ith

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Die ZIA als Marke<br />

The coast is always changing:<br />

Wechselnde Einstiegsseiten und<br />

‹Glitzi-Elemente› der ZIA-Homepage<br />

Nein, man kann nicht behaupten, dass die Zentrale Intelligenz<br />

Agentur (ZIA) zu irgendeinem Zeitpunkt ihres<br />

Bestehens ‹unterphilosophiert› gewesen wäre. So wie die<br />

zahllosen seelenlosen Unternehmen und Konzerne der<br />

freien Wirtschaft, deren einzige Sprache die Produkte<br />

sind, die das Haus verlassen, denen es die Sprache verschlägt,<br />

wenn sie über sich selbst Auskunft geben sollen,<br />

und die sich <strong>des</strong>halb ihre inkorporierte Identität von eigens<br />

darauf spezialisierten Agenturen aufwändig und kostspielig<br />

vorsoufflieren lassen müssen. An philosophischer<br />

Überhöhung der eigenen Aktivitäten hat es nie gemangelt.<br />

Von Anfang an war klar, dass<br />

es bei diesem Gruppenexperiment<br />

um etwas Großes,<br />

Grundstürzen<strong>des</strong> gehen würde:<br />

eine Versuchsanordnung,<br />

die sich nicht wiederholen<br />

lassen und <strong>für</strong> die es keine<br />

zweite Chance geben würde<br />

— ähnlich wie bei der realen<br />

Sprengung eines Gebäu<strong>des</strong><br />

<strong>für</strong> Dreharbeiten zu einem<br />

Film. Im Falle <strong>des</strong> Fehlschlagens<br />

hätten alle Beteiligten<br />

buchstäblich alt ausgesehen,<br />

indem sie große Teile ihrer beruflichen Adoleszenz in ein<br />

brotloses und infantiles Quatschprojekt investiert hätten.<br />

Während andere ordentlich an ihrer Karriere bauen, hätten<br />

sie den Start und den Anschluss verpasst, und wie<br />

erklärt man das bitteschön den Eltern? Für den Fall <strong>des</strong><br />

Gelingens allerdings war daran die Verheißung eines besseren,<br />

entspannteren Lebens im Hier und Jetzt und im<br />

Einklang mit den eigenen Neigungen, Bedürfnissen und<br />

Vorlieben geknüpft. Es ging und geht noch immer darum,<br />

Ernst zu machen mit dem Spaß an der Arbeit und dieses<br />

Projekt in den selbstgewählten Gruppenstrukturen eines<br />

handverlesenen Kreises von Gleichgesinnten zu verfolgen.<br />

Es ging um den dritten Weg jenseits von Einzelkämpfertum<br />

und Festanstellung, es ging darum, ein «kapitalistischsozialistisches<br />

Joint Venture mit dem Anspruch, neue Formen<br />

der Kollaboration zu etablieren», wie es seit einiger<br />

Zeit auf der Website heißt. Diese Verheißung war es, die<br />

uns um das Jahr 2001 herum veranlasste, uns regelmäßig<br />

in zunächst losen Runden in unserer Berliner Stammkneipe<br />

Prassnik am Rosa-Luxemburg-Platz einzufinden und<br />

nicht nur wie gehabt über Tagesgeschäft und Weltenläufe<br />

zu debattieren, sondern über die Zusammenlegung unserer<br />

Geschäftstätigkeit und den Aufbau einer gemeinsamen<br />

Infrastruktur nachzudenken.<br />

Wir, das war ein bunter Zusammenschluss von Geisteswissenschaftlern,<br />

Journalisten und Programmierern,<br />

die teilweise noch im Studium steckten, teilweise schon<br />

länger in den üblichen Berliner Freiberufler- und Großraumbürostrukturen<br />

unterwegs waren, teilweise gerade<br />

wieder aus geregelten Anstellungsverhältnissen ausgespuckt<br />

worden waren, in die die New Economy sie außerplanmäßig<br />

‹hineingesogen› hatte, teilweise rechtzeitig und<br />

aus freien Stücken gekündigt hatten. Man kannte sich zum<br />

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