PDF des gesamten Heftes (5MB) - Institut für Theorie ith
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Der Trend in den Diplomarbeiten 2006 zeigt nun<br />
wieder in eine andere Richtung, nämlich zurück zur Klassik,<br />
zu kulturell verorteten Gebieten wie Photographie,<br />
zeitgenössische Kunst oder Philosophie. Die <strong>Theorie</strong> erhält<br />
ihren Stellenwert im Analysieren von gestalterischen Phänomenen<br />
und gebärdet sich so wieder mehr als Metadiskurs<br />
im traditionellen Sinn. Am Ausgeprägtesten ist dies in<br />
der Arbeit Design_Wissen (2006) von Claudia Mareis, die<br />
dem Verhältnis von Design und Wissen im Diskurs der<br />
Schweizer Designforschung nachgeht. Damit sucht sich<br />
die Diplomandin einen klassischen Bereich der HGKZ und<br />
deren <strong>Theorie</strong>bildungsprozess in den letzten Jahren als<br />
Thema <strong>für</strong> ihr Diplom aus. Die Reflexion über diese neue<br />
Gattung der Wissenschaft führt Mareis zu Überlegungen<br />
über Wissenschaftsbegriffe in unserer Gesellschaft, nach<br />
der Unterscheidung von Forschung über oder Forschung<br />
durch Design und nach den Bildern vom kreativen Subjekt<br />
<strong>des</strong> Wissenschaftlers oder Künstlers, die hinter den jeweiligen<br />
Positionen stehen. Mit ihrer Befragung zu Wissen<br />
und Design zielt Mareis zentrale Punkte der Frage nach<br />
dem Ort und der Artikulation von <strong>Theorie</strong> an einer Fachhochschule<br />
<strong>für</strong> Gestaltung und Kunst an. Der Gestus dieser<br />
Reflexion bleibt bei der akademischen, wissenschaftsgeschichtlichen<br />
Text- und Buchproduktion, ohne dass<br />
nach neuen Formaten <strong>für</strong> die <strong>Theorie</strong> gefragt würde. Im<br />
Gegenzug erarbeitet die Diplomandin jedoch aus ihrer<br />
Position an der Fachhochschule und der damit verbundenen<br />
vertieften Kenntnis von Designpraxis eine Basisarbeit<br />
in einem Feld der <strong>Theorie</strong>, das von den Schweizer Universitäten<br />
nicht abgedeckt wird.<br />
Von der Kontamination der <strong>Theorie</strong> durch autorschaftliche<br />
Transformation über die <strong>Theorie</strong>praxis als<br />
Alltagsreflexion bis zur klassischen Metatheorie einer<br />
gestalterischen Praxis als Aufgabe der <strong>Theorie</strong> — in den<br />
letzen Jahren haben sich am Studienbereich <strong>Theorie</strong> die<br />
unterschiedlichsten Formate etabliert. Ob der Trend weg<br />
von der Umsetzung der <strong>Theorie</strong> hin zu der klassischen<br />
Textproduktion anhält, wird sich zeigen. Der Studienbereich<br />
<strong>Theorie</strong> an der HGKZ kann <strong>für</strong> sich auf jeden Fall in<br />
Anspruch nehmen, dass die thematische und mediale<br />
Bandbreite der Diplomarbeiten der letzten Jahre das Kerngeschäft<br />
der <strong>Theorie</strong> an einer Gestalterschule in vielfältigster<br />
Weise durchdekliniert und die Praxis der <strong>Theorie</strong><br />
so in den verschiedensten Facetten gezeigt hat. In Zeiten,<br />
wo die Rollenbilder in der Kunst- und Kreativszene fließend<br />
werden, wo der Theoretiker zum Kurator und der Künstler<br />
zum Forschenden oder Theoretiker werden kann, sind die<br />
Praxis der unterschiedlichsten <strong>Theorie</strong>formate, die thematische<br />
Breite der Auseinandersetzung und die Vernetzung<br />
in den unterschiedlichen Disziplinen eine Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> Orientierung in der ‹Kreativgesellschaft›. Der Studienbereich<br />
<strong>Theorie</strong> an der HGKZ bietet Studierenden breit<br />
gefächerte Möglichkeiten, sich in dieser transdisziplinären<br />
Praxis der <strong>Theorie</strong> zu positionieren.<br />
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© Claudia Mareis