Blick in die Ausstellung: «Kosmos im Kopf», 2000 Blick in die Ausstellung: «Der (im)perfekte Mensch», 2000/2002 Blick in die Ausstellung: «10 Gebote», 2004
77 31 — # 08/09 (Dezember 2006) Das Magazin <strong>des</strong> <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Theorie</strong> der Gestaltung und Kunst Zürich (<strong>ith</strong>) _– _– _– im Deutschen Hygiene-Museum erwartet hatte. Aber diese Irritation erzeugte bei den BesucherInnen zugleich Neugier und weckte dadurch besonderes Interesse <strong>für</strong> das Thema. Diesem Interesse wurde auch Rechnung getragen durch ein umfangreiches Beiprogramm: Tagungen, wissenschaftliche Vorträge, Ringvorlesungen mit der Universität, vielfältige Kooperationsveranstaltungen mit unzähligen Partnern, zwei Begleitbücher zur Ausstellung, ein umfangreiches museumspädagogisches Programm, das sich an bestimmen Zielgruppen orientierte. Diese Vernetzung von Ausstellung mit einem wissenschaftlich-pädagogischen Rahmenprogramm hat sicherlich viel zum Erfolg der Ausstellung mit 150’000 BesucherInnen beigetragen. Diese drei Beispiele markieren die unterschiedliche Ausstellungsarbeit <strong>des</strong> DHM und verdeutlichen, dass Ausstellungen, besonders auch durch ihre Form, als eigenständige Kommentare zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen wahrgenommen werden und so Diskurse in die Öffentlichkeit tragen können: — «Kosmos im Kopf — Gehirn und Denken»: Kunst und Wissenschaft schließen sich nicht aus, in ihrer Zusammenarbeit zeigen sie vielmehr die besondere Ästhetik der Wissenschaft; — «Der (im-)perfekte Mensch»: Unsere Vorstellungen von normaler menschlicher Existenz werden durch Erfahrungsräume, durch Inszenierungen erweitert; die Grenzen zwischen Perfekt und Imperfekt werden zumin<strong>des</strong>t durchlässig; — «10 Gebote»: Die strenge Präsentation von moderner Kunst kann neue Denkräume über ein altes Thema erschließen, bildende Kunst hat gesellschaftliche Relevanz und gehört auch in ein Museum vom Menschen. Fazit: So vielfältig wie die Themen <strong>des</strong> Deutschen Hygiene-Museums sind auch seine Vermittlungs- und Umsetzungsformen. Das Deutsche Hygiene-Museum, als ein Museum der Gegenwart, begreift das Medium Ausstellung als ein Reflektionsforum, das ‹gewitzt› anregen soll, über gesellschaftsrelevante, aktuelle wissenschaftliche oder wissenschaftshistorische Themen sowie über wissenschaftliche Innovationen und seine kulturellen Folgen <strong>für</strong> den Menschen nachzudenken bzw. ins Gespräch zu kommen. Es nutzt seine Ausstellungen als Mittel gesellschaftlicher, wissenschaftlicher oder individueller Gegenwartsaufklärung, die natürlich mit kulturhistorischen Objekten, Methoden und Fragestellungen operieren können — aber eben nicht müssen. Eine Ausstellung am Deutschen Hygiene-Museum soll Themen in der Öffentlichkeit bewegen; aus diesem Grund reflektiert das Deutsche Hygiene-Museum durch seine Art <strong>des</strong> ‹Ausstellungsmachens›, also durch die Praxis, auch immer das Museum als Medium selber. Doch in den letzten zehn Jahren erschien es — angesichts gesellschaftlicher Veränderungen, auf die ein Museum wie das unsrige reagieren muss — immer notwendiger, die Ausstellungen mit ihren Themen zusätzlich mit einem breiten, vernetzten Angebot von Veranstaltungen, Tagungen, Publikationen <strong>für</strong> unterschiedliche Zielgruppen und mit pädagogischen Vermittlungsangeboten in die Öffentlichkeit zu tragen — um verstärkte Aufmerksamkeit <strong>für</strong> das Museum und seine Ausstellungsthemen zu erzeugen. )