PDF des gesamten Heftes (5MB) - Institut für Theorie ith

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«Performance-Training heißt, als Teil eines offenen Kollektivs
handeln zu lernen, als Teil eines Kollektivs, das nicht
repräsentiert werden kann, das keine Identität, kein Programm,
kein gemeinsames Produkt kennt. Angesichts
radikaler Offenheit doch in bestimmter Weise gemeinsam
zu agieren, ohne dem Zwang nachzugeben, dass Gemeinsamkeit
darzustellen und zu vertreten ist und sich mithin
über Sanktion und Ausschluss definiert, das ist das Politische
der Performance, das ist eine Politik der open source.
Liebe AgentInnen und Agenten — wir rufen Euch auf:
schützt die Agentur! Sie ist in Gefahr. Jedes Mal wenn sie
darauf geprüft wird, was sie ist, was sie kann, wo sie steht,
wofür sie steht, wer eigentlich die Agentur macht, ob sie
funktioniert, ob sie jemandem was bringt, worauf sie hinaus
will, wer mitmacht und wer nicht, nimmt sie als politische
Performance Schaden. Unser Problem ist nicht, dass
nicht verlässlich ist, wer und was die Agentur ist, sondern
dass im Moment allzu viele versuchen, darauf eine Antwort
zu finden, von der sie ihr Handeln abhängig machen wollen,
von der sie eine Sicherheit wollen, mit der sie eine
Kosten/Nutzen-Rechnung anstellen wollen und zwar
immer wieder aufs Neue.
Eins ist klar: Es ist höchste Zeit für eine Flucht. Die
Agentur taucht unter, sie verschwindet, sie macht sich
unsichtbar, sie wird Geheimagentur. Aber ist das das
Ende? Ihr wisst ja, wie das mit Geheimorganisationen ist
— hierarchische Strukturen sind eine Gefahr. Je autonomer
die einzelnen Zellen agieren, desto besser. Die Verständigung
untereinander muss neu gefunden werden.
Agentinnen und Agenten — Ihr seid auf Euch gestellt,
doch Ihr seid nicht allein! Die Trainings-Anweisung lautet
daher: Schickt Nachrichten an andere Zellen! Empfangt
Nachrichten von anderen Zellen.»
Diese Flucht ist heikel. Schließlich will man sich nicht
plötzlich in der Ödnis einer theoriefreien Zone wieder
finden oder gar auf die «Weisheit des Herzens» verwiesen
werden. Der Weg führt in den Untergrund. Die Geheimagentur
ist keine Gruppe, die sich gegen Theorie, Analyse
und Programmatik stellt, lieber ist sie überhaupt keine
Gruppe. Oder eben: ein zerstreutes, ein offenes Kollektiv,
dessen Theorie und Programm so geheim sind, dass niemand
alle Teile kennt.